Universitätsklinikum Tübingen | 72070 Tübingen
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Medizinischer Dienst Baden-Württemberg | Villingen-Schwenningen
Medizinischer Dienst Baden-Württemberg | 70173 Stuttgart
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Wer in Stuttgart den Schritt in die Behindertenpflege wagt – speziell als Krankenpflegehelfer, ob nun frisch von der Schule, aus einem anderen Jobwechsel heraus oder mit dem festen Willen auf Neuanfang –, landet nicht in irgendeinem Routine-Job. Nein. Schon dieser Gedanke fühlt sich merkwürdig an. Hier prallen hohe Ansprüche, komplexe Wirklichkeit und manchmal auch das pure Chaos des Alltags aufeinander. Man nennt das dann „systemrelevant“, ein fast unverschämt nüchternes Wort für das, was eigentlich zutiefst menschlich und emotional ist.
Was einen in Stuttgart erwartet? Stellen wir uns vor: ein barocker Altbau, vielleicht draußen ein moderner Bus von der SSB, drinnen Gemeinschaftsraum, Therapieplan und ein Stapel Infobriefen der Stadt. Zum Beispiel in einer Wohngruppe für schwer mehrfachbehinderte Menschen. Dort bin ich mal als Einsteiger förmlich ins kalte Wasser geworfen worden. Die Aufgaben? Viel konkreter, unmittelbarer als in jedem Werbeflyer. Menschen lagern, waschen, trösten. Medikamente richten und nach Ärztin oder Arzt laufen, wenn wieder mal „etwas komisch“ erscheint. Und beim anstrengenden Spätdienst trotzdem versuchen, die Würde und das kleine Glück der Bewohner nicht aus den Augen zu verlieren. Manchmal frage ich mich: Erwartet man da nicht zu viel? Oder ist das der wahre Kern dieses Berufs?
Im Großraum Stuttgart hat dieser Arbeitsalltag seine besonderen Tücken. Die Stadt wächst, Wohnraum ist teuer, viele Einrichtungen suchen händeringend Personal. Schnell landet man als Berufsanfänger auf einer Station, wo der Betreuungsschlüssel bestenfalls auf dem Papier stimmt. Plötzlich sitzen da vier Pflegehelfer in der Übergabe – und die Arbeit von sechs muss irgendwie geschafft werden. Klingt nach Alarmismus? Keineswegs. Die Kollegen werden rar. Viele wechseln in angrenzende Bereiche, wo es nach Ansicht mancher leichter sei, wo sich mehr Gehalt oder einfach weniger Stress versprechen lässt. Aber so einfach ist das mit der Leichtigkeit im Beruf leider nicht.
Apropos Geld. Das große Tabuthema, ehrlich gesagt. In Stuttgart liegt das Einstiegsgehalt als Krankenpflegehelfer in der Behindertenpflege meist zwischen 2.400 € und 2.700 €. Mit einiger Erfahrung – und, seien wir ehrlich, starker Nervenstärke – können es auch 2.900 € oder mal 3.000 € werden. Das klingt für Einsteiger passabel, aber angesichts Stuttgarter Mietpreise bleibt die Frage: Wie soll man hier langfristig über die Runden kommen? Echte Planungssicherheit ist oft ein Wunschtraum.
Und dann die Sache mit der Anerkennung. Was viele unterschätzen: Zwischen gesellschaftlichem Lob – meist dann, wenn Pflegekräfte öffentliches Mitgefühl brauchen – und der realen, alltäglichen Wertschätzung im Team oder von Vorgesetzten klafft eine Lücke. Nicht wenige berichten, dass ihnen der Applaus herzlich egal geworden ist, wenn sie nach drei Nachtdiensten am Stück auf dem Heimweg eher an die S-Bahn denken müssen als an soziale Dankbarkeitsfloskeln. Im Grunde wissen es alle: Ohne Krankenpflegehelfer bricht der Betrieb zusammen. Nur: Im Alltag merkt man davon oft wenig.
Perspektivwechsel? Durchaus möglich, etwa durch spezialisierte Zusatzqualifikationen. In Stuttgart gibt es tatsächlich beachtliche Weiterbildungsangebote, seien es Fachkurse für medizinisch-pflegerische Assistenz, pädagogische Zusatzqualifikationen oder auch Brückenlehrgänge Richtung examinierten Pflegeberufen. Persönlich kenne ich einige, die über diesen Weg neue Motivation gewonnen haben – die fachliche Tiefe wächst, die Verantwortung natürlich gleich mit. Wobei: Nicht jede Einrichtung unterstützt das Engagement so, wie man sich das wünschen würde. Bürokratie, Personalmangel, Zeitprobleme. Kommt vor. Ist aber kein Naturgesetz.
Unterm Strich bleibt für mich: Wer in Stuttgart als Krankenpflegehelfer in die Behindertenpflege einsteigt, entscheidet sich für einen Beruf, der Widersprüche ebenso bereithält wie echte Sinnmomente. Wer Durchhaltevermögen, Offenheit und ein bisschen Dickfelligkeit mitbringt, erlebt eine Arbeitswelt, die geprägt ist vom Alltagstrubel, aber auch von echten Begegnungen. Kein leichter, aber ein stimmiger Beruf für alle, die mehr wollen als nur Routine. Und manchmal, wenn man spätabends noch einen Witz von den Bewohnern hört, den vorher keiner erwartet hätte – dann stimmt plötzlich wieder alles. So jedenfalls meine Erfahrung. Stuttgart eben.
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