Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG | 37083 Göttingen
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HTI-GRUPPE | 04442 Zwenkau
IC Music and Apparel GmbH | 04103 Leipzig
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Manchmal frage ich mich, woran ich es eigentlich messe, ob ein Beruf „ankommt“ – gerade in einer Stadt wie Erfurt, die weder Leipzig noch Berlin ist, aber in Sachen E-Commerce deutlich mehr zu bieten hat als das übliche Klischee vom Mittelmaß. Noch vor ein paar Jahren galt die Branche als Experimentierfeld für Nerds und Technikbegeisterte. Heute? Fast jeder zweite Einzelhändler hier im Zentrum beschäftigt sich mittlerweile mit Online-Abwicklung, Versandlogistik oder der Pflege von Plattformen. Das klingt banal. Ist aber in Wahrheit ein tiefgreifender Wandel. Oder vielleicht sogar ein kleiner Kulturbruch, der nicht jedem leichtfällt.
Die Frage, die ich bei Gesprächen mit Bekannten immer wieder zu hören bekomme: „Du machst was mit Internet, oder?“ Das trifft es natürlich nicht im Ansatz. Im Kern geht’s bei der Arbeit als Kaufmann oder Kauffrau im E-Commerce um die gesamte Wertschöpfungskette von Online-Geschäften: vom Einkauf der Ware, über die Gestaltung der Produktseiten, bis hin zur Analyse von Nutzerströmen (das klingt jetzt, zugegeben, nach digitalem Gewässer). Mensch, die Palette ist inzwischen so breit, dass man zwischen Excel-Listen, Chatbots und Retourenabwicklung täglich die Rollen wechselt. Und während einige Branchenkollegen von Erfurt bis Arnstadt die Vorzüge eines hybriden Warenmodells preisen, bleibt der größte Teil tatsächlich bei „Klick und Pack“. Näher an der Existenz des Kunden – aber auch näher am Stress, wenn ein Tracking-Link wieder mal nicht das tut, was er soll.
Das Bild eines routinierten Kassenkraft-Täters ist hier fehl am Platz. Eine fundierte kaufmännische Ausbildung ist zwar Grundvoraussetzung, aber die eigentliche Arbeit fühlt sich für viele Berufseinsteiger(innen) deutlich digitaler an. Vor einigen Jahren reichte ein gewisses Faible für Tabellenkalkulationen und „Online was posten“. Heute muss man bereit sein, sich mit Bezahlsystemen, Datenschutz, Lagerrobotik und sogar Künstlicher Intelligenz auseinanderzusetzen. Das klingt nach Übertreibung? Vielleicht. Aber die regionalen Unternehmen – egal, ob Traditionsversand oder hippes Start-up am Güterbahnhof – reagieren auf ständig neue Herausforderungen. Gerade in Erfurt findet sich eine überraschend vielfältige Mischung: vom bodenständigen Modelabel bis zum europaweit agierenden Ersatzteil-Shop. Was viele dabei unterschätzen: Der Kundenservice bleibt der Dauerbrenner. Kein Scherz – egal wie digital das Ganze wirkt, (fast) alles steht und fällt mit zufriedenen Bestellenden.
Was den einen begeistert, verunsichert den anderen: Die Stellenlandschaft im E-Commerce ist in Bewegung – und zwar in beide Richtungen. Wer einen Hang zur digitalen Prozesswelt hat, findet in Erfurt derzeit zahlreiche Arbeitgeber, die nach Nachwuchs und erfahrenen Kräften suchen. Die Bandbreite reicht von mittelständischen Playern bis hin zu Logistikriesen im Erfurter Kreuzumfeld. Aber das Wachstum ist kein Selbstläufer. Ich habe erlebt, wie Firmen kurzfristig expandieren – und dann im nächsten Jahr wieder einsparen. Es gibt keine goldene Sicherheit. Wer in dieses Feld einsteigt, sollte sich bewusst sein, dass Flexibilität nicht nur unter „Soft Skills“ auf der Website steht, sondern manchmal ganz konkret bedeutet: Arbeitsbereich oder Aufgabe ändern sich. Kann man doof finden – oder als Chance. Ich neige zu Letzterem.
So konkret, wie ich es zu hören bekomme: Das Einstiegsgehalt liegt in Erfurt meist zwischen 2.300 € und 2.800 €. Je nach Erfahrung, Unternehmen und Spezialisierung kann es auch in Richtung 3.200 € bis 3.600 € gehen – vor allem dann, wenn Digital-Verantwortung, Datenanalyse oder Multichannel-Management ins Spiel kommen. Aber seien wir ehrlich: Zum ganz großen Reichtum führt der Beruf in Thüringen selten, jedenfalls nicht im ersten Jahr. Was ihn attraktiv macht, ist die Aussicht auf Veränderung – technisch wie inhaltlich. Regelmäßige Weiterbildungen und der mögliche Schritt zum Teamlead oder Shopmanager sind keine Fata Morgana. Sie werden in Erfurt inzwischen aktiv gefördert, und das nicht nur von hippen Start-ups, sondern ebenfalls von den konservativen Vertriebsanstalten, die erkannt haben, dass „digital“ keine Modeerscheinung ist.
Wer sich als Berufseinsteiger:in oder Fachkraft nach Erfurt orientiert, wird schnell merken: E-Commerce ist hier längst kein Exotenfach mehr. Die regionale Verankerung ist spürbar – manchmal angenehm bodenständig, manchmal verhaltener als in den großen Metropolen. Aber das Arbeitsfeld bleibt spannend, mit Ecken und Kanten. Man darf sich nichts vormachen: Routine ist selten, Planbarkeit begrenzt. Dafür wird einem aber auch selten langweilig, und manchmal bekommt man das Gefühl, dass man an einer kleinen, aber zähen Erfolgsgeschichte dieses (manchmal eigenwilligen) Wirtschaftsstandorts mitschreibt. Und genau das ist doch auch was wert.
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