4flow | 10115 Berlin, Düsseldorf
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
4flow | 10115 Berlin, Düsseldorf
Es gibt Berufe, deren Bezeichnung klingt fast schon nach moderner Zauberformel: Food Chain Manager. Wer darunter bloß eine Neuauflage des klassischen Logistikers vermutet, greift zu kurz. Gerade in Mönchengladbach – irgendwo zwischen Wirtschaftseinfallstor und rheinischem Pragmatismus – kommt man als Food Chain Manager in eine Welt, die wenig mit grauer Routine und noch weniger mit abgehobenem Management-Prosa zu tun hat.
Die Lebensmittelwirtschaft hier: ein etwas unterschätztes Biotop. Auf einer Seite der Branchenskala zerren internationale Handelsriesen und digitale Start-ups am System, auf anderer Seite halten sich alteingesessene Familienbetriebe und Mittelständler überraschend wacker. Genau zwischen diesen Polen, manchmal fast im Spagat, bewegt sich der Food Chain Manager. Dessen Alltag? Ein wilder Wechsel aus Excel-Analysen, Lieferantenabsprachen, spontanen Krisen am Frische-Lager – und dem unguten Gefühl, permanent schneller denkende Technik im Nacken zu haben. Es ist ein Kompositum aus Qualitätsmanagement, Lieferkettentransparenz, Lebensmittelsicherheit, Nachhaltigkeit, Preisdruck, Warenbewegung – und, wie ich oft bemerke: viel Bauchgefühl.
Den Sprung in diesen Beruf wagen inzwischen immer mehr Quereinsteiger mit Kopf und Zähnen, aber ohne klassisches Hochschuldiplom. Und ja, es stimmt: Wer den Job hier in Mönchengladbach macht – mit all seinen Verästelungen zwischen Groß- und Einzelhandel, Herstellern, Frischelagern und Supermarktregalen – der braucht keineswegs ein Diplom von der Kölner Uni, aber eben auch mehr als bloß eine Ausbildung. Es ist dieses diffuse Mehr: strukturiertes Chaos, Lust auf Verantwortung, situatives Mitdenken, Durchhaltevermögen. Was außerdem hilft: einen freundlichen Ton selbst mit grantigen Fahrern oder techniküberforderten Kunden beibehalten – rheinische Nerven eben.
Was den Reiz hier in der Stadt ausmacht? Mönchengladbach ist zwar keine Global City, aber als Umschlagsplatz zwischen Benelux und Rhein-Ruhr nicht zu unterschätzen. Der Standort ist wie ein Testlabor für alles, was „Lebensmittelkette neu denken“ in der Praxis bedeutet. Digitalisierung ist längst mehr als ein Schlagwort: KI, Datentransparenz, lückenlose Rückverfolgung – all das spürt man hautnah im Arbeitsalltag. Aber Papierstau gibt’s trotzdem noch, ganz zu schweigen von unaussprechlichen Software-Updates im Warenwirtschaftssystem. Wer hoffte, hier alles nur noch remote zu regeln – weit gefehlt. Man ist mit den Menschen und ihrer Ware im echten Leben konfrontiert.
Die Gehälter? Ein weites Feld. Einstieg mit wenig Erfahrung startet meist irgendwo bei 2.800 €, die überwiegende Realität für Berufserfahrene liegt typischerweise zwischen 3.400 € und 4.000 €. Ambitionierte mit Zusatzqualifikationen, etwa in Qualitätssicherung oder IT-Prozessmanagement, greifen in Einzelfällen auch die 4.200 € bis 4.700 € an – aber das ist seltener Alltag als Legende. Klingt solide, aber aus eigener Erfahrung: Am Monatsende fühlt sich das Gehalt manchmal wie Trostpflaster an, wenn der zwölfte Lieferant kurzfristig abspringt.
Was oft unterschätzt wird: Weiterbildung ist hier kein Luxus, sondern Überlebensstrategie. Mönchengladbach bietet durch die Nähe zu branchennahen Bildungseinrichtungen und die Partnerschaft mit Unternehmen tatsächlich eine Vielzahl spezialisierter Angebote – von Lebensmittellogistik über Zertifikate im Hygienemanagement bis zu Digitalisierungsschulungen. Wer nicht kontinuierlich updatet, bleibt auf der Strecke. Anders gesprochen: Der Job ist kein Früchtekorb, aus dem man mal einen Apfel pflückt und dann ausruht – sondern ein ständiges Nachsortieren des Ganzen.
Was würde ich Einstiegsskeptikern und wechselwilligen Profis mit auf den Weg geben? Wer Sinn für Komplexität und ein robustes Nervenkostüm mitbringt, wird in Mönchengladbach durchaus gebraucht – hier laufen viele Fäden des Lebensmittelhandels zusammen, aber keiner wird allein gelassen. Die Herausforderung, am Puls der Zeit zu bleiben und gleichzeitig die Realität der Fleischtheke nicht aus den Augen zu verlieren, macht den Beruf weder einfach noch langweilig. Und das ist, gerade heute, nicht das schlechteste Argument.
Das könnte Sie auch interessieren