Carl Kühne KG ( GmbH & Co.) | 20095 Hamburg
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Carl Kühne KG ( GmbH & Co.) | 20095 Hamburg
Lübeck – das Tor zum Norden, Hansekontor zwischen Trave und Ostsee, Sanddornlikör und Marzipan. Wer in dieser Stadt auf den Beruf des Food Chain Managers blickt, sieht mehr als nur ein Berufsbild zwischen Excel-Tabellen, Warenwirtschaft und Qualitätsprotokollen. Nein, es ist eher eine elegante, manchmal holprige Gratwanderung zwischen Logistik, Lebensmitteltechnik, Handelsdiplomatie und einer Prise norddeutschem Pragmatismus. Klingt theoretisch? Ist es, aber in der Praxis passiert viel zwischen den Zeilen – besonders in Lübeck, wo die Wege vom Hafen aufs Land und in die Supermärkte kürzer sind als anderswo.
Was tut eigentlich ein Food Chain Manager? Die offizielle Antwort: Er (oder mittlerweile auch immer häufiger sie) steuert Warenflüsse, sorgt für frische Produkte auf dem Teller, überwacht Qualitätsstandards, achtet auf Nachhaltigkeit und – nett gesagt – balanciert die Interessen von Produzenten, Händlern und Konsumenten. Viel Abstimmungsarbeit. Und manchmal schlicht hauen, aber eben mit Argumenten. In Lübeck tickt alles ein wenig anders: Die Region lebt vom Handel, von Fischereien, Milchverarbeitung, bäuerlichen Betrieben. Wer hier in die Kette einsteigt, muss nicht nur Daten und Zertifikate jonglieren, sondern auch einen Draht zu den Leuten draußen auf dem Feld oder im Hafen entwickeln. Zwischen Laborkittel und Gummistiefel passt oft nur ein augenzwinkerndes „Moin“.
Eines der Missverständnisse: Man sitzt den ganzen Tag am Schreibtisch. Falsch. Wer als Food Chain Manager unterwegs ist, läuft. Mal zum Wareneingang, regelmäßig durch Produktionshallen, oft zum Testzentrum, manchmal raus auf die Straße zu Partnern, deren Handschlag gefühlt mehr zählt als ein PDF im Mailpostfach. Was viele unterschätzen: Die Technik holt auf – Stichwort Blockchain, Rückverfolgbarkeit, smarte Sensorik in der Kühlkette. Lübeck profitiert davon, dass der Hafen als Bindeglied zu Skandinavien neue Projekte anzieht. Wer technikaffin ist, kann hier zeigen, dass Digitalisierung eben nicht vom Himmel fällt, sondern ein ständiger Kampf gegen Beharrungskräfte im Betrieb ist. Und jedes zweite IT-Projekt stockt irgendwo – aber das ist ein anderes Kapitel.
Verdienst? Realistisch gesprochen: Für Einsteiger liegt das Gehalt in Lübeck meist zwischen 2.900 € und 3.400 €. Wer sich nach ein, zwei Jahren in die speziellen Abläufe und Regularien reingefuchst hat (und das sind mehr als man beim Anblick der ersten Dienstanweisung denkt), darf perspektivisch auf 3.500 € bis 4.000 € setzen. Klar, nach oben wird’s dünn – vor allem, wenn man den Wunsch nach weniger Arbeitszeit oder mehr remote nicht gleich wieder abwürgen will. Viel wichtiger jedoch: Weiterbildung wird hier nicht als bloßes Anhängsel betrachtet. Wer sich in den Bereichen Lebensmittelsicherheit, Umweltmanagement oder IT-Anwendungen weiterbildet, merkt schnell, wie positiv das im Betrieb aufgenommen wird. Lübeck ist traditionsbewusst, aber nicht rückständig – zumindest meistens. Ob Bio-Zertifizierung oder Kryo-Logistik: Die Stadt bietet spezielle Kurse und Netzwerke an, die man andernorts lange sucht.
Manchmal überlege ich, ob der Reiz des Berufs nicht gerade darin steckt, jeden Tag aufs Neue zwischen Theorie und Praxis, Ansprüchen der Chefs und Müttern an der Gemüsetheke vermitteln zu müssen. Ein Drahtseilakt, zugegeben. Lübeck ist bekannt für sachliche Härte: Wer hier als Food Chain Manager startet, braucht einen kühlen Kopf, Toleranz für Bürokratie – und Nerven für den ständigen Zeitdruck. Aber die Chance, Arbeit mit Sinn zu verbinden, ist da. Es geht letztlich um einen Job, der die Versorgung einer ganzen Stadt und ihrer Region sicherstellen hilft. Ohne viel Tamtam, aber eben mit Haltung. Kann man sich daran festbeißen? Ich finde schon. Manchmal mehr, als mir lieb ist.
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