Bencard Allergie GmbH | 80331 München
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Es gibt Berufe, bei denen man sich fragt, wie sie eigentlich entstanden sind. Medical Advisor zum Beispiel. Ich hatte nie auf dem Schirm, dass es in Augsburg einen so vielschichtigen Markt für medizinische Fachberatung abseits der klinischen Routine gibt – aber je mehr ich mich mit Menschen aus dem Feld unterhalte, desto klarer wird: Wer in diese Rolle schlüpft, landet irgendwo zwischen analytischem Schachbrett und Feldforschung im Gesundheitsdschungel.
Fangen wir mit den Aufgaben an. Medical Advisor, das klingt erstmal pompöser, als es auf dem Papier ist. Manche denken, das sei eine Art graue Eminenz in der Pharmaindustrie – der wissenschaftliche Leuchtturm, der hinter verschlossenen Türen Daten sortiert und Kliniker beim nächsten Kongress mit brillanten Argumenten beeindruckt. Die Realität in Augsburg: Deutlich bodenständiger, oft überraschend direkt. Es geht um handfeste Kommunikation mit Ärzten, grundlegendes Wissen bei medizinischen Fragestellungen und die Übersetzung von Studien in verständliche Sprache. Natürlich: Wer nur Formulare abstempeln oder Laborwerte abnicken will, ist hier falsch aufgehoben. Man schwebt ein bisschen über den Departments, schiebt sich aber auch durch dicke Studienprotokolle und muss – so ehrlich muss man sein – oft improvisieren.
Wer als Einsteiger oder Umsteiger einsteigen will, der sollte zweierlei im Gepäck haben: Erstens, Freude am ständigen Querdenken. Zweitens, eine Portion Demut vor der Tatsache, dass medical advisory keine reine Wissenschaft und kein reiner Vertrieb ist. Es zieht die, die sich nicht für das eine oder das andere entscheiden wollen – sondern für das Dazwischen. Mir ist aufgefallen: In Augsburg, vielleicht noch stärker als in den klassischen Pharmastädten, sucht man keine Allwissenden, sondern kommunikationsstarke Übersetzer zwischen Forschung, Praxis und Produkt. Man muss weder alles wissen, noch alles verkaufen. Aber Fragen muss man aushalten können. Und dass Kollegen in der Produktion, Market Access oder bei Zulassungsbehörden öfter mal ein ganz anderes Deutsch sprechen – damit muss man leben.
Ein bisschen Zahlenwerk schadet nicht, sonst bleibt alles Theorie. In Augsburg bewegen sich Gehälter für Medical Advisor meist zwischen 4.800 € und 6.200 € – Tendenz steigend, aber je nach Unternehmen, Vorerfahrung und Verantwortungsbereich auch mal darüber hinaus. Im süddeutschen Vergleich sind das solide Werte. Viel hängt am regionalen Mix aus Mittelstand, internationalen Pharmafirmen und wachsenden Biotech-Startups, die hier langsam, aber stetig Wurzeln schlagen. Unter der Oberfläche brodelt die Szene, auch wenn die großen Würfe bislang meist nach München abwandern. Das Arbeitsumfeld? Mal eng getaktet und international, mal familiär-verschlafen, gelegentlich sogar chaotisch – aber fast immer geprägt von einer erstaunlich direkten Feedbackkultur. So pragmatisch wie Augsburg selbst, irgendwie.
Bleibt die Frage nach dem Mehrwert: Was bietet der Beruf, abseits von Status und Schulterklappen? Ich will ehrlich sein: Viel Eigenverantwortung, aber selten eine ruhige Kugel. Wer Stagnation scheut, findet hier seine Nische. Die Weiterbildungslandschaft? Unerwartet vielfältig. Zwischen fachspezifischen Trainings, Fortbildungen im Bereich Pharmarecht und Angeboten zu Kommunikation oder Datenanalyse findet auch der Quereinsteiger seinen Platz. Was viele unterschätzen: Ohne Neugier auf neue Technologien, etwa im Bereich Digital Health oder Real-World-Evidence, droht man hoffnungslos abgehängt zu werden. Das ist keine Raketenwissenschaft – aber eben auch kein Spaziergang.
Und dann der Standort. Augsburg – oft unterschätzt, im pharmazeutischen Mittelstand aber längst kein Geheimtipp mehr. Zwischen Lechkanälen, Start-ups, alteingesessenen Pharmahändlern und Universitätsklinikum entsteht eine lebendige Schnittmenge. Sicher, der Hype ist nicht mit dem in Berlin oder Basel vergleichbar. Aber wer ein Umfeld sucht, wo fachliche Brillanz und schwäbische Bodenhaftung kein Widerspruch sind, dürfte hier lange bleiben. Ob das Berufsfeld langfristig krisensicher bleibt? Es gibt Optimisten, es gibt Skeptiker. Ich für meinen Teil sage: Wer Komplexität nicht scheut, gerne Sprachrohr für Wissenschaft und Praxis ist und Augsburg nicht nur als schnellen Zwischenstopp betrachtet, wird im Medical Advisory nicht so schnell an Grenzen stoßen. Vielleicht ist gerade dieses unentschiedene Dazwischen die eigentliche Stärke – für mich jedenfalls Grund genug, genauer hinzusehen.
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