Alexander Gißler Formenbau GmbH | 88400 Biberach
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Ohne viel Pathos gesagt: Wer in Freiburg im Breisgau als Ingenieur mit REFA-Know-how unterwegs ist, nimmt nicht einfach einen Beruf, sondern eine Rolle an, für die es Staub auf dem Hemd und Zahlen im Kopf gleichermaßen braucht. Zumindest, wenn man genauer hinsieht als mancher Karriereprospekt. Während REFA andernorts für minutiöse Zeitaufnahmen und durchgetaktete Fertigungslinien steht, erlebt man im Breisgau die Sache gern mit einem Schuss badischer Gelassenheit – und, zugegeben, mit ein paar Hürden, die anderswo kaum auftauchen.
Da wird gern vergessen: Mit der klassischen Stoppuhr (heutzutage meistens digital, klar) kommt heute kaum noch jemand weit. Stattdessen sitzen Berufseinsteiger oder Wechsler in Freiburg oft an den Schnittstellen zwischen Produktion, Digitalisierung und – ja, da kann man sich kurz wundern – Nachhaltigkeit. Die lokale Industrie, geprägt von Mittelstand und diversen Hidden Champions, lotet längst neue Wege aus. Soll heißen: Standardisierte Prozesse gibt's, natürlich. Aber das eigentliche Leben spielt sich in den manchmal chaotischen Optimierungsschleifen zwischen Fertigung und Verwaltung ab. Und so sieht der Alltag schöner REFA-Ingenieursarbeit selten so sauber aus wie im Lehrbuch.
Wenn ich mich durch die aktuellen Arbeitsmarktberichte lese (oder besser: scrolle), dann begegnet mir in Freiburg ein recht stabiles Bild. Ingenieurinnen und Ingenieure mit REFA-Schwerpunkt haben ordentliche Karten – vorausgesetzt, sie verbeißen sich nicht im reinen Methoden-Kanon. Gefragt sind jene, die Produktion nicht als starres Gerüst, sondern als organisches Netzwerk begreifen. Betriebe wünschen sich selten die nächste Schablone, sondern Lösungen gegen die immer gleiche Frage: Wie kriege ich die Abläufe in der Produktion effizienter, ohne am Menschen oder an der Qualität zu sparen? Besonders kleine und mittlere Zulieferer im Raum Südbaden kämpfen da mit knappen Ressourcen. Manchmal sucht man weniger einen Prozess-Analysten, sondern quasi eine Mischung aus Pragmatiker und Tüftler – eine Spezies, die nach Maschinenöl und Mind Mapping duftet.
Klartext (den erwartet man hier): Einstiegsgehälter für REFA-Ingenieure in Freiburg bewegen sich meist zwischen 3.500 € und 4.200 €. Das klingt anständig, zumal angesichts der Lebenshaltungskosten in der Wein- und Solarregion mehr selten wirklich weniger ist. Die Spannbreite kann dann in Richtung 4.800 € oder bei viel Verantwortung und Branchenerfahrung sogar noch weiter nach oben rutschen. Wer allerdings glaubt, dass die Digitalisierung der Prozesse automatisch zu einem Zuschlag führt, irrt gelegentlich. Am Ende zählt oft das greifbar Umgesetzte – Optimierungen, die nicht nur Messwerte, sondern auch Motivation der Kolleg:innen verbessern.
Was mir immer wieder auffällt – vielleicht bin ich da lokalpatriotisch: In Freiburg wird viel über Green Tech und smarte Arbeitswelten gesprochen, aber der Alltag fordert nach wie vor klassische Stärken. Wer als Berufseinsteiger in das REFA-Umfeld eintaucht, sollte mit Irritationen rechnen. Hier ein Auditor, der „Lean Production“ nachlehnt, dort ein Produktionsleiter, der erst durch Zahlen überzeugt werden will. Und dann noch die Kolleg:innen, die auf Effizienzschübe reagieren wie auf schlechte Nachrichten am Freitagmittag – erst einmal skeptisch. Aber irgendwann, nach endlosen Prozessdiskussionen und einem halben Dutzend Kaffeerunden, merkt man: Es geht nicht um Perfektionismus. Es zählt die Fähigkeit, mit unterschiedlichen Charakteren, weltanschaulichen Widersprüchen und einer Prise Freiheitsdrang Prozesse zu verbessern, ohne das Menschliche zu vergessen.
Wer als Ingenieur:in mit REFA-Werkzeugkiste in Freiburg antritt – ob frisch von der Hochschule oder auf dem Sprung aus einer anderen Branche –, sollte Einiges mitbringen: Mut zur Lücke, Freude an Komplexität und die Bereitschaft, alte Zöpfe abzuschneiden – und sei es nur einer pro Projekt. Vielleicht setzt man nicht überall neue Standards, aber das Gefühl, Dinge besser zu machen, wächst im Schatten des Freiburger Münsters manchmal sogar schneller als der berühmte Wein am Kaiserstuhl. Und das ist, finde ich, ein ziemlich solider Grund, sich auf diesen Beruf einzulassen.
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