Ludwig Fresenius Schulen | Mühlhausen/Thüringen
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Vitos | 34308 Bad Emstal
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Wenn ich an die Arbeit als Krankenpflegehelfer in der Behindertenpflege denke, dann fällt mir als Erstes eines ein: Der tägliche Spagat. Zwischen praktischem Tun, emotionalem Drahtseilakt und – wie soll ich sagen – einer Mischung aus Routine und voller Unvorhersehbarkeit. Wer in Kassel in diesen Beruf einsteigt, bringt meist ein Set aus Idealismus, Bodenständigkeit und einer Portion Frusttoleranz mit.
Der Berufsalltag? Ja, der ist selten planbar. Manche denken, man schiebt einfach Rollstühle oder reicht das Essen an. Tatsächlich steckt aber hinter der Arbeit eine Komplexität, die von Außenstehenden oft unterschätzt wird: Ob es um die medizinische Grundversorgung geht – Verbände wechseln, beim Waschen unterstützen, Vitalwerte kontrollieren – oder um das intuitive Gespür dafür, wann jemand einfach nur einen kurzen Moment Ruhe braucht. Gerade für Einsteiger ist das Staunen groß, wie schnell aus einem gewöhnlichen Tag ein echter Härtetest werden kann. Und wie tief die Beziehung zu den Menschen geht, mit denen man arbeitet – das ist kein Marketing-Spruch, sondern meine ehrliche Erfahrung.
Was viele nicht wissen: Gerade in Kassel werden Pflegehelfer in der Behindertenhilfe händeringend gesucht. Die Versorgungsquote hinkt, wie vielerorts, dem tatsächlichen Bedarf hinterher. Viele Einrichtungen – von kleinen gemeinnützigen Trägern bis zu großen stationären Komplexen – klagen über nicht besetzbare Stellen. Bedeutet das automatisch bessere Arbeitsbedingungen? Leider nein. Die Abläufe werden teils straffer, die Kollegialität wächst dann im besten Fall mit dem Druck, manchmal aber auch nicht.
Lohn? Das große Thema. Ich kann Zahlen nennen, die nüchtern wirken: In Kassel liegt das Einstiegsgehalt im Bereich der Krankenpflegehelfer in der Behindertenpflege meist zwischen 2.400 € und 2.800 €. Mit ein paar Jahren Erfahrung, Zusatzqualifikationen – zum Beispiel Basiskurse in Beatmung oder Umgang mit speziellen Erkrankungen – lassen sich durchaus 2.900 € bis 3.100 € erreichen. Viel Spielraum ist da nicht; selten werden Beträge jenseits der 3.200 € für Pflegehelfer gezahlt, auch wenn die Verantwortung gefühlt mit jedem Jahr wächst.
Was auffällt: Die Digitalisierung macht mittlerweile auch in Kassel nicht halt. Dokumentationssysteme werden auf Tablets verschoben, Dienstpläne laufen über Apps – willkommen im Jahr 2024. Das klingt nach Entlastung, ist aber manchmal die nächste Frustquelle, gerade wenn Technik hakt oder in Einrichtungen jede/r Dritte noch „Papier besser versteht“. Praktisch? Vielleicht, wenn man affin ist. Anstrengend? Ja, besonders wenn das eigentliche Ziel – Zeit am Menschen – unter dem Zwang zur lückenlosen Datenerfassung leidet. Und dann kommt da noch der demografische Wandel: Die Zahl pflegebedürftiger Menschen wächst, die Personaldecke bleibt schmal. Wer da nicht nachjustieren kann, läuft Gefahr, zwischen Burnout und Zynismus zu pendeln. Habe ich zumindest schon mehr als einmal erlebt, dass Kolleg:innen „plötzlich“ nur noch funktionieren.
Wer umsteigen möchte oder gerade frisch ins Berufsfeld einsteigt, sollte sich eines klarmachen: Weiterbilden kann sich lohnen – sei es in Richtung Fachkraftausbildung, spezielle Therapieverfahren oder der Sprung in leitende Funktionen. Das Angebot in Kassel ist nicht schlecht, auch wenn es oft abseits der öffentlichen Wahrnehmung stattfindet (Stichwort: innere Motivation statt Goldener Konfettiregen). Wer dauerhaft „nur“ Pflegehelfer bleibt, muss damit leben, dass Verantwortung und Entlohnung in merkwürdigem Missverhältnis stehen. Und doch: Kaum ein Job schlägt einen nachts so sehr ins Grübeln – im Guten wie im Herausfordernden. Vieles lässt sich aushalten, wenn das Team stimmt. Doch ich will hier nichts schönreden – man sollte wissen, worauf man sich einlässt.
Bleibt die Frage: Warum tut man sich das an? Ich kenne niemanden, der diesen Job rein wegen des Geldes macht. Es sind eher die kleinen Erfolge – das erste Lächeln am Morgen, wenn jemand, der gestern noch wortlos war, heute plötzlich einen Plausch hält. Oder das Wissen, wirklich gebraucht zu werden. In Kassel ist das alles kein leeres Pathos; es ist Beruf und Berufung. Und manchmal – aber eben nur manchmal – auch ein Stück Heimat inmitten des Pflegealltags.
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