Demichef Jobs und Stellenangebote in Augsburg
Beruf Demichef in Augsburg
Demichef in Augsburg: Zwischen Handwerkskunst und Mental Load – Ein Werkstattbericht
Wenn man „Demichef“ hört, glänzen in den wenigsten Augen gleich kleine Hoffnungsschimmer. Vielleicht zu Unrecht, denn gerade in Augsburg hat dieser Beruf etwas Unerwartetes an sich: Er balanciert auf dem schmalen Grat zwischen anspruchsvoller Routine und momenthaftem Schöpfertum. Aber was heißt das eigentlich, Demichef zu sein – genauer: in den gehobenen und ambitionierten Küchen zwischen Lechkanal und Hinterhofbiergarten?
Fangen wir vorne an. Ein Demichef – das klingt für Unerfahrene zunächst wie eine Mogelpackung, halb Chef, halb alles andere. Tatsächlich ist es das typisch Unbequeme: zu viel Verantwortung für bloßen Gehorsam, zu wenig Glamour fürs Rampenlicht. Am Ende steht da ein Bindeglied – einer, der weiß, wie eine Soße nicht ausflockt, der den Azubi aus der Erstarrung befreit, wenn’s brennt, der aber bereit sein muss, die eigene Kreativität zunächst hintanzustellen. Klar, das klingt mal härter, mal unscharf – aber so zeigt sich das Handwerk außerhalb des Kochbuchs.
Und dann: Augsburg. Keine Großstadtblase à la München, aber eigenwillig. Hotellerie? Steigend! Gastro-Szene? Stärker als viele glauben, mit Traditionshäusern, die gerade für Berufseinsteiger so etwas wie eine grüne Minna ins Abenteuer sind. Ich schätze, wer hier als Demichef anfängt, landet meist irgendwo zwischen bodenständigem Braten und neukreativer Vorspeise. Wer aus anderen Regionen kommt – Berlin, Ruhrpott, von mir aus auch aus dem Allgäu –, merkt: Augsburg wirkt konservativer, aber unterschätzt nicht den Hunger nach Innovation. Oder – ganz praktisch – nach Personal mit Rückgrat, Nerven und einem Rest Idealismus.
Was häufig verschwiegen wird: Die Arbeitsbedingungen haben sich in den letzten Jahren verschoben. Digitalisierung trifft auch die Küchenbrigade – nicht als Silicon-Valley-Simulation, mehr als Realitätsabgleich mit Planungs- und Bestell-Apps. Von Hand gemalte Listen sind zwar nicht ausgestorben (es gibt Chefs, die würden ohne Flipchart den Löffel abgeben!), doch ohne die digitale Warenwirtschaft landet keine Forelle mehr frisch im Kühlhaus. Wer handwerklich gut ist, sollte also keine Angst vor technischen Helfern haben – auch wenn das Digitale hier selten glänzt, sondern eher im Hintergrund brodelt.
Geld? Man fragt sich ja immer, ob es sich auszahlt, Verantwortung für einen Schichtplan zu übernehmen, der, manch spitzer Kollege würde sagen, das Zeug zum Nervenzusammenbruch hat. In Augsburg bewegt sich das monatliche Einkommen eines Demichef meist zwischen 2.300 € und 2.800 €, besonders in der Stadthotellerie und in etablierten Restaurants, gelegentlich auch etwas darüber. Ist das üppig? Nein, aber immerhin ist Augsburg gnädiger als die ganz großen Ballungsräume, wenn’s ums Wohnen geht – man findet Quartier, das nicht gleich nach Existenzangst riecht.
Was viele unterschätzen: Das eigentliche Kapital ist die Erfahrung. Wer zwei Jahre durchhält, wächst. Wer schon ein paar Wechsel hinter sich hat, kennt die Marotten der Küchenchefinnen, die Eigenheiten der Sous-Chefs, den Unterschied zwischen echtem Anspruch und billiger Verkaufspsychologie am Gast.
Apropos Zukunft: Der Markt ist in Bewegung. Der Personalmangel, der an allen Ecken beschworen wird, klingt nicht nur wie eine hohle Floskel. Es gibt Tage – vor allem rund um die großen Feste, Vorweihnachtszeit oder Stadtfeste –, da würde man liebend gern zaubern können, um eine zweite, dritte Hand auf den Herd zu legen. Gleichzeitig werden die Anforderungen in Richtung Nachhaltigkeit lauter. Regionale Zulieferer werden wichtig(er), Bio-Qualität ist kein hippes Add-on mehr, sondern stillschweigende Pflicht. Und damit reicht das Grundrepertoire eines klassischen Handwerkskochs nicht mehr immer ganz heran – Fortbildungen in Küchentechnik oder Ernährungslehre poppen auf, teils mit subtilem Zwang, teils aus echtem Interesse.
Resümee? Wer als Demichef in Augsburg beginnt – frisch nach Abschluss oder mit einer Portion Überdruss aus dem alten Betrieb –, sollte Offenheit mitbringen. Neugier, ja, und vor allem das Talent, Routine nicht zu verachten, sondern als Sprungbrett zur nächsten Stufe zu nehmen. Die Aquise nach ganz großen Gehältern ist hier selten der attraktigste Grund. Vielmehr lockt ein eigenartiges Spielfeld: genug Tradition zum Anlehnen, genug Wandel zum Durchatmen. An manchen Tagen zweifelt man, an anderen ist man stolz, wenn der Laden trotz Personallücke und launischer Gäste am Laufen bleibt. Augsburg ist eben kein Schnellkochtopf, eher ein langsamer, manchmal aufsässiger Schmorbräter. Nicht spektakulär? Kann sein. Aber ganz ehrlich – selten war gutes Handwerk spannender als heute, auch abseits der großen Bühnen.