KNDS | 80331 München
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
F.X. MEILLER | 80331 München
HYDAC Group | Friedberg
Firmengruppe himolla Polstermöbel GmbH | Taufkirchen (Vils)
KNDS | 80331 München
F.X. MEILLER | 80331 München
HYDAC Group | Friedberg
Firmengruppe himolla Polstermöbel GmbH | Taufkirchen (Vils)
Wer sich mit dem Berufsbild des REFA-Ingenieurs beschäftigt, stolpert erst einmal über den Begriff selbst – klingt nüchtern, fast ein wenig nach grauer Theorie oder verstaubten Prozesshandbüchern. Doch gerade in München, zwischen dem rauen Ton an der Werkbank und den gläsernen Büroetagen der Isarmetropole, ist das Ganze viel lebendiger als jede Lehrbuchseite. Klingt vielleicht überraschend, aber ehrlich: Die Schnittmenge aus Technikbegeisterung, Sozialkompetenz und Nerven wie Drahtseile, die man hier braucht, hat ihren eigenen Reiz – vorausgesetzt, man hält es aus, wenn die Welt manchmal ein bisschen zu exakt vermessen wird.
Auf dem Papier: Der REFA-Ingenieur ist der Strukturierende, der Prozessoptimierer – zuständig für Arbeitsabläufe, Zeitstudien, Kapazitätsplanungen, Kostenrechnung und Qualitätssicherung. In der Realität, speziell in Münchner Betrieben, kommt noch etwas dazu: Ein Hang zur pragmatischen Improvisation, weil Produktionshallen selten so funktionieren, wie sie auf dem Whiteboard aussehen. Prozesse beschleunigen, Verschwendung erkennen, Arbeit neu verzahnen – alles schön und gut. Aber wenn die Bänder bei einem Zulieferer stehen und im Rest der Wertschöpfungskette die Panik ausbricht? Dann ist die Theorie das eine, die tägliche Lösungsfindung das andere. Wer also glaubt, sich hier in ein reines Exzellenzlabor einzuklinken: Falsch gedacht. Eher erwartet einen eine Mischung aus methodischer Strenge und Spontan-Reparatur, irgendwo zwischen Six Sigma und Augenmaß.
Vielleicht liegt es an der Nähe zu den Großen – den Automobil- und Luftfahrt-Herstellern, zu Hightech-Startups ebenso wie klassischen Zulieferern. In München gilt: Wer als REFA-Ingenieur arbeitet, wird (selbst als frischgebackene Fachkraft) sofort mit der Erwartung konfrontiert, sich durchsetzen zu können. Das heißt nicht gleich Ellenbogenmentalität, aber ein gewisser Hang zum Selbstbewusstsein gehört dazu – schüchternes Abnicken führt selten irgendwohin. Die Durchlässigkeit der Branchen ist hier zudem bemerkenswert: Von Großkonzern bis Mittelstand, von hochautomatisierten High-Tech-Fertigungslinien bis zur bodenständigen Werkstatt, die ihre Abläufe halb aus dem Bauch heraus gestaltet. Wer flexibel bleibt, wird gebraucht – auch, wenn man es im Hörsaal nicht unbedingt so beigebracht bekommt.
Wer es wissen will – ja, das Gehalt in München ist etwas höher als im Bundesdurchschnitt, aber die Lebenshaltungskosten sind es auch. Einstiegsgehälter irgendwo zwischen 3.600 € und 4.200 € sind realistisch. Auch 4.500 € kann drin sein, wenn schon Industriepraktikum und erste Erfahrungen vorliegen. Dass es dabei oft bleibt? Nein. Die Spreizung ist groß, aber nach oben scheint fast alles offen, wenn Verantwortungsbereitschaft und Lust auf gelegentlichen Wahnsinn mitgebracht werden. Manchmal fragt man sich, ob die Versprechen von mehr Freizeit und weniger Stress in schlanken Prozessen nicht bloß ein Märchen sind – spätestens, wenn das nächste Projekt dringend „gestreamlined“ werden soll. Aber ich kenne auch Fälle, da half der methodische Ansatz tatsächlich, den eigenen Feierabend zu retten. Berufseinsteigern rate ich: Keine Angst vor Gehaltsverhandlungen, aber auch keinen Irrglauben an die ewige Linearität.
Ein selten offen diskutiertes Thema: REFA klingt nach 100 Jahre alter Norm – und ist zugleich mit am Puls der Industrie 4.0. Weiterbildungen in Lean Management, Digitalisierung oder agilen Methoden sind beinahe schon Überlebensstrategie, nicht nur Karrierekick. Gerade rund um München wird schnell klar: Wer den Werkzeugkasten klug erweitert, bleibt am Ball. Dabei begegnet man immer wieder dem kleinen Spagat zwischen traditioneller Fachlichkeit („Hamma immer so g’macht“) und digitaler Zukunftsmusik. Und, nebensächlich fast: Wer die Seriennummer sämtlicher Maschinen auswendig kennt, punktet nicht nur bei der nächsten Prozessschleife, sondern macht auch an der Stammtisch-Parole Eindruck. Unterschätzen sollte man das nicht.
Am Ende bleibt, was nie auf dem Lebenslauf zu lesen steht: Man hat manchmal das Gefühl, als sei die optimale Taktzeit bloß die Hälfte der Wahrheit. Die andere Hälfte ist das kleine Chaos, das jeden neuen Tag anders aussehen lässt. München ist kein Spielplatz für Perfektionisten, sondern ein herausforderndes Feld für Menschen mit Gespür – für Technik, Menschen und Momente. Wer in diesen Beruf einsteigt, wird schnell lernen, dass zwischen Sinn und Sinnlosigkeit eines Optimierungsprojekts oft nur ein montäglicher Serienausfall liegt. Und sind wir ehrlich: Genau deshalb macht es so eine seltsame Freude.
Das könnte Sie auch interessieren