BASF | Ludwigshafen am Rhein
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
BASF SE | Ludwigshafen am Rhein
BASF | Ludwigshafen am Rhein
BASF SE | Ludwigshafen am Rhein
Man könnte meinen, Glas sei einfach nur durchsichtig. Schon mal ein Präzisionsröhrchen von innen gereinigt? Ehrlich: Wer als Glasapparatebauer anfängt, merkt schnell – hier wird’s knifflig. Nicht nur, weil cremige Rückstände aus Reaktionsgefäßen entfernt werden müssen, sondern auch, weil der Job mehr Fingerspitzengefühl verlangt als manches Musikinstrument. In Mannheim – immerhin ein Ort, an dem Industrieschornsteine und Forschungslabore die Skyline prägen – tickt die Branche für Glasapparatebau nach eigenen Gesetzen. Sie ist kleiner, als viele glauben, und zugleich bedeutender für die regionale Forschung und Industrie, als man ehrlicherweise zunächst ahnt.
Eigentlich beginnt der Tag recht unspektakulär. Kittel an, Schutzbrille auf. Aber in Wahrheit steckt der Teufel im Detail: Viele denken, Glas sei starr wie Beton. Ein Trugschluss. Bei 1.200 Grad ist es ein divenhaftes Material – widerspenstig, launisch und niemals nachtragend, wenn du nicht aufpasst. Die Arbeit: Röhren ziehen, Anschlüsse verschmelzen, Kolben blasen, Laborgeräte montieren. Manchmal im One-Off-Verfahren, manchmal in Serie. Meist für Chemie, Pharma oder Medizintechnikbetriebe, die von Routine wenig wissen wollen, aber von Perfektion umso mehr. Klar, gezeichnete Pläne gibt’s – am Ende zählt doch, ob das Ergebnis hält, was es verspricht. Wer hier schlampt, hat keine zweite Chance: Ein Mikroriss, und der Kolben platzt schneller als die gute Laune am Feierabend.
Was Mannheim auszeichnet? Die Dichte an Laboren und spezialisierten Betrieben ist nicht von Pappe. Die regionale Industrie setzt vielfach auf handgefertigte Glasapparaturen. Kein Wunder: Standardprodukte aus Fernost mögen günstiger sein, aber bei Forschung, Entwicklung und Pilotanlagen – in enger Kooperation mit den Hochschulen oder den großen Chemieunternehmen aus der Nachbarschaft – zählt das Maßgeschneiderte. Die Nachfrage ist dabei keineswegs gleichbleibend; die Schwankungen halten einen wach, manchmal auch nachts. Schlecht schlafen? Soll vorkommen, wenn die nächste Großbestellung mit zehn Wochen Vorlaufzeit kommt und das halbe Team gerade Urlaub hat. Andererseits: Wer noch nie eine ausgefallene Laborapparatur gebaut hat, die nur hier vor Ort nach exakten Vorgaben entsteht, verpasst einen Teil der Berufsidentität.
Wer über Geld nicht spricht, verschweigt die halbe Wahrheit: Realistisch bewegen sich die Gehälter in Mannheim zum Einstieg zwischen 2.500 € und 2.900 €, mit etwas Berufserfahrung sind 3.000 € bis 3.400 € drin – wobei Sonderfälle nach oben wie nach unten immer möglich sind. Reich wird man nicht, sagen manche. Aber: Wer den Beruf versteht, wird gebraucht, und Fachkräfte sind keineswegs Mangelware, sondern ein rares Gut. Gerade jetzt, wo Automatisierung vieles verspricht, aber im Glaslabor die menschliche Hand nicht ersetzen kann. Manche Kollegen wechseln später in benachbarte Branchen, etwa in den Anlagenbau, wieder andere gründen eine eigene Werkstatt – der Spielraum ist größer, als es auf den ersten Blick wirkt.
Eines steht fest: Auf Dauer bleibt hier niemand stehen, der nicht dazulernen will. Neue Spezialgläser, 3D-gedruckte Komponenten, Digitalkompetenz – die Liste der Anforderungen wächst mit jedem Forschungsprojekt, das an die Tür klopft. Fazit? Wer jetzt einsteigt oder den Wechsel nach Mannheim wagt, muss bereit sein für ein Berufsfeld, das Tradition und Hightech zu einer ziemlich schrägen Mischung verbindet. Klingt nach Abenteuer? Ist es – zumindest ein bisschen. Denn an manchen Tagen ist der Beruf weniger Handwerk und mehr feine Kunst. Das sollte man wissen, bevor man Flamme und Form sein Vertrauen schenkt. Oder, wie es ein alter Hase gerne formuliert: „Hier wird geblasen, bis alles passt – auch wenn’s mal ordentlich kracht.“
Das könnte Sie auch interessieren