Elektrotechnik Elektromobilität Jobs und Stellenangebote in München
Beruf Elektrotechnik Elektromobilität in München
Elektrotechnik und Elektromobilität in München: Zwischen Hochspannung, Umbruch und Alltag
„Elektromobilität? Das ist das Ding der Zukunft!“ höre ich oft, wenn ich Bekannten von meinem Arbeitsfeld erzähle. Aber was heißt das eigentlich – und wie fühlt man sich, wenn man als Fachkraft oder Berufseinsteiger mittendrin steckt? Gerade in München, wo Hightech oft genauso selbstverständlich zum Stadtbild gehört wie ein Feierabend-Weißbier, ist die Stimmung eine ganz eigene Mischung aus elektrisierendem Aufbruch und alltäglicher Ernüchterung. Aber schön der Reihe nach.
Aufgaben: Vom Schaltschrank zum Ladehub – und wieder zurück
Manchmal ist es verblüffend, wie viele verschiedene Gesichter Elektrotechnik im Bereich Elektromobilität annehmen kann. Da wären die offensichtlichen Dinge: Ladeinfrastruktur, Speichertechnik, intelligente Steuerungen. Was viele unterschätzen: Hinter einer schnöden Ladesäule stecken oft Dutzende Arbeitsschritte – Planung, Verkabelung, softwaregestützte Inbetriebnahme, Fehlersuche, Wartung. Ein typischer Tag kann irgendwo zwischen Kabelwirrwarr im Keller eines Altbaus und digitalem Diagnosetool am Schnellladepark schwanken.
Mich überrascht immer wieder: Die Grenzen verschwimmen. Wer ursprünglich für klassische Starkstromverkabelung ausgebildet wurde, muss heute plötzlich zukunftssichere Netzanschlüsse dimensionieren oder PV-Anlagen für den Eigenbetrieb koppeln. Und dann schwebt über alldem dieses diffuse Thema Energiemanagement, bei dem selbst erfahrene Meister ins Grübeln geraten. Mit „nur Lampen wechseln“ hat das hier definitiv nichts zu tun.
Arbeitsmarktlage: Der Münchner Sog – real, aber mit Tücken
Klar, in München gibt es Arbeit. Selbst in Zeiten ausgebremster Konjunktur ist die Nachfrage nach qualifizierten Elektrotechnikerinnen und -technikern im Mobilitätsbereich stabil. Wer sich mit E-Ladeinfrastruktur, Batteriesystemen oder Leistungselektronik auskennt, wird gesucht – und das nicht nur bei den großen OEMs aus der Automobil- und Zulieferindustrie. Stadtwerke, Energieversorger, innovative Start-ups, Ingenieurbüros, manches Handwerksunternehmen: Die Zahl der Arbeitgeber ist beachtlich.
Aber – und das ist ein großes Aber – München ist kein billiges Pflaster. Die Einstiegslöhne bewegen sich, realistisch betrachtet, oft zwischen 2.900 € und 3.400 € monatlich. Mit Branchenerfahrung, Spezialkenntnissen oder Meistertitel schafft man es in Richtung 3.700 € bis 4.500 €, manchmal mehr. Klingt ordentlich. Bis man bei der Wohnungsbesichtigung merkt, dass man für eine WG-Bude im Glockenbachviertel fast die Hälfte davon loswird. Die berühmte Münchner Schere zwischen Einkommen und Lebenshaltung – sie klafft auch bei uns, übrigens zunehmend bei wechselbereiten Kräften aus anderen Regionen.
Manchmal frage ich mich, wie lange das noch gutgeht – ob der Standortnachteil nicht irgendwann auf die Branche zurückschlägt. Vielleicht jammern wir auf hohem Niveau. Aber es wäre naiv, das einfach auszublenden.
Regionale Besonderheiten: Traditionsstandort mit Start-up-Kniff
Was München auszeichnet, ist diese seltsame Spannung zwischen Großkonzern-Denke und agiler Start-up-Mentalität. Wer einmal im Werk eines großen Automobilherstellers stand – Flure, so lang wie ein Samstag im November, Betriebsvereinbarungen so dick wie ein Telefonbuch – erkennt sofort: Hier geht Transformation nie ohne zähe Kompromisse. Gleichzeitig brodelt in Hinterhöfen irgendwo in Neuhausen oder Obersendling die Innovationslust kleiner Technikschmieden. Mal baut jemand bidirektionale Wallboxen, ein anderer tüftelt an vernetzten Services für Flottenmanagement.
Man kann an München lieben oder verzweifeln: Die Nähe zu Hochschulen, Forschungszentren, Innovationsclustern – ja, das ist ein klarer Standortvorteil. Auf der Kehrseite wirkt manches überhitzt, ein Hauch von Goldgräberstimmung, der sich nicht immer mit nachhaltigem Arbeiten verträgt. Wer dazwischen den eigenen, bodenständigen Weg sucht, braucht ein dickes Fell und eine spitze Zunge.
Weiterbildung: Unvermeidlich – aber nicht immer ein Selbstläufer
Kein Bereich wandelt sich schneller als unser Feld – jedenfalls gefühlt. Wer den Anschluss nicht verlieren will, kommt um regelmäßige Fortbildung kaum herum. Ob Energieinformatik, Ladeinfrastruktur-Monitoring oder Normen rund um E-Mobilität: Die Palette wächst. München bietet ein – für deutsche Verhältnisse – breites Kursangebot, von kompakten Zertifikatslehrgängen über mehrjährige berufsbegleitende Studiengänge bis zu firmeninternen Inhouse-Schulungen. Lobenswert! Praktisch? Hm, nicht immer. Viele Arbeitgeber fördern Weiterbildungen – aber nur so weit, wie sie selbst profitieren. Wer flexibel bleiben will, muss häufig private Ressourcen investieren. Nicht jeder hat dafür Zeit oder Nerven, und Familienfreundlichkeit war bisher selten ein Schwerpunkt der Qualifizierungsanbieter.
Abschließend? Nein. Sondern mittendrin.
Wer in München im Feld Elektrotechnik für Elektromobilität arbeitet, steht irgendwo zwischen klassischer Ingenieurskunst und grüner Hightechoffensive, zwischen ungeschriebenem Know-how und digitalem Neuland. Das ist keine Raketenwissenschaft – aber eben auch kein Spaziergang. Der Markt? Noch voller Chancen, aber keine Einbahnstraße zum schnellen Reichtum. Die Aufgaben? Herausfordernd, manchmal zäh, oft inspirierend.
Vielleicht ist das Beste, ehrlich zu bleiben: Wer sich auf München einlässt, bekommt ein berufliches Umfeld, wie es sonst kaumwo zu finden ist. Man muss nur bereit sein, die Komfortzone zu verlassen und dazuzulernen. Oder, um es mit Münchner Understatement zu sagen: „Pack ma’s.“ Aber eben mit Strom.