HMS Analytical Software GmbH | 77871 Ulm
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Mercedes-Benz Tech Innovation | 77871 Ulm
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Manchmal frage ich mich, wie viele aus meinem Umfeld exakt wissen, was ein Data Scientist eigentlich macht. Vielleicht ist das schon das erste Missverständnis rund um diesen Beruf: Eine Mischung aus mathematischem Handwerk, algorithmischer Kreativität und einer Prise erzählerischer Fantasie – zumindest, wenn es darum geht, den Sinn hinter Zahlenkolonnen so zu erklären, dass auch das Management nicht abschaltet. Und das alles im charmanten Freiburg im Breisgau – der Stadt, in der man wissenschaftlichen Anspruch mit badischer Gelassenheit zu kombinieren lernt, ob man will oder nicht.
Wer als Berufsanfänger glaubt, Datenauswertung sei wenig mehr als ein bisschen Python, ein paar bunte Grafiken und dann Kaffee trinken, der irrt. Typisch Freiburg: Die hiesigen Unternehmen – ob Start-up aus dem Green-Tech-Sektor, bodenständiger Mittelstand mit Produktionsfinesse oder die forschungsaffinen Institute – suchen nach Leuten, die nicht nur clever im Umgang mit Datenbanken und Machine-Learning-Bibliotheken sind. Wer hier arbeitet, steckt oft bis zum Hals in Fragen wie: Wie lassen sich Produktionsdaten in der Medizintechnik so lesen, dass Sicherheitsstandards nachweisbar werden? Wer sagt einem Energieunternehmen, welche Wetterlage das Netz stabil hält? Und – nicht zu vergessen – wer bringt dem Sensor bei, Schwingungen von Lärm zu unterscheiden? Man muss nicht alles wissen, aber bereit sein, sich in Nischen hineinzugraben, auf die es keine YouTube-Erklärung gibt.
Was viele unterschätzen: Freiburgs Wirtschaft ist weder Tech-Mekka noch klassisches Industriezentrum. Es gibt zwar die Leuchttürme – ein paar bekannte Firmen, die wirklich verstanden haben, was Data Science wert sein kann. Doch im Alltag sind es die kleineren, manchmal etwas eigensinnigen Betriebe, die neue Fachkräfte ins Grübeln bringen. Da heißt es: DIY-Mentalität, niedrige Hierarchien, aber auch „Manpower first, Data second“. Wer nur mit Big Data Buzzwords hantiert und Wertsteigerung am Reißbrett ausrechnet, läuft mitunter gegen verschlossene Türen. Dafür winken – besonders im Umwelt- und Medizintechnikbereich – Aufgaben, die anderswo in Deutschland kein Mensch anfasst. Fortschrittsfeindlich? Eigentlich nicht. Eher eine Art Pragmatismus, entwickelt zwischen Weinbergen, Innovation und dieser unerschütterlichen Bodenständigkeit, die den Breisgau seit jeher prägt.
Zum heiklen Thema Geld: Wer erwartet, als Data Scientist direkt Silicon-Valley-ähnliche Summen einzustreichen, wird in Freiburg auf den Boden der Tatsachen geholt – wenn auch nicht hart, sondern sanft: Das Einstiegsgehalt rangiert meistens bei 3.800 € bis 4.400 €, in Einzelfällen kann es – abhängig vom Unternehmen und der eigenen Spezialisierung – auch auf 4.800 € steigen. Für Professionals mit mehrjähriger Erfahrung sind 4.900 € bis 5.600 € drin; selten auch mehr, vor allem in forschungsnahen oder spezialisierten Technologieunternehmen. Klar, Mieten sind auch in Freiburg längst nicht mehr provinziell. Dennoch bleibt die Lebensqualität hoch – eine Rechnung, die jeder für sich abschließen muss.
Worauf man als Einsteiger oder wechselwilliger Pragmatiker im Breisgau vorbereitet sein sollte: Ohne ständiges Nachlernen geht wenig. Ob Universitätsseminare, kuriose Transferprojekte zwischen Hochschule und Industrie, Doktorandenkolloquien zu Sensordaten im Schwarzwald – die Möglichkeiten sind breit, aber der Weg ist kein lineares Fortbildungs-Karussell entlang glänzender Zertifikate. Hier zählt, den eigenen Schwerpunkt zu finden, notfalls gegen den Strom. Und das, was ich in Freiburger Fachgesprächen gelernt habe: Wer stillschweigend voraussetzt, dass Machine Learning „die Lösung für alles“ ist, wird schnell zerpflückt – hier fragt man lieber fünfmal nach den Datenquellen, bevor man „KI“ überhaupt ausspricht.
Vielleicht ist Data Science in Freiburg genau deshalb spannend: Weil der Beruf hier das Beste und das Komplizierteste verbindet. Akademisches Denken trifft auf regionale Renitenz. Praktische Lösungen fordern die Geduld der Detailversessenen, und das in einer Stadt, die sich nicht zwischen Zukunftswillen und Bewahrertum entscheiden muss. Was bleibt? Eine Geschichte, die keiner wirklich zu Ende erzählt – schon gar nicht im nächsten Quartal.
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