Land Niedersachsen | 38100 Braunschweig
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Eigentlich wollte ich immer mal schreiben, wie sich das anfühlt: Mitten in einer Stadt wie Göttingen, die sonst gern mit Bücherregalen, Forschungslaboren und studentischer Betriebsamkeit assoziiert wird, Tag für Tag hochpräzise Werkstücke in der Hand zu halten. Manchmal denke ich, der Beruf des Feinwerkmechanikers passt hierher wie ein gut gearbeitetes Zahnrad, das mit den Geisteswissenschaften eben nicht immer perfekt ineinandergreift – und genau das macht den Reiz aus.
Wer kennt sie schon, die Werkstätten und kleineren Betriebe in den Randlagen – abseits der Universität, fast unscheinbar. Doch was dort passiert, ist alles andere als trivial: Bauteile, die bis auf den hundertstel Millimeter stimmen müssen. Wer mal eine fehlerhafte Passung produziert hat, weiß, was dann los ist. Der Ärger ist garantiert, das Material ist gleich ein paar Euro futsch – und der Kollege von nebenan lässt sich einen Spruch nicht nehmen. Aber so ist es eben, diese Mischung aus Anspruch und Bodenhaftung, die den Beruf in Göttingen prägt. Natürlich laufen hier nicht die Hightech-Maschinen wie bei den großen Playern in Süddeutschland. Trotzdem, CNC-Fräsen, Erodieren, klassische Dreharbeiten – nichts für Grobmotoriker, ehrlich.
Was viele unterschätzen: In Göttingen ist die Feinwerkmechanik eng verzahnt mit Forschungseinrichtungen, Medizintechnik und der optischen Industrie. Da landet schon mal ein Auftrag auf dem Tisch, bei dem es um mikroskopisch kleine Teilchenfänger für ein Labor geht. Andere Tage – konventioneller, aber nie ganz langweilig: Bauteile für Maschinenbau, Sonderanfertigungen, kleine Serien. Wer glaubt, Routine sei hier der Alltag, irrt. Es gibt Wochen, da ist jeder Tag eine neue Baustelle, sprichwörtlich und im übertragenen Sinn. Ich habe erlebt, dass man am Nachmittag an einer Baugruppe für ein Doppelpendel experimentiert und morgens noch Kupfer für eine Uniklinik gefräst hat. Vielseitigkeit ist keine Phrase, sondern gelebte Realität.
Und die Bezahlung? Jeden zweiten Stammtischabend kommt das Thema auf. Die Meinungen, so bunt wie ein Haufen Fräser im Schubladeneinsatz: Die Einstiegsgehälter bewegen sich meist zwischen 2.300 € und 2.800 €, wobei Spezialisten mit Erfahrung, besonderer Fertigungsexpertise oder Zusatzqualifikationen bis 3.400 € oder gar darüber hinaus kommen können – jedenfalls in Betrieben, die wissen, was sie an ihren Leuten haben. Klar: Wer den Großstädten nachjagt, wird in München oder Stuttgart andere Summen hören. Aber Göttingen punktet mit etwas, das anderswo fehlt: ein Arbeitsmarkt, auf dem persönliche Verbindung und Beständigkeit noch Gewicht haben. Nicht alles ist Gold, aber manches eben auch nicht nur Blech.
Technologischer Wandel? Selbstverständlich! Wer sich in der Feinwerkmechanik ausruhen will, hat schnell ein Problem. Digitalisierung, 5-Achs-Fräsen, Simulationstechnik – das alles findet langsam, manchmal knirschend, seinen Weg in die traditionsbewussten Werkstätten. Fortbildung? Klar. Wer da nicht dranbleibt, schaut irgendwann verdutzt auf die Bedienmaske der modernisierten Maschine und fragt sich, wie das alles so schnell gehen konnte. Aber es ist kein Hexenwerk. Eher eine Frage der Haltung: offen bleiben, Fragen stellen, Fehler machen (und eingestehen).
Fehlt noch die Perspektive: Für Einsteigerinnen und Einsteiger, die keine Angst vorm Anpacken haben, bietet Göttingen eigentlich ein solides Pflaster. Ja, man muss es mögen: den Duft nach Kühlschmierstoff mit einer leichten Kopfnote aus Kaffee am Morgen, die Mischung aus Handarbeit und Bildschirmarbeit. Wieder einmal kein Beruf für Hochglanzbroschüren. Aber einer, in dem das, was man macht, am Ende buchstäblich in der Hand liegt. Und das, wenn Sie mich fragen, kann nicht jede Branche von sich behaupten.
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