THE WELLEM Düsseldorf | 40213 Düsseldorf
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AMERON Bonn Hotel Königshof | 53111 Bonn
WELCOME HOTEL WESEL | 46483 Wesel
Hilton Cologne | 50667 Köln
Excelsior Hotel Ernst | 50667 Köln
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Was macht eigentlich einen guten Demichef in Bochum aus? Irgendwo zwischen heißem Küchendunst, rotierenden Schichtplänen und nicht selten einer Prise Lokalpatriotismus arbeitet sich ein Berufsbild ab, das mehr ist als ein Sprungbrett zwischen Jungkoch und Küchenleitung. Als jemand, der selbst jahrelang Herd und Regionalliteratur gleichermaßen verschlungen hat, wage ich zu behaupten: Der Demichef, gerade im Ruhrgebiet, ist eine unterschätzte Figur. Mal Bindeglied, mal Feuerwehr. Kontrastreich wie ein Menü, das zwischen Currywurst und Nouvelle Cuisine laviert.
Fangen wir ehrlich an: Wer hier einsteigt, braucht eine solide Ausbildung als Koch, vielleicht ein wenig Berufserfahrung, aber vor allem diese ungeschriebene Bereitschaft, mehr zu tragen, als in der Stellenbeschreibung steht. Demichefs stehen an der Kante zwischen Anweisung und Ausführung – oft für eine Station (Saucier, Gardemanger, Entremetier, Patissier und wie die Klassiker eben heißen). Es ist die Aufgabe, einen Teilbereich zu führen – und zwar so, dass das Gefüge hält, auch wenn gerade mal wieder einer fehlt. Das Ruhrgebiet, insbesondere Bochum, ist geprägt von mittelgroßen Hotels, größeren Betrieben und einer, sagen wir mal, robusten Gastronomie: Hier muss ein Demichef beides können – den Spagat zwischen System und Improvisation.
Viele unterschätzen: Kein Tag gleicht dem anderen. Mal läuft alles nach Plan, mal fängt der Kollege plötzlich an, Quarkbällchen veganisieren zu wollen – und alle Rezepte kippen. Der Job verlangt eine pragmatische Gelassenheit. Bochum ist kein Wellness-Resort an der See, sondern eine Stadt mit Bergbau-Charme und einer Kundschaft, die ihre Rinderroulade genauso ernst nimmt wie ihr Stadionbier. Wer als Demichef antritt, sollte also wissen, was es heißt, rund 200 Eier für ein Frühstücksbuffet zu pochieren, während der Chef de Cuisine eine neue Aktion durchdrückt – „Roulade mal vegan“. Ein schräges Beispiel vielleicht. Aber spricht das nicht für den Mix aus Bodenständigkeit und Wandel, der hier Alltag ist? Zumindest aus meiner Sicht.
In Bochum landet das Gehalt für einen Demichef meist zwischen 2.500 € und 3.100 €. Klingt auf den ersten Blick überschaubar – angesichts der Wochenstunden (nicht selten 45 oder mehr) kann man da schon ins Grübeln kommen. Aber: Die Durchlässigkeit im Team, die kurzen Wege zu Küchenchef oder auch zum Hotelmanagement, das alles ermöglicht Entwicklung, sofern man sich nicht totkocht. Was viele unterschätzen: Man bekommt viel Praxiserfahrung, die in anderen Regionen, gerade in der Spitzengastronomie, Gold wert ist. Und ja: Wer sich reinhängt, kann sich sogar recht zügig in verantwortungsvollere Positionen bewegen. Aber ohne die Leidenschaft, auch mal gegen den Strom zu schwimmen? Keine Chance.
Spannend: Während andernorts die Technisierung der Gastronomie auf dem Vormarsch ist (Stichwort: digitale Bestellsysteme, Präzisionsgarer, automatisierte Abläufe), tickt Bochum oft einen Takt langsamer. Hier wird noch Hand aufgelegt, im wahrsten Sinn. Vielleicht liegt es am Selbstverständnis der Küchenchefs, vielleicht am Hang zur Improvisation – oder doch am wechselhaften Publikum, von Handwerkerfrühstück bis Juristenlunch. Was auffällt: Wer hier als Demichef arbeitet, muss beides können, den ehrlichen Kartoffelstampf wie handwerkliche Spielereien fürs „Fine Dining light“. Persönlich würde ich sagen: Man bekommt einen ganz eigenen Blick auf Lebensmittel, weil man improvisieren lernen muss. Der Mangel – an Personal, an Zeit, an Zutaten – ist der ständige Lehrmeister. Wer das für sich erkennt, kann auch daraus eine Stärke formen.
Manchmal, nach einer langen Schicht, denke ich: Eigentlich wird man als Demichef in Bochum zum kulinarischen Seismographen. Mal spürt man, wie sich Gesellschaft und Essgewohnheiten verändern – mal hat man schlicht das Glück, den echten Geschmack des Ruhrgebiets auf den Teller bringen zu dürfen. Wer dabei bloß Dienst nach Vorschrift macht, verpasst das Beste. Aber wenn man es schafft, Haltung und Handwerk zu verbinden? Dann wird die Position viel mehr als ein Durchgangsposten. Sondern so etwas wie ein Beruf mit Eigensinn, Gegenwartsbezug – und gelegentlich sogar Stolz. Was will man mehr?
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