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Essen – klingt nach Montanindustrie, nach schwerer Arbeit, nach rauem Charme. Wer hier als Medical Advisor startet (und das tun gar nicht so wenige, habe ich festgestellt), merkt schnell: Zwischen Stethoskop und Vorstandsetage gibt es auf einmal eine ganz neue Spielart von Verantwortung. Man sitzt nicht am Krankenbett, man entscheidet nicht im OP. Und doch: Der Rat, den man gibt, der ist selten nur graue Theorie. Da geht es um Therapierichtlinien, Marktzugang, Kommunikation mit der Fachöffentlichkeit – kurz gesagt um alles, was an der Schnittstelle von Wissenschaft, Vertrieb und Patientenwohl jongliert werden muss.
Aber Moment: Was macht ein Medical Advisor in Essen eigentlich, abgesehen vom Jonglieren? Die Stellenbeschreibungen (die sollte man mal gegeneinander halten!) sind oft ein Sammelsurium aus Anforderungen, von wegen „wissenschaftliche Exzellenz“, „kommunikative Souveränität“ und – natürlich – „relevantes Hochschulstudium“. Ich musste schmunzeln, als ich das erste Mal las: „Schnittstelle zwischen Medizin und Markt“. Das klingt geschmeidig, ist in Wahrheit aber das Gegenteil von weichgespült. Im Alltag springen Medical Advisors zwischen Literaturrecherchen, Schulungen, Ärztegesprächen, medizinischen Gutachten und regulatorischen Abstimmungen hin und her. Wer klare Kante mag und Ambiguität scheut, wird hier nicht glücklich. Oder zumindest ziemlich oft genervt.
Was viele unterschätzen: Die Region Ruhrgebiet, und Essen im Besonderen, ist medizinisch alles andere als graue Provinz. Kliniken wie das Universitätsklinikum, Pharmaunternehmen mit eigenen Medical Affairs-Abteilungen und Forschungsinitiativen (etwa im Bereich Onkologie, seltene Erkrankungen oder digitaler Medizin) sorgen für eine erstaunlich dichte Versorgungs- und Innovationslandschaft. In Essen werden medizinische Studien betreut, Markteinführungen vorbereitet, die Versorgungslage diskutiert – vieles läuft im engen Schulterschluss zwischen Industrie, Klinik und Forschung. Wer denkt, Medical Affairs sei hier nur ein verlängertes Vertriebsbüro, hat schlicht den Anschluss verpasst.
Jetzt mal Tacheles: Das Thema Gehalt. Den meisten Berufseinsteiger:innen versprechen die Tabellen (je nach Unternehmen und Vorerfahrung) Summen von 4.500 € bis 5.600 € im Monat – manchmal, mit Promotionsbonus und Spezialkenntnissen, auch durchaus darüber. Wer ein wenig Luft nach oben sucht oder schon einige Jahre Klinik und/oder Industrie-Erfahrung mitbringt, kann sich realistisch im Bereich von 6.000 € bis 7.400 € einpendeln. Aber klar, diese Zahlen sind Mittelwerte; schwankend, je nach Unternehmensgröße, Luftlinie zum Vorstand und dem eigenen Verhandlungsgeschick. Was auffällt: Die Gehaltsschere klafft in Essen nicht ganz so weit auseinander wie in süddeutschen Pharmahochburgen.
Technologisch passiert in Essen gerade einiges – Digitalisierung ist in aller Munde, manchmal auch bloß Lippenbekenntnis, zugegeben. Doch wer einmal an einer klinischen Studie mit E-Health-Komponenten mitgewirkt hat oder im Tactical Board eines Pharmaunternehmens die Künstliche Intelligenz für Real World Evidence-Daten ausgerollt sieht, der ist schnell mittendrin im Zukunftsbau. So ein bisschen Visionär muss man mögen, sonst fühlt man sich hier als reiner „Regelabhaker“ fehl am Platz. Schulen zu neuen Therapieformen, bei Stakeholdern Überzeugungsarbeit leisten, kritische Daten aufbereiten – das verlangt ein echtes Spagat-Talent zwischen Detailverliebtheit und Entscheidungsfreudigkeit.
Kritisch gefragt: Wie steht es um die gesellschaftliche Akzeptanz und das Entwicklungspotenzial? Der Beruf Medical Advisor ist – trotz allem Fortschritt – ein wenig Phantom in der Öffentlichkeit: Wenige Laien wissen, was sich hinter der Visitenkarte verbirgt, und manchmal werden Medical Advisors, so habe ich es erlebt, ins Verkaufen gedrängt, obwohl sie in Wahrheit Schutzpatronen medizinischer Redlichkeit sein sollten. Die ethische Spannung, die daraus erwächst, färbt spürbar auf viele Alltagssituationen ab – häufig subtil, manchmal wie ein Donnerschlag. Wer das langfristig als Stärke nutzt, statt daran zu verzagen, findet in Essen genügend Wegbegleiter, die diesen Kurs zu schätzen wissen. Und ja, das kann manchmal anstrengender sein als eine Nachtschicht in der Klinik, aber wenigstens steckt jede Menge Entwicklung darin – fachlich, menschlich und mit ein bisschen Glück auch finanziell.
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