DLR Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. | 06449 Cochstedt
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Scholing GmbH | 39104 Magdeburg
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Vor wenigen Jahren hätte ich, ehrlich gesagt, kaum gedacht, dass man am Flughafen Leipzig/Halle mehr als Flugzeuge abfertigt und Koffer sortiert. Doch das Bild trügt. Wer als Luftverkehrskaufmann in Halle (Saale) arbeitet, sitzt nicht nur zwischen Ticketschaltern, sondern schmiegt sich irgendwo zwischen Dispositionstalenten, Organisationstalenten und einer Prise Weltoffenheit in den Takt eines Betriebs, der ganz eigenen Gesetzen folgt. „Acht Uhr Schichtbeginn“ – klingt harmlos, läuft aber in der Praxis selten so gemütlich ab.
Viele Neueinsteiger glauben, sie stünden direkt mit Piloten oder Promis in der ersten Reihe – Glanz und Glamour, der mit Luftfahrt assoziierte Flair. Die Realität? Papierkram, viele Listen, noch mehr Verantwortung. Buchungen checken, Tickets verwalten, Kunden abfangen (nicht immer gut gelaunt) und, nicht zu vergessen, bei Fracht- und Logistikfragen den Überblick behalten. Kurz: Wer Zahlen nicht mag, verliert hier schnell die Bodenhaftung. Wo sich andere schon mit Kerosingeruch begnügen, kreist das eigentliche Geschäft um Zahlenkolonnen und Teamsitzungen.
Manchmal habe ich mich gefragt: Was hält Leute überhaupt in diesem Job? Für mich ist es das Wechselspiel zwischen Routine und plötzlichem Ausnahmezustand. Kein Tag ist wirklich typisch – und schon das kann Motivation sein.
Für Berufseinsteiger, aber auch Profis, die nach etwas Neuem suchen: Halle (Saale) mag nicht nach Weltmetropole klingen, aber der Großflughafen Leipzig/Halle ist ein echte Hausnummer. Vor allem im Bereich Luftfracht hat sich hier in den letzten Jahren ein regelrechtes Logistikzentrum entwickelt. Der Trend zur E-Commerce-Luftfracht, pandemiebedingte Sprünge im Versandvolumen – das spürt man auch an den Stellenausschreibungen. Trotzdem: Permanent gesucht wird nicht. Wer glaubt, dass sich offene Türen ins Cockpit auftun, irrt. Viel hängt von Stabstellen im Hintergrund ab, besonders im Frachtgeschäft, im Passagierdienst oder bei Speditionsaufgaben. Es gibt definitiv die Möglichkeit, sich über Zusatzqualifikationen (etwa Gefahrgut, Zollabwicklung, spezielle IT-Systeme) eine Nische zu schaffen. Aber das setzt fast schon eine Vorliebe für stetiges Lernen voraus.
Der Punkt, der wohl bei jedem in der Kaffeeküche irgendwann aufpoppt: Das Gehalt. Klar – am Standort Halle dürfen Neueinsteiger oft mit Einstiegsgehältern von 2.400 € bis 2.800 € rechnen. Je nach Joberfahrung, Zusatzqualifikationen und Schichtdiensten lässt sich die Latte schon mal in Richtung 3.100 € bis 3.400 € schieben. Klingt ordentlich, solange man Schichtarbeit und Wochenenddienste in Kauf nimmt. Aber: Die große Bonanza bleibt meist aus. Gerade im Vergleich zu Großstandorten wie Frankfurt ist die Bezahlung in Halle solide, aber nicht spektakulär. Wer Karriere machen will, schielt schnell auf Leitungsaufgaben – wobei auch hier der Deckel absehbar bleibt. Und ich sage es so, wie es ist: Ohne Leidenschaft für das Arbeitsumfeld verliert man auf Dauer die Lust am Ping-Pong zwischen Dienstplanung und Kundenansprache.
Was viele unterschätzen: Die Region um Halle hat in den letzten Jahren einen Innovationsschub erlebt. Digitalisierung der Abfertigungsprozesse, die Umstellung auf nachhaltigere Logistikwege, Kooperationen mit Hochschulen – klingt nach Buzzwords, steckt aber an manchen Ecken schon in der Praxis. Der Flughafen Leipzig/Halle ist mit seiner starken Frachtorientierung so etwas wie das Rückgrat der regionalen Luftfahrtwirtschaft. Das bringt Perspektiven – und zugleich einen gewissen Erwartungsdruck. Wer agil denkt, technisches Verständnis mitbringt und nicht vor Nachtschichten zurückschreckt, kann hier tatsächlich etwas bewegen.
Manchmal wundere ich mich selbst, wie viel Organisationstalent man zwischen Rollfeld und Büro entwickeln kann. Oder wie oft man neue Abläufe auch gegen den eigenen Widerstand akzeptieren muss, weil – nun ja – das Geschäft sich ständig dreht.
Ein Job am Flughafen hat seinen eigenen Reiz – das Aufeinandertreffen unterschiedlichster Kulturen, das Tempo, der Wechsel zwischen Schreibtisch und Kontrollpunkt. Doch jeder, der hier froh werden will, braucht einen langen Atem. Luftverkehrskaufleute in Halle (Saale) sitzen zwischen lokalen Strukturen und globalen Strömungen. Viel Routine, oft Turbulenzen. Manchmal – ganz ehrlich – ein bisschen zu viel Erdung und zu wenig Überfliegergefühl. Aber wenn alles läuft und ein Flieger geht raus, weil alle Zahnrädchen ineinandergreifen? Dann weiß man, warum man morgens (oder nachts) aufsteht. Ich würde sagen: Es ist kein Traumberuf für jeden – aber ein ziemlich guter Job für die, die auf die Mischung aus Planung, Flexibilität und Nervenstärke setzen. Wer das Abenteuer Büro und Rollfeld gleichermaßen mag, findet in Halle durchaus sein Spielfeld – auch ohne Fliegerbrille auf der Nase.
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