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Immer nur in Seminarräumen oder Laboren abhängen? Das war für mich nie das Ziel – und vermutlich für die meisten anderen, die mit dem Gedanken spielen, als Medical Advisor in den Job zu starten, auch nicht. Schon beim ersten Kaffee mit Kolleginnen hier in Mülheim fällt auf: Man lebt als Medical Advisor auf einer Art Brücke. Die Brücke zwischen Wissenschaft und Marketing, zwischen stoischer Fachlichkeit und dem – manchmal nicht ganz konfliktfreien – Zusammenspiel mit Vertrieb und Ärzteschaft. Das klingt erstmal überschaubar, doch wer sich hier schonmal vor Ort umgehört hat, weiß: Es kann verdammt haarig werden.
Mülheim an der Ruhr – von außen betrachtet weder Medizin-Mekka noch Pharmagigant. Und trotzdem: Wer auf den lokalen Arbeitsmarkt schaut, reibt sich verwundert die Augen. Die Schnittstelle zwischen den großen Ballungszentren an Rhein und Ruhr wirkt fast wie eine Drehscheibe für Tierarzneimittel, Medizintechnik und Healthcare-Start-ups aus Essen, Düsseldorf, Dortmund – und mittendrin: Medical Advisors. Was viele unterschätzen: Hier trifft man nicht nur auf große Pharmahäuser, sondern auch auf solide mittelständische Zulieferer oder überraschend agile Biotech-Teams. Manchmal frage ich mich, ob der Begriff „Hidden Champion“ ursprünglich in irgendeiner Teeküche an der Ruhr erfunden wurde.
In puncto Aufgaben sollte man sich keinen Illusionen hingeben. Die Tätigkeit als Medical Advisor verlangt nach einem gewissen Spagat: Inhalte aus klinischen Studien verstehen, ärztlichen Anspruch bedienen, FDA-Normen zumindest im Ansatz überschauen – und am Ende noch verständlich mit den Marketing-Teams sprechen. Achja, rechtliche Fallstricke rund um das Heilmittelwerbegesetz gibt’s gratis dazu. Sicher, vieles davon lernt man „on the job“, aber ein bisschen masochistische Freude am Normen-Dschungel sollte man schon mitbringen. Ob das nun professionelle Sturheit oder akademische Neugier ist, sei dahingestellt – wahrscheinlich eine gesunde Mischung aus beidem.
Und dann das Thema Gehalt. Kleine Realitätsspritze: Die großen Sprünge wie in Frankfurt oder München sind in Mülheim selten Realität, aber wirklich ärmlich lebt hier auch niemand. Für Berufseinsteiger liegt das monatliche Gehalt meist etwa zwischen 4.000 € und 4.800 €, je nach Spezialgebiet auch mal 5.000 €, wenn die Chemie passt – im doppelten Sinne. Mit Berufserfahrung, sagen wir etwa fünf bis sieben Jahre, sind 5.500 € bis 6.800 € gut drin. Was das in NRW bedeutet? Es bleibt genügend, um den Wochenendbesuch im Szene-Café mit Anstand zu bezahlen, aber für einen Porsche Taycan zum Einstand wird’s eher nicht reichen. Oder vielleicht doch, wenn Zulagen und Zusatzleistungen stimmen… Aber das ist dann eher die Ausnahme als die Regel.
Übrigens: Wer meint, bei Medical Advisors würden die Weiterbildungsmöglichkeiten standardmäßig im eigenen Saft schmoren – Irrtum. Gerade in Mülheim, mit seinem unmittelbaren Draht zur Uni-Klinik in Essen, Kooperationen mit regionalen Innovationszentren und manchmal überraschend internationalen Touchpoints, entwickelt sich das Jobprofil rasant. Die Themen gehen längst über klassische Arzneimittelinformation hinaus: Künstliche Intelligenz in der klinischen Bewertung, digitale Patientenakten, manchmal sogar Ethik-Fragen (Stichwort: Daten versus Datenschutz). Diese Dynamik – gepaart mit der bodenständigen Ruhrgebietstoleranz gegenüber Fehlern und Ecken – gibt Raum zum Wachsen. Und ja: Hier darf man auch mal querdenken, ohne gleich Gefahr zu laufen, bei der nächsten Abstimmung in der Kantine ausgebootet zu werden.
Vielleicht bin ich da eigen, aber der Reiz liegt für mich genau in diesem Spannungsfeld. Wer als Berufseinsteiger oder wechselwilliger Profi mit dem Gedanken spielt, nach Mülheim zu gehen, sollte also eine ordentliche Portion Eigeninitiative (und einen stabilen Kaffee-Vorrat) mitbringen. Es gibt Tage, die sind ein reines Zahlen-Wirrwarr, andere zermürbend wegen der Komplexität. Doch genau daraus schöpfen viele Kolleginnen und Kollegen die eigentliche Zufriedenheit. Keine Routine im klassischen Sinn, sondern eine Entwicklung, die manchmal ganz eigenwillig durchs Revier rollt – wie ein Güterzug bei Nebel, der erst beim zweiten Hinsehen sein ganz eigenes Ziel offenbart.
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