arccon Ingenieurgesellschaft mbH | 42275 Gelsenkkirchen, Hybrid
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
arccon Ingenieurgesellschaft mbH | 45879 Gelsenkirchen
arccon Ingenieurgesellschaft mbH | 42275 Gelsenkkirchen, Hybrid
arccon Ingenieurgesellschaft mbH | 45879 Gelsenkirchen
Wuppertal – es gibt wohl städtischere Orte in Deutschland, aber auch selten eine Stadt, in der urbanes Leben und Natur so aufeinanderprallen wie hier. Wer einst in der Geowissenschaft mal euphorisch aufschlug (Unterschrift unter dem Immatrikulationsantrag und die vage Vorstellung: „Irgendwas mit Boden, Gestein, vielleicht Klima“), landet irgendwann unweigerlich vor einer dieser Fragen: Was bedeutet dieses Berufsfeld konkret, gerade hier am Rand des Bergischen Landes? Was ist Wunsch, was Wirklichkeit? Und: Für wen ist Wuppertal ein guter, vielleicht sogar reizvoller Standort?
Dieses Berufsbild ist glitschig. Es windet sich zwischen Rohstofferkundung, Umweltmonitoring, Altlastenbewertung, Geotechnik, Wasserwirtschaft, Klimaforschung – nur mal grob umrissen, was so alles auf ein Geowissenschaftler-Visitenkärtchen passen könnte. Wer sich in Wuppertal niederlässt, hat es selten mit „klassischen“ Bergbauspuren zu tun wie im Ruhrgebiet. Der Fokus? Eher Altlastenmanagement, Stadtklimafragen, Hangrutschungen – und in letzter Zeit auffällig mal wieder: Grundwasserschutz.
Die Aufgaben wurzeln im Lokalen, treiben aber immer wieder internationale Triebe: Man übernimmt mal eine Bodenkartierung im Industriegelände, tüftelt am Konzept für Starkregen-Vorsorge, oder zeichnet Erddaten für ein Forschungsprojekt in der Umgebung auf – Wuppertal, dieser seltsam lang gezogene, grün durchzogene Organismus, zwingt Fachleute immer wieder in die Querschnittsfunktion.
Davon spricht kaum einer in der Vorlesung: Die Gehaltskurve ist ehrlicher als jeder Motivationsspruch. In Wuppertal? Für Einsteiger, so meine Beobachtung und das, was Kollegen mir bestätigen, beginnt die Reise meist bei 2.800 € bis 3.100 €. Die Bandbreite ist ordentlich, steigt aber in städtischen Einrichtungen oder Beratungsbüros mit ein wenig Praxis (und spürbarem Verhandlungsgeschick) auf 3.400 € bis fast 3.800 €. Was viele unterschätzen: Die Spreizung hängt am Aufgabentyp. Altlastensanierung ist selten ein Fest für das Bankkonto, aber in Firmen mit industriebezogener Umweltanalyse – da geht am Ende des Monats dann eben doch ein bisschen mehr.
Im Branchenmix vor Ort überwiegen Ingenieurbüros, kleinere Umweltinstitute, hin und wieder ein größeres Energieunternehmen. Behördenstellen? Ja, aber rar und heftig umkämpft, schließlich schielen diverse Disziplinen auf dasselbe kleine Stück Kuchen. Ist das viel? Ich kenne Leute, die in Süddeutschland das Doppelte herausholen. Aber: Wer in Wuppertal auf die Mischung aus Urbarmachung, Regionalität und Fachwissen steht, wird selten von Routine erdrückt – und das wiederum wiegt den einen oder anderen Euro auf.
Was mir in den letzten Jahren besonders aufgefallen ist: Keine geowissenschaftliche Tätigkeit bleibt von der Digitalisierung verschont. GIS ist Standard, Drohnenflüge für Hanganalysen und Hochwasser-Simulationen? Im Kommen, auch bei kleinen Büros. Wer daran zweifelt, sollte mal an so einem typischen, wolkenverhangenen Wuppertaler Tag mit einem Geophysiker am Hang stehen, das Tablet in der einen, den Bodenfeuchte-Sensor in der anderen Hand.
Die Aufgaben verschieben sich. Nicht mehr nur Proben nehmen, Ergebnisse dokumentieren, Bericht schreiben. Heute heißt es: Daten interpretieren, Modelle aktualisieren, Prognosen für Stadt und Umland erarbeiten – für Verkehrsbauvorhaben, Hochwasserschutz oder Energieprojekte. Und dann – zack – taucht doch wieder der gute alte Steinkohleschacht im Untergrund des Ölbergs auf. Die Verschränkung von Vergangenheit und Gegenwart, an kaum einem Ort greifbarer.
Ich will ehrlich sein: Wuppertal ist kein Schlaraffenland für ausgelagerte Forschungszentren. Aber für Geowissenschaftlerinnen und Geowissenschaftler mit Spürsinn für das konkrete, lokale Problem – und der Lust, fachlich über den eigenen Tellerrand hinauszublicken –, ergeben sich überraschend stabile Nischen. Gerade wer am Anfang steht oder den Wechsel wagt, merkt schnell: Eintönigkeit ist hier eher Theorie als Praxis. Mal liegt das Büro fast im Grünen, mal kommunizierst du Tag für Tag mit Kollegen aus der Bauplanung, mal spazierst du als Stippvisite in einen verlassenen Industriewinkel am anderen Ende des Tals.
Ist das immer glamourös? Natürlich nicht. Aber es ist ehrlich, lebendig und – das ist kein Selbstlob – messbar relevant. Und wer im Café an der Nordbahntrasse schon mal gelauscht hat, wie sich Geotechniker, Landschaftsplaner und Skeptiker über Starkregen wolkig ereifern, weiß: In Wuppertal ist Geowissenschaft selten nur graue Theorie.
Das könnte Sie auch interessieren