ATLANTIC Grand Hotel Bremen | 28195 Bremen
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Klar, wenn ich mir Oldenburg am Morgen vorstelle – früh, bevor das geschäftige Treiben anrollt, die 20 Grad Kaffee zwar schon bereit, aber die Küche noch still –, dann denke ich an diesen typischen Moment des Demichef: Du stehst da, Schürze gebunden, einerseits voller Tatendrang, andererseits mit diesem leisen Bauchgrummeln. Der erste Tag oder der erste Sprung in eine neue Brigade fühlt sich an wie eine Mischung aus Lampenfieber und Montagsstau. Und das ist kein Zufall, denn die Rolle des Demichef ist in deutschen Küchen alles andere als ein reiner Startposten. Wer hier einsteigt, entscheidet sich für den Mittelbau zwischen Schnibbelkraft und Chef – mit Handwerk, Nerven und Neugier.
Das Bild vom hektischen, lauten Ton in der Küche stimmt in Teilen, ist aber zu kurz gegriffen – jedenfalls, wenn man die Vielfalt Oldenburgs in Betracht zieht. Historische Gasthäuser in den kleinen Gassen konkurrieren längst mit ambitionierten Restaurants, regional inspirierter Fusion und – nicht zu unterschätzen – zahlungskräftigen Hotelgästen mit eigensinnigen Vorlieben. Als Demichef übernimmt man die Verantwortung für eine Küchenlinie oder einen bestimmten Posten – sei es Saucen, Fleisch oder eben die „kalte Küche“. Klingt übersichtlich – ist es aber nur bis zur Mittagszeit. Ab da tanzen Teller, dröhnt der Druck. Wer zu nachlässig vorbereitet (Mise en Place! Das kleine Einmaleins), bekommt spätestens zur Stoßzeit den Quittungszettel direkt auf die Seele. Ehrlich, das kann niemand schönreden.
Wer fragt, was am Monatsende übrig bleibt, bekommt nicht immer eine klare Antwort. In Oldenburg liegt das Einstiegsgehalt für Demichefs meistens zwischen 2.600 € und 2.900 €. Klingt solide, wird aber schnell zur Rechenaufgabe, wenn rabattiertes Personalessen und die berüchtigten Überstunden einfließen. Manche Betriebe honorieren Leistungsbereitschaft mit Zuschlägen, andere setzen auf flache Hierarchie und erwarten dafür breite Schulter – nicht aus Stahl, aber aus Verlässlichkeit. Und in Gesprächen höre ich immer wieder: Frust kommt selten von der Arbeit an sich, sondern vom Gefühl, im Maschinenraum zu stehen, während oben das Rampenlicht leuchtet. Die Position des Demichef – oft unterschätzt, fast nie überbezahlt.
Oldenburger Küche – klingt erst einmal nach Rollmops und Grünkohl, gefällt manchem, schreckt andere. Doch die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Die letzten Jahre haben den Fachkräftemangel spürbar gemacht. Da kann es schon vorkommen, dass ein Demichef mal eben die Verantwortung für zwei Posten übernimmt, weil die Lehrlinge noch nach Orientierung suchen und der Chef sich lieber den kalkulatorischen Wogen widmet. Wenn ich ehrlich bin: Die Experimentierfreude ist bei Gästen gestiegen, aber die grundsolide Küchenarbeit bleibt das Fundament. Wer meint, ein Instagram-taugliches Törtchen sei das Hauptkriterium – der wird im Oldenburger Alltag eher eines Besseren belehrt.
Was viele unterschätzen: Gute Küchen investieren in Talente. Weiterbildungen – von Allergenen bis Patisserie – werden mehr und mehr angeboten, meist aber eher im Vorbeigehen als auf gold-gerahmtem Silbertablett. Die Nachfrage nach Spezialwissen steigt leise an, auch weil Gäste ihre Ansprüche nach oben schrauben. Dabei zählt nicht nur Handwerk, sondern ebenso Kommunikationsfähigkeit und die Kunst, unter Dauerstrom nicht die Nerven zu verlieren. Gelegentlich frage ich mich, wie lange man auf dieser Stufe verweilen sollte. Irgendjemand sagte mal zu mir: Wer als Demichef aufhört zu lernen, wird in einem Jahr von seinen Azubis überholt. Und ehrlich – da ist was dran. Oldenburg belohnt in der Gastronomie nicht nur Routine, sondern den Mut zur Neugier.
Manche Tage als Demichef in Oldenburg sind ein Staffellauf, andere ein Rätsel mit zu vielen Zutaten. Die Rolle fordert fachliches Können ebenso wie den Willen, sich nicht unter Wert verkaufen zu lassen. Und ja, zwischen Herd und Hierarchie ist Spielraum – für Fehler, aber auch für Momente, in denen alles stimmt: Die Sauce gelingt, das Team harmoniert, die Gäste nicken zufrieden. Sollte das öfter passieren? Sicher. Ist es einfach? Keineswegs. Aber ehrlich: Wer sich daran misst, kann nicht so viel falsch machen. Meiner Erfahrung nach beginnt die wahre Anerkennung oft erst hinter der Dunstabzugshaube – da, wo der Feierabend nach Küchenduft riecht und ein bisschen nach Zukunft.
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