Macromedia Akademie GmbH | 04103 Leipzig
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SAE Institute Leipzig | 04103 Leipzig
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Wer heutzutage in Halle (Saale) davon erzählt, als Game Entwickler seinen Lebensunterhalt zu verdienen, erntet oft hochgezogene Augenbrauen. „Ach, Computerspiele? Daddelst du da den ganzen Tag?“ – Fast möchte man sich ein T-Shirt drucken lassen: Ja, ich mache wirklich Spiele. Und nein, es ist nicht nur Spaß. Wobei, ein bisschen schon.
Was macht diesen Beruf in Halle so eigen? Eine Stadt mit einer langen, manchmal eigensinnigen Geschichte, voller Kontraste zwischen bröckelnden Altbauten und hippen Co-Working-Spaces. Der Softwaresektor wirkt hier zwar unscheinbarer als in Berlin oder Hamburg, aber gerade die Zurückhaltung hat ihre eigenen Vorteile. Die Szene ist klein, aber irgendwie loyal – man kennt sich, manchmal vielleicht zu gut. Neueinsteiger fühlen sich da anfangs wie der Neuzugang bei einem eingeschworenen Indie-Team: Noch im Ladebildschirm, Pixelgrafik statt Unreal Engine. Doch der Vorteil ist klar: Wer sich engagiert, bekommt schneller Verantwortung. Ich habe Entwickler erlebt, die nach wenigen Monaten schon komplette Subsysteme stemmen – dazu braucht es in München Jahre, und einen endlosen Strom an Powerpoint-Folien.
Man darf sich das Arbeitsfeld aber nicht zu romantisch vorstellen. Der Alltag besteht eher selten aus stundenlangen Kreativ-Sessions am Whiteboard. Stattdessen dominiert Handwerk: C++-Schlachten in alten Codebasen, zähe Debugging-Nächte, zahllose Bugtracker-Meldungen. Für Berufseinsteiger ist das manchmal ein kleiner Schock. Die Hochschule hat eher mit Algorithmen und kreativer Theorie gelockt – jetzt heißt es: Shader-Skripte und Performance-Flickenteppich. Zwischen Assets und API-Schnittstellen zu balancieren, fordert Geduld. Und auch ein gewisses Talent für Frustrationstoleranz, wenn die Unreal-Engine mal wieder ~Unerwartet Beendet~ wird. Wer so etwas nicht mindestens dreimal am Tag erlebt, arbeitet wahrscheinlich nicht als Game Programmierer.
Fragt man nach dem Gehalt, wird es diffus. Die Spanne ist in Halle signifikant breiter als anderswo: Von etwa 2.600 € für den wagemutigen Berufseinsteiger, der am liebsten gleich in einer kleinen Klitsche loslegt, bis zu 4.100 € für erfahrene Entwickler mit Spezial-Know-how (Engine Optimierung, KI, Multiplayer-Infrastruktur). Wer sich auf VR oder Mobile spezialisiert, kann durchaus einen kleinen Aufschlag erwarten – vorausgesetzt, das Studio spielt in der lokalen Szene tatsächlich eine Rolle. Viele Unternehmen sind bodenständig, manche legendär für ihre gelebte Work-Life-Balance (oder je nach Standpunkt: für den trickreichen Spagat zwischen Deadlines und Dienstschluss um 17 Uhr). Aber Geld ist eben nicht alles – was viele unterschätzen: Der soziale Zusammenhalt wiegt für manche hier sogar schwerer als ein verhältnismäßig fetter Gehaltszettel.
Regionale Besonderheiten? Klar, Halle hat nicht die Dichte an Studios wie Leipzig oder gar Berlin, aber genau das macht die Jobsituation fast schon spannend. Es gibt sie noch, diese Hidden Champions: Kleine Teams, manchmal fast unsichtbar, arbeiten an Nischentiteln – Simulationsklassiker, Serious Games für Forschung oder Medizin, ein paar experimentierfreudige VR-Projekte. Hier werden Talente nicht selten direkt von Fachbereichen der Universität abgeworben. Und dann wieder das Gegenteil: Studios, wo man das Gefühl hat, schon am zweiten Tag auf ein kleines Familienfest geraten zu sein. (Kaffeekuchen-Tage jeden Mittwoch – kein Witz.)
Und wie steht’s um die Weiterentwicklung? Eher pragmatisch als visionär. Wer etwas werden will – der lernt halt. Viele Unternehmen bieten keine geschniegelten Trainingspfade, sondern werfen Neulinge gerne direkt ins Projekt. „Learning by Doing“, manchmal auch „Learning by (Leichtem) Scheitern“. Das klingt rau – ist aber tatsächlich eine Art Talentbeschleuniger. Wer hier nach einem Jahr noch an Bord ist, kann in der Regel auch in jeder anderen deutschen Stadt im Job fahren, gerade, wenn mal wieder neue Engines, Tools oder Frameworks aufpoppen, die im Studium so gar nicht vorkamen. Mein Fazit – und das ist jetzt wirklich persönlich: Game Entwicklung in Halle ist weder Bonuslevel noch Endgegner, sondern ein solides, manchmal charmant rumpeliges Hauptspiel. Für Entdecker, Frickler, Eigenbrötler. Aber gerade deshalb: Selten langweilig.
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