Molkerei Alois Müller GmbH & Co. KG | 86150 Augsburg
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Molkerei Alois Müller GmbH & Co. KG | 86150 Augsburg
Wer hier – im Schatten von Lech und Fuggerei – zum ersten Mal in die Welt des Food Chain Managements eintaucht, reibt sich schnell die Augen. Zwischen regionaler Brotzeit und globaler Supply Chain, zwischen Automatisierung und Analogität, bewegt sich der Beruf irgendwo zwischen Controller, Problemlöser und Pragmatiker. Wer den perfekten Überblick erwartet, sitzt meist auf dem falschen Dampfer: Es geht weniger um Theorie als um das Verschränken von Waren-, Informations- und Werteflüssen – und das, während im Hintergrund manchmal das berühmte Augsburger Wetter die Logistik auf die Probe stellt.
Was viele unterschätzen: Der Job ist kein klassischer Verwaltungsposten. Wer denkt, Food Chain Management sei die graue Maus im Lebensmittelgewerbe, liegt daneben. Klar, Tabellen gibt es genug, aber es geht vor allem um Entscheidungen. Das erfordert einen Blick für das große Ganze – vom Obstbauern im Wittelsbacher Land bis zum Lebensmitteldiscounter im Süden der Stadt. Die Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied, und nicht selten wird aus Planung plötzlich Krisenmanagement. Mal klemmt es bei der Qualität, mal springen Zulieferer ab und dann – steht man da. Ganz praktisch. Und über Nacht wachsen einem Berufseinsteiger:innen graue Haare, obwohl Augsburg eigentlich für gemächliches Tempo bekannt ist. Ironie der Sache.
In Augsburg haben sich etliche Lebensmittelproduzenten und Logistikdienstleister niedergelassen – nicht nur wegen der historischen Handelswege, sondern auch, weil die Region als Verkehrsknotenpunkt in Süddeutschland immer schon gefragt war. Die Nähe zu Bayern, Baden-Württemberg und dem Allgäu spürt man im Sortiment – und im Alltag. Vieles ist hier Nahversorgung, aber die Ketten werden länger: Kundschaft verlangt heute Bio, morgen vegan, übermorgen regional mit Herkunftsnachweis – am besten sofort, versteht sich. Da schlägt der Puls wie in München, nur weniger auf lautem Parkett, sondern hinter Rolltoren, in kühlen Hallen, zwischen Staplern und Barcode-Scannern. Wer hier arbeitet, muss den Spagat schaffen: moderne IT-Systeme nutzen und dennoch mit Menschen sprechen können. Reden hilft, auch wenn mal wieder der Bio-Kürbis zum Ladenhüter wird. Oder gerade dann.
Viel zu oft rede ich mit Kolleg:innen, die glauben, es reicht, die gängigen ERP-Systeme zu beherrschen – SAP hier, MS Dynamics da. Aber was hilft die beste Software, wenn der Zulieferer irgendwo zwischen Aichach und Friedberg im Stau steht und die Lkw im Werkhof nicht rollen? Dann sind es Humor, Improvisation und dieser eigenartige Mix aus Entscheidungsfreude und Gelassenheit, der zählt. Manchmal kommt es mir vor, als müsste man halber Psychologe, halber Feuerwehrmann sein. Und das ist kein Witz – fragt mal die Leute, die schon länger dabei sind. Übrigens: Sprachkenntnisse schaden nie, fragt sich nur, ob Schwäbisch auch als Fremdsprache gilt.
Das Gehaltsniveau liegt hier oft zwischen 3.000 € und 4.200 €; mit zunehmender Erfahrung, Branchenwechseln oder Zusatzqualifikationen geht’s noch weiter nach oben. Man munkelt, dass in Zeiten von Lieferkettenproblemen und Nachhaltigkeitsdruck selbst traditionelle Arbeitgeber mehr zahlen – zumindest, wenn es um erfahrene Fachkräfte geht. Die Einstiegsmöglichkeiten für Berufseinsteiger:innen sind überraschend vielschichtig, weil sich der lokale Arbeitsmarkt stetig wandelt: Digitalisierung eröffnet neue Rollen, gleichzeitig bleibt bodenständige Prozesskenntnis gefragt. Keine Branche für Hochstapler – Durchblick schlägt alles. Ein Kollege sagte mal lachend: „Wer in Augsburg Food Chain Management versteht, versteht die Welt.“ Vielleicht leicht übertrieben, aber ganz falsch ist es nicht.
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