Demichef Jobs und Stellenangebote in München
Beruf Demichef in München
Wieviel Handwerk steckt im Demichef? Über das Zwischenreich in Münchens Küchen
Wem je das Wort „Demichef“ untergekommen ist, der spürt es: Zwischen Lehrling und Küchenchef liegt eine seltsame Grauzone. Halb Verantwortung, halb Befehlsempfänger – Willkommen im Niemandsland der Hierarchie. Wer in München gerade als Demichef einsteigt, tut dies nicht selten mit einer Mischung aus Stolz und Verunsicherung: Man steht an der Schwelle, aber noch nicht ganz davor. Genau genommen: auf ihr.
Die Aufgaben? Unspektakulär, auf dem Papier. Vorbereitung, Zubereitung, Kontrolle – und zwar am Posten, für den man eingeteilt ist. Schnödes Wiederholen und Lernen – so klingt das für Außenstehende. Aber hinter den glatten Oberflächen der Großkundenküchen oder Boutiquehotels – gerade dort, wo in München die Gastro pulsiert – sieht die Wirklichkeit anders aus: Demichefs halten den Laden am Laufen. Sie sind die letzten, die nach dem Service noch an die Kühlschränke denken. Das vergisst man leicht.
Schnittstelle zwischen Handwerk und Hochleistungsbetrieb
Wer heute Demichef wird, landet selten in einer Küche, in der noch Zeit für müßiges Schnibbeln am offenen Fenster bleibt. München liebt Geschwindigkeit. Die touristische Saison drückt aufs Tempo, und Namensköche ziehen Küchenjäger und Handwerkstalente gleichermaßen an. Kein Wunder also, dass die Anforderungen in den letzten Jahren gestiegen sind – was ja nicht zwingend schlechter ist. Wer hier bestehen möchte, bringt solide Ausbildung, echtes Handwerk und eine gewisse Frustrationstoleranz mit (wer einmal 36 Stunden am Stück Schweinebäckchen konfiert hat, weiß, was ich meine).
Trotz aller Digitalisierung bleibt der Beruf ein Handwerk: Sensorik, Optik, Geschmack – alles will beherrscht werden. Klar, ein paar Softwaretools schleichen sich hier und dort ein, rechnen Mengen oder standardisieren Abläufe. Aber das, was im entscheidenden Moment zählt, erschüttert keine App: Der richtige Garpunkt, der prüfende Blick auf die Mise en place, das ehrliche Schulterklopfen an den Commis. Vielleicht ist das auch so ein Münchner Ding – die Mischung aus Hightech und uraltem Küchenehrgeiz. Ich zumindest habe sie so erlebt.
Gehalt, Wert und der Blick aufs große Ganze
Ach ja, die Bezahlung. München gilt als teuer, ohne Frage. Trotzdem bewegt sich das monatliche Grundgehalt für Demichefs meist zwischen 2.600 € und 3.200 €. Je nach Betrieb, Sternekategorie und Erfahrung geht es manchmal auch etwas darüber hinaus, aber der Preissprung ist keine Selbstverständlichkeit. Was viele unterschätzen: Die Gehaltssprünge zwischen Demichef und nächstem Karriereschritt mögen schmal sein, aber das tägliche Mehr an Verantwortung wiegt spürbar. Da muss man schon für sich klären, was einem wie viel wert ist – und ob der Stolz auf den ersten eigenen Posten nicht doch das entscheidende Argument bleibt. Denn wer mit Guest Relations oder Pre-Opening-Specials wedelt, merkt schnell, wie brüchig die Fassade von „alles easy“ ist.
Ich persönlich habe Demichefs erlebt, die sich regelrecht zwischen die Funktionäre und Hilfskräfte schieben mussten. Mal Kollege, mal Vorgesetzte – nie ganz fest im Sattel, nie völlig ohne Rückendeckung. Eine Existenz zwischen Anleiten und Wiedervorlage. Ehrlich gesagt: Wer dabei nicht seine Nische findet, den schwemmt die Fluktuation einem sehr schnell von der Karte.
Münchens Szene: Lokale Besonderheiten, Chancen und der Druck von außen
Natürlich ist München kein statisches Biotop. Die Gastrokrise der letzten Jahre, Lebenshaltungskosten, Pandemie und Personalschub aus Südosteuropa – all das hinterlässt Spuren. Viele Betriebe kämpfen mit wechselndem Personal, Saisonspitzen und der Suche nach beständigem Niveau. Wer hier heute als Demichef anheuert, übernimmt oft mehr, als der Vertrag jemals auflistet. Zum Beispiel das Einarbeiten neuer Kollegen mit wackeligen Deutschkenntnissen, das Improvisieren bei Versorgungsengpässen („Lieferant ist drei Tage im Rückstand – was tun?“), oder neues Arbeiten im Schichtmodell ohne Rücksicht auf klassische Feiertagslügen.
Andererseits: Wo sonst bekommt man so viel Sichtbarkeit, Verantwortung und echtes Handwerksgefühl in so kurzer Zeit? Für Einsteiger, die zupacken – mit Ambition und Spaß an Improvisation – kann das der ideale Spielplatz sein. Gerade in Münchens Traditionshäusern oder den neuen urbanen Gastro-Start-ups. Man muss nur lernen, mit permanenter Unwägbarkeit zu leben. Oder besser: sie zu genießen. Wenn das gelingt, findet man als Demichef in München nicht nur einen Posten – sondern eine Haltung zum Beruf.