THE WELLEM Düsseldorf | 40213 Düsseldorf
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WELCOME HOTEL WESEL | 46483 Wesel
GOP Varieté-Theater Kaiserpalais Bad Oeynhausen GmbH & Co. KG | 32545 Bad Oeynhausen
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Man steht am Pass, Schweiß auf der Stirn, und sieht die zwei Seiten der Küche: da die Jungen, da die alten Hasen, und in der Mitte – irgendwo zwischen Verantwortung und Zuarbeit – findet sich der Demichef. Nicht ganz Souschef, nicht mehr bloßer Commis, und doch: viel mehr als Titel und Toque vermuten lassen. Gerade in Hamm, einer Stadt, die kulinarisch Aufwind spürt und doch traditionsverbunden bleibt, bekommt diese Position ihren ganz eigenen Dreh. Das ist kein Job für Zauderer, so viel vorweg.
Was tut ein Demichef, fragt man sich? Im Grunde ist es die Rolle des Bereichsverantwortlichen – mal für Fleisch, mal für Saucen, vielleicht für die Vorspeisen. Den eigenen Posten führen, das Team unterweisen, Qualität checken, aber auch: Hand anlegen. Und das manchmal bis spät nachts, wenn in einem alten Gasthof noch der letzte Stau am Tisch fünf aufgelöst wird. Typische Aufgaben? Klar, technisch: Mise en Place, Koordination, Anrichten, Warenkontrolle. Praktisch – und das sieht kein Lehrbuch – aber auch: Den Launen lauwarmer Lieferungen trotzen, Azubis zeigen, wie man eine Zwiebel ohne Tränen würfelt, parallel höflich bleiben, wenn oben ein Teilhaber mit Sonderwunsch steht. Hamm, das hatte ich nicht erwartet, lebt da von seinen Mikrowelten: das kleine, ehrgeizige Bistro im Heinrich-von-Kleist-Viertel, der konservative Landgasthof draußen am Kanal, und dann wieder neue Gastro-Konzepte, die Sushi mit Schnitzel verkuppeln. Da sieht der Arbeitsalltag jedes Mal anders aus – Vielfalt, die anstrengt, aber auch fasziniert.
Was viele unterschätzen: Als Demichef ist man nicht mehr nur Ausführender, sondern ein Sinnbild für Stabilität im Team. Es sind oft die Leute auf dieser Ebene, die Pannen auffangen, das Tagesgeschäft retten, Brücken zwischen Küchenleitung und Brigade schlagen. Der Sprung vom Commis zum Demichef fühlt sich an wie von der Kreisklasse in die Verbandsliga – mehr Stress, mehr Perspektive, mehr Verantwortung. Und ganz ehrlich: Es gibt Momente, da möchte man den Löffel einfach in die Ecke werfen. Aber: Gerade in Hamm, wo viele Teams noch familiär geführt sind, findet man rasch seinen Platz, seinen Zuspruch, manchmal auch seine Reibeflächen. Hier wird weniger auf Zeugnisse geschaut als auf den Willen, mitzuziehen.
Die wirtschaftliche Seite – meistens Tabuthema –, gehört hier aber offen angesprochen. Die Gehälter in Hamm? Realistisch liegen sie für Einsteiger oft zwischen 2.600 € und 2.900 €. Wer Erfahrung mitbringt, Organisationstalent beweist oder in einem Spezialitätenhaus andockt, kann durchaus die 3.000 € bis 3.400 € knacken. Klingt viel, ist aber für den Spagat aus Leitung und Knochenarbeit nicht überbezahlt. Was den Unterschied macht, sind Extras – Zuschläge für Wochenenden, Anerkennung durch freie Tage, Trinkgelder in besseren Häusern. Das alles schwankt so lebhaft wie die Mittagskarte bei Regenwetter: Auf Planungssicherheit sollte man sich nicht ausruhen – das ist im Gastgewerbe nun einmal der Fluch wie auch der besondere Reiz.
Muss man sich weiterbilden, um nicht auf der Stelle zu treten? Kurz gesagt: Ja. Nicht, weil die Grundlagen verschimmeln, sondern weil vor allem regionale Betriebe zunehmend nach Spezialisten statt Alleskönnern suchen. In Hamm ist das auffällig: Wer sich in Themen wie Allergene, nachhaltige Warenbeschaffung oder moderne Küchentechnik einarbeitet, dem stehen selbst in sturmfesten Traditionshäusern Türen offen. Workshops zu regionaltypischer Küche finden regelmäßig statt, kleine interne Schulungen werden angeboten – mehr Wertschätzung als Schulbank, aber im Endeffekt entscheidet das persönliche Engagement.
Manchmal frage ich mich, was diesen Beruf so zäh macht – schwer zu beschreiben. Es ist nicht der Applaus für das perfekte Filet, auch nicht das kurze Schulterklopfen nach einer stressigen Schicht. Eher das stille Staunen, wenn ein Team aus unterschiedlichen Typen, Vorlieben, Lebensläufen für ein paar Stunden so zusammenläuft, dass es fast wie ein Uhrwerk wirkt. Oder der Moment, wenn man merkt: Jetzt nimmt jemand den eigenen Rat ernst, wächst über sich hinaus. Kommt nicht jeden Tag vor, aber oft genug, um dran zu bleiben.
Wer in Hamm als Demichef arbeiten will, sollte keine Routine erwarten. Es ist ein Beruf zwischen Frühschwaintritt und Spätblüte, zwischen Zeitdruck und Kreativität, Hautcreme und Hitze. Kein Glamour, aber reichlich Stoff für Anekdoten – und zum Schluss doch immer ein Teller, der nicht lügt. So gesehen: Ein Job, der vielleicht keinen roten Teppich ausrollt, aber jeden Tag neue Geschichten serviert.
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