SAE Institute Hannover | 30159 Hannover
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
SVA System Vertrieb Alexander | 37083 Göttingen
SAE Institute Hannover | 30159 Hannover
SVA System Vertrieb Alexander | 37083 Göttingen
Es gibt diese stillen Zweifel, die fast jede Fachkraft kennt, die sich in den Kosmos Gamedesign wagt – und besonders spürbar werden sie in Städten, die nicht gerade für einen Bombast aushundert Studios pro Quadratkilometer stehen. Braunschweig. Verhaltener Name auf der Landkarte der deutschen Entwicklerstädte, trotzdem kein weißer Fleck. Ganz im Gegenteil: Hier brodelt es in den Nischen, zwischen Kooperation und lokalem Ehrgeiz, der schon mehrfach Resultate jenseits schlichter Pixelhintergründe hervorgebracht hat. Wer morgens mit dem Fahrrad durch die Weststadt fährt, ahnt wenig davon, dass ein paar Straßen weiter Studenten eine Spielewelt bauen, die sich mit internationalen Indie-Titeln messen lässt.
Gamedesigner. Klar, klingt nach grauen Kapuzenpullis, Energydrinks und ewigen Brainstormings. In Wirklichkeit ist’s viel unspektakulärer – und härter: Es geht um Interaktionskonzepte, Prototyping, Balancing, manchmal Skriptlogik bis nachts um zwei. Wer hier einsteigt, muss Disziplin mitbringen, und eine Liebe fürs Klein-Klein – denn jeder Bug kann plötzliche Nachtschichten bedeuten. Was unterschätzt wird: Neben dem visionären Anteil lebt der Job von Stringenz. Forschung, User-Feedback, grafische Iterationen – alles auf engem Raum zwischen Deadline und Budgetgrenze. Manche Kollegen in Braunschweig erzählen, dass sie ihre besten Ideen bei Spaziergängen über die Oker hatten. Vielleicht stellt sich Kreativität gerade dann ein, wenn Technik und Umgebung nicht alles vorgeben.
Die regionale Branche ist kein Selbstläufer, das dürfte niemanden überraschen. Wer auf den ganz großen Studio-Zauber hofft, wird in Köln oder Berlin vermutlich schneller fündig, aber: Gerade die mittleren Studios, die sich hier etabliert haben, bieten vergleichsweise stabile Einstiege. Ich habe das Gefühl, dass Projektvielfalt in Braunschweig ehrlicher gelebt wird als anderswo. Von Experimenten mit Serious Games fürs Bildungswesen bis zu finanzierten Indie-Projekten für mobile Plattformen. Gefragt: Leute, die nicht alles können, aber mitdenken; die zwischen Storyboarding, Sound und Leveldesign schalten können, auch ohne dass jemand von außen die Abgrenzung erklärt. Klar, der klassische Spezialistentyp ist auch gefragt, aber wenn ich auf die letzten Jahre zurückblicke, waren es vor allem Generalisten, die in den Teams die Lücken schließen konnten, wenn mal wieder alles brannte.
Jetzt zum Knackpunkt, der so selten ehrlich diskutiert wird: Geld. Man kann’s drehen und wenden – Gamedesign ist keine Goldgrube, zumindest nicht zu Beginn. In Braunschweig liegt das Einstiegsgehalt typischerweise zwischen 2.500 € und 2.900 € – mit spürbaren Schwankungen, je nach Bildung, Projektverantwortung und Größe des Studios. Im Mittelbau kann man sich mit Erfahrung auf 3.000 € bis 3.600 € vorarbeiten, ganz vereinzelt geht’s noch höher (Stichwort: Lead Positionen, wenn man einen nie endenden Perfektionismus und die Fähigkeit zur Diplomatie mitbringt). Vielleicht wenig überraschend: Viele akzeptieren die Limitationen, solange die Projekte stimmen und die kreative Freiheit hoch bleibt – ein Wert, den man erst erkennt, wenn man ihn hatte und wieder verliert.
Was ich an Braunschweig schätze: Die Durchlässigkeit zwischen Lehre, Labor und Studio. Die Region setzt zunehmend auf praxisorientierte Ausbildung, mit Kooperationsprojekten zwischen Hochschulen, Tech-Labs und Unternehmen, die in der Szene einen Namen haben. Besonders für Berufseinsteiger ein Pfund: Man arbeitet nicht im Elfenbeinturm, sondern begreift (zuweilen schmerzlich), was sich auf dem Arbeitsmarkt wirklich umsetzen lässt. Durch verschiedene lokale Initiativen zu Bildung und inklusivem Game-Design wächst eine junge Community heran, die frische Impulse setzt und alte Gewissheiten charmant infrage stellt – eine Bereicherung, ehrlich gesagt, auf die man inzwischen nicht mehr verzichten möchte.
Spannend am Gamedesign in Braunschweig ist aus meiner Sicht diese Mischung aus Bodenständigkeit, stillem Ehrgeiz und gelegentlicher Selbstironie. Kein Übermut, kein Größenwahn – sondern ein zäher Optimismus, der sich auch gegen Widerstände behauptet. Und immer dieses Gefühl, dass zwischen Bahnhof und Magniviertel gute Ideen manchmal einfach entstehen, ohne lautes Getöse. Es ist nicht alles Zuckerwatte und auch kein Dauergrinsen – aber wer Lust auf ungewöhnliche Projekte abseits des Mainstreams hat, findet hier einen Arbeitsmarkt, der Überraschungen parat hält. Selten bequem, oft überraschend. Was will man mehr?
Das könnte Sie auch interessieren