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Erste Hilfe – klingt so nach Pflichtprogramm. Fahrtüchtige brauchen den Kurs, Erzieher auch, Pflegepersonal sowieso. Und dazwischen? Stehen wir Ausbilder, manchmal mit Notfallkoffer, oft mit Flipchart und fast immer mit der Frage im Nacken: Was passiert eigentlich, wenn wirklich was passiert? In Berlin ist der Job nicht bloß Lückenschluss zwischen Fahrschulantrag und Prüfung, sondern Alltag – mit all seinen Ecken, Kanten, Berliner Eigenheiten und gelegentlichen Szenen, die man in keinem Lehrbuch findet. Ich spreche nicht aus hochtrabender Erfahrung, aber mit offenem Blick – und nicht selten mit der leisen Ahnung, dass sich wirklich Sinnstiftung manchmal heimlich ins Berufliche schleicht.
Schnell reiht sich der Job zwischen Wissensvermittlung und lebensechter Demonstration ein. Wer glaubt, das Ganze sei „Nur-Arzt-auf-Zeit“, liegt daneben. Gefragt sind statt weißen Kitteln Empathie, situativer Humor (den braucht man in Neuköllner Grundschulen übrigens häufiger als das Verbandszeug), und vor allem: eine Prise geduldiger Gelassenheit. Die Teilnehmer sind so bunt wie Berlin selbst – vom gestressten Berufsanfänger bis zur älteren Dame im Ehrenamt. Gefordert ist Improvisation. Niemand kann sich darauf vorbereiten, was für Fragen kommen. Und doch soll nach zwei, drei Stunden der laute Aha-Moment bei allen dabeigewesen sein – keine leichte Aufgabe, wenn jemand „Pflaster kleben“ noch für Hexenwerk hält.
Reden wir übers Geld. Erwartet niemand bittere Wahrheiten, aber die Realität darf man nicht ausklammern: In Berlin startet man meistens irgendwo zwischen 2.400 € und 2.800 €, je nach Träger, Zeitumfang und, sagen wir ruhig, pädagogischem Feingespür. Wer Verantwortung übernimmt, mehrere Gruppen betreut oder Zusatzqualifikationen wie Sanitätsausbildung oder methodische Weiterbildung vorzeigen kann, schafft es auch auf 3.100 € bis 3.400 €. Ich kenne sogar ein paar mit knapp unter 3.600 € – allerdings: Da sind dann Wochenenden und nervenaufreibende Notfalltrainings im Paket. Klar, das ist keine Chefarztvergütung, aber in Relation zu Tätigkeitsfeld und Verantwortungsgrad durchaus solide. Viele merken: Reich wird man davon nicht. Aber manchmal kommt's eben mehr aufs Wir-Gefühl und das Abends-noch-in-den Spiegel-Gucken an.
Die Zeiten, in denen Erste Hilfe frontal mit Kreide und Phantom-Übung beschlossen wurde, sind vorbei. Auch in Berlin. Digitale Medien schleichen sich durch die Hintertür ein: Apps zur Reanimation, interaktive Quizze, Virtual-Reality-Szenarien. Wer stehen bleibt, verliert nicht nur den Anschluss, sondern im schlimmsten Fall auch die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden – und die schwankt in Berlin sowieso zwischen neugierig, skeptisch und latent ironisch. Was viele unterschätzen: Die Vielfalt in der Hauptstadt fordert Feingespür für Sprachbarrieren, kulturelle Unterschiede und ganz eigene Lebenslagen. „Ne, so geht das nich“ hört man öfter als „Alles klar verstanden“. Also: Erklären, vormachen, wiederholen. Und manchmal hilft ein kleiner Seitenhieb auf eigene Fehler („Ist mir letzte Woche passiert... ehrlich.“).
Kann ein Job Routine werden, in dem es um Ausnahmezustände geht? Seltsame Frage eigentlich – und trotzdem: Routine schleicht sich ein, aber es bleibt der Reiz, jeden Tag Leute zu sehen, die vor Betreten des Raums noch nie Herzdruckmassage gemacht haben. Und zehn Minuten später tun sie’s, als hätten sie es immer so gemacht (naja, fast immer). Wer sich fortbildet – sei es in Traumapädagogik, Krisenintervention oder digitaler Didaktik – merkt, wie viel Spielraum da ist. Bei manchen Trägern gibt es E-Learning-Module, bei anderen noch Kaffeekränzchen nach Dienstschluss. Ich bin überzeugt: Wer Lust auf Menschen, echtes Leben und handfeste Sinnhaftigkeit hat, wird selten enttäuscht. Berlin fordert, fördert, überfordert manchmal – und schenkt zwischendurch Augenblicke, in denen man denkt: Genau deshalb mach ich das.
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