Siemens AG | 09028 Chemnitz
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FERCHAU GmbH | 08056 Zwickau
Vesterling AG | 01067 Dresden
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Über Dresden als Standort mag viel geredet werden, oft im gleichen Tonfall: von Barockfassaden, Chipfabriken und dem berühmten Silicon Saxony. Doch die nüchterne Wahrheit drängt sich im Alltag selten auf. Wer als angehende oder erfahrene Komponentenenwicklerin – ja, man gewöhnt sich an die sperrige Berufsbezeichnung – hier seinen Weg sucht, landet irgendwo zwischen Weißeritz und Wissenschaft, Tradition und Technologiemut. Ob man das nun Charme oder Reibungsverlust nennt, bleibt jedem selbst überlassen.
Das Berufsbild selbst hat Tiefe und Tücken. Komponentenentwicklung – das klingt nach kleinen Zahnrädern im globalen Gefüge, gemeint ist aber alles andere als Routinearbeit am Fließband. Hinter dem Begriff steckt meist die Gestaltung und Weiterentwicklung von Bauteilen, Modulen oder Systemen, elektrisch wie mechanisch, oft schwer entzerrbar. Einmal sitzt man an der CAD-Station und stochert in Simulationen, ein anderes Mal reißt man plötzlich einen Workshop mit Kollegen aus Korea. Auch das kann überraschend: Plötzlich diskutiert man nicht mehr über Materialermüdung, sondern über Lieferkettenkrisen und politische Zielkonflikte.
Dresden: Bühne des Mikrokosmos. Kaum eine deutsche Stadt ist so stark geprägt von Halbleiter-, Elektronik- und Fahrzeugindustrie – das ist Fakt und Mythos zugleich. Hier wird (noch?) gebaut und gedacht, was später in Smartphones, Elektroautos oder Satelliten platziert wird. Ein steiler Begriff, das Wort “Silicon Saxony”, wird oft bemüht, manchmal zurecht, manchmal wirkt es wie ein Verkaufsargument, das sich im Meetingraum verloren hat. Für Komponentenentwickler:innen ist diese Konzentration ein zweischneidiges Schwert. Die Palette der Aufgaben reicht von klassischer Produktentwicklung im Kleinserien-Business einer Sondermaschine bis zum Innovations-Hamtam im High-End-Automotive-Lager. Wechselnde Projekte, wechselnde Teams, wechselnde Technologien – manchmal verliert man zwischen den Schichten das Gefühl für den eigenen roten Faden. Oder findet genau dort seinen Platz, wie das nun mal so ist.
Was die Einstiegsgehälter betrifft (und ja, irgendwann will das jede:r wissen): Je nach Größe des Unternehmens, Branche und Vorbildung landet man anfangs irgendwo zwischen 3.400 € und 3.800 €. Klingt erst mal solide, im Vergleich zu Westdeutschland vielleicht eine Nasenlänge entfernt. Später? Gut drei, manchmal vier mit der fünf vorne, vor allem, wenn’s in Richtung Leitungsaufgaben oder Spezialisierungen geht – Digitaltechnik, Leistungselektronik, optische Module, solche Felder boomen hier gerade gewaltig. Wer allerdings glaubt, sich mit einem technischen Abschluss und ein bisschen Matlab oder SolidWorks schon auf die faule Haut legen zu können, irrt gewaltig. Weiterbildung ist Pflicht – darunter geht gar nichts. Fachexpert:innen stürzen sich hier mit Leidenschaft in neue Tools, neue Normen, neue Prozesse. Manchmal mit zu viel Leidenschaft, möchte man sagen. Sollte man sich also ein Stück Disziplin zur Seite legen, bevor einen der Zertifizierungswahn vollends verschluckt.
Was viele unterschätzen: Auch das soziale Gefüge in Dresdens Teams hat etwas Eigenwilliges. Hier trifft man auf blitzgescheite Ingenieure aus ganz Europa, dazu eine Prise “alte Schule” aus sächsischer Fertigungstradition. Englisch in Meetings? Inzwischen die Regel, mitunter sogar bei der Mittagspause. Andererseits – lokale Gepflogenheiten sind bisweilen zäh: Wer zum ersten Mal erlebt, wie ein Senior langsam, beinahe aufreizend, komplexe Zusammenhänge erklärt, lernt schnell Demut. Zwischen Sturheit und kongenialem Basteltrieb gibt’s eine Linie, die man besser nicht überschreitet – und die trotzdem jeder mal touchiert. Ob das an Dresden, an der Branche oder an beidem liegt? Gute Frage. Vielleicht ist gerade das der Reiz.
Am Ende bleibt – zumindest aus meiner Beobachtung – Folgendes: Wer Entwicklung im wortwörtlichen Sinne sucht und die Bereitschaft mitbringt, fachlich wie menschlich dazuzulernen, findet gerade in Dresden ein ausgesprochen anspruchsvolles und doch irgendwie geerdetes Umfeld. Es ist kein Ort für Perfektionisten, die alles auf Anhieb vorgriffig gelöst haben wollen. Aber manchmal – wenn das selbstgebaute Modul endlich den Klimakammer-Test übersteht und das Team sich kollektiv wundert, wie wenig Schlaf ein Mensch wirklich braucht – kommt so etwas wie Stolz durch. Und, mit Glück, der nächste Gedanke: Das nächste Problem wartet bestimmt schon. Dagegen helfen weder Gehalt noch Tüftlerstolz, sondern nur die seltsame Mischung aus Dickkopf und Neugier, die man als Komponentenentwickler:in in Dresden (vielleicht ganz allgemein im Ingenieursleben) irgendwann kultiviert. Oder einfach in Kauf nimmt.
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