Secunet Security Networks AG | 99084 Berlin, Dresden, Ilmenau
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Wer an Erfurt denkt, sieht oft Kirchen, Pflastersteine, Krämerbrücke. Kaum jemand verbindet die Stadt spontan mit Gamesentwicklung. Und trotzdem: Zwischen alten Mauern und studentischem Trubel wächst in Erfurt seit einigen Jahren eine Szene, die mit klassischen Klischees bricht. Allerdings sollte man sich – weder als Berufsanfänger noch als wechselwilliger Fachprofi – Illusionen machen: Die Gamesbranche ist in Erfurt kein Selbstläufer. Aber gerade deshalb ist sie hier spannend. Das Klima ist rauer als in Hamburg oder Berlin, das stimmt – aber manchmal entstehen ja aus Gegenwind die besseren Ideen.
Game Entwickler in Erfurt arbeiten im Grenzgebiet zwischen Kunst, Mathematik und Basteltrieb. Die Anforderungen sind in den letzten Jahren spürbar gestiegen. Es reicht längst nicht mehr, einfach "programmieren zu können" oder grafische Tools zu bedienen. Wer heute Spieleideen in Code gießen will, muss ganz unterschiedliche Talente mitbringen: analytisches Denken, Teamgeist, Sinn für Techniktrends – und gelegentlich auch Leidensfähigkeit. Gerade die Studios und Startups in Erfurt setzen häufig auf kleine, flexible Teams. Das hat Vor- und Nachteile: Einerseits kann man schneller Verantwortung übernehmen, eigene Ideen einbringen und von kurzen Entscheidungswegen profitieren. Andererseits bedeutet es oft auch, dass chaotische Phasen garantiert sind – Multitasking ist keine Floskel, sondern ein Dauerzustand. Manchmal sitzt man bis spätabends an unlösbar scheinenden Bugs. Wer da nicht ein wenig nerdige Leidenschaft mitbringt, sucht sich besser einen anderen Schreibtisch.
Wenn man ehrlich ist: Erfurt ist (noch?) kein Hotspot für große Studios mit Hochglanz-Büros und Gratiscappuccino. Trotzdem wächst der Bedarf an qualifizierten Game Entwicklern – vor allem, weil sich die Thüringer Medienlandschaft verändert. Lokale Studios, teils gegründet von Absolventen der ansässigen Hochschulen, nehmen die Ausbildung ernst. Sie fordern Quereinsteiger, trauen jungen Talenten etwas zu, reißen aber auch Altbewährtes ein. Hier zählt Kreativität mehr als der perfekte Lebenslauf. Das klingt erstmal verlockend, der Realitätscheck folgt jedoch auf dem Fuß: Der Markt ist klein, Konkurrenz gibt es trotzdem. Wer sich in Erfurt behaupten will, braucht Durchhaltevermögen und die Bereitschaft, über den Tellerrand zu schauen. Manchmal frage ich mich, ob viele Einsteiger unterschätzen, wie viel „Selbsterfinden“ hier dazugehört – es gibt nämlich niemanden, der einem alles vorkaut. Und das ist tatsächlich Fluch und Segen zugleich.
Klar, Geld ist nicht alles – aber von Luft und Liebe lebt man schlecht. In Erfurt starten die meisten Game Entwickler mit Gehältern zwischen 2.700 € und 3.300 €. Mit etwas Erfahrung und Spezialwissen (Stichwort: 3D-Engines, Künstliche Intelligenz, Netzwerk-Programmierung) lassen sich Beträge bis 4.000 € oder mehr realisieren. Für hiesige Verhältnisse kein Weltrekord, aber die Lebenshaltungskosten sind nun mal auch nicht mit München vergleichbar. Entscheidend finde ich aber einen anderen Punkt: Wer in Erfurt bleibt, entscheidet sich bewusst für ein Arbeitsumfeld, das eher auf Teamgeist und langfristige Entwicklung als auf den nächsten Sprung zum Großkonzern setzt. Weiterbildungen gibt es – meist praxisorientiert und direkt im Firmenalltag integriert. Nicht selten findet man sich in einer Rolle wieder, die einen zum Allrounder macht – was manchmal befreiend, manchmal auch schmerzhaft unübersichtlich ist.
Wer als Game Entwickler in Erfurt startet, setzt nicht auf den goldenen Weg. Aber Hand aufs Herz: Gerade das macht die Sache reizvoll. Die Szene ist überschaubar, dafür herrscht eine gewisse Ehrlichkeit – jede originelle Idee fällt auf. Wer sich auf Unwägbarkeiten einlässt, findet in Erfurt Gestaltungsräume, die in größeren Metropolen inzwischen verloren gingen. Thüringer Bodenhaftung trifft hier auf digitalen Aufbruch. Wer also keine Angst vor Unsicherheit hat, dafür aber Lust, etwas aufzubauen, wird sich zwischen alten Fachwerkfassaden und visionären Projekten vielleicht wohler fühlen als erwartet. Oder, um es etwas pathetisch zu sagen: Hier zählt erst recht, was du wirklich kannst, nicht, was auf geduldigem Papier steht.
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