ODDO BHF Solutions GmbH | 66111 Saarbrücken
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EnergieSüdpfalz Shared Service GmbH | Landau in der Pfalz
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Saarbrücken. Die meisten Menschen denken beim Thema Krisenmanagement reflexartig an riesige Konzernzentralen, bunte War Rooms voller hochglanzpolierter Manager. Seltsamerweise kommen die Bilder aus Miami oder Tokio oft schneller als die Realität vor Ort. Denn in Saarbrücken, zwischen Tagesrest und Büroflur, gibt es kaum einen Beruf, der so unsichtbar wie entscheidend im Hintergrund wirkt – und dabei gleichzeitig so unfassbar komplex ist wie der des Business Continuity Managers.
Manchmal frage ich mich, ob überhaupt jemand außerhalb der „Szene“ versteht, weshalb das Thema operative Resilienz bei Mittelständlern im Saarland so schwer an Fahrt aufnimmt. Pandemie, Cyberattacken, Lieferengpässe – als hätte man hier keine eigenen Krisen. Dabei ist Saarbrücken alles andere als rückständig: In den letzten Jahren dräuten neue digitale Geschäftsmodelle durch die Region, SAP-lastige Produktionsbetriebe holen externes Know-how, kommunale IT-Dienstleister nehmen plötzlich das Wort „Kritische Infrastruktur“ ernst. Kurz: Die Luft für die, die gerne improvisieren, wird dünner.
Fachlich braucht man als Business Continuity Manager weit mehr als Checklisten und Excel-Kalküle. Wer glaubt, man könne mit einer ISO-Zertifizierung oder ein paar hübsch formulierten Notfallplänen in der Schublade den Tag überstehen, hat die Rechnung ohne die Realität gemacht. Ein echter Test sind nicht Audits, sondern der Moment, in dem die Systeme fallen – oder social engineering mal das halbe Serviceteam im Homeoffice lahmlegt. Dann zeigt sich, ob man wirklich vorbereitet war. Und auch: wie gut die Chemie mit dem Bereichsleiter Produktion oder der IT-Abteilung ist.
Was viele unterschätzen: Saarbrücken ist – trotz Grenznähe und französischem Flair – zutiefst mittelständisch geprägt. Selbst die größeren Versicherer und Energieversorger, die an der Saar ihren Sitz haben, ticken oft anders als die glitzernden Vorbilder in Frankfurt oder München. Entscheidungen fallen nicht in hippen Projektlounges, sondern über drei Ecken, gerne auch mal spontan zwischen Kantine und Parkplatz.
Demografie? Spielt rein. Die Generation Ü50 hält an alten Routinen fest, moderne Tools wie Business-Impact-Analysen werden erst akzeptiert, wenn es das erste Mal richtig knallt. Gleichzeitig entstehen – fast im Windschatten – neue IT-Dienstleister, kleine Pharma-Firmen, sogar Start-ups, die sich Sektoren wie Legal Tech oder Healthcare vorknöpfen. Hier finden kluge Einsteiger:innen überraschend schnell Verantwortung auf dem Silbertablett, aber sie können auch kolossal auflaufen, wenn sie die regionstypische Gesprächskultur unterschätzen. Man muss reden können, aber zwischen den Zeilen. Und: Manchmal muss man Unsichtbarkeit aushalten. Erfolge im BC-Management machen selten Schlagzeilen, aber ohne sie geht ein Unternehmen schneller in die Knie als die meisten glauben.
Wer fragt, was dabei herausspringt, landet rasch bei einer tricky Spannbreite. In Saarbrücken – und das ist genau der Sweet Spot zwischen Großstadt und Provinz – bewegt sich das Einstiegsgehalt von Business Continuity Managern (je nach Branche und Vorqualifikation) meist zwischen 3.200 € und 4.200 €. Wer technische oder branchenspezifische Weiterbildungen vorweisen kann (Notfallmanagement, Cybersecurity, Erfahrung aus dem Bankenstress?), kommt nicht selten in den Bereich von 4.600 € bis 5.300 €. Aber Geld allein? Macht einen nicht glücklich. Zumindest nicht auf Dauer.
Ich selbst habe erlebt, dass BC-Manager ihre größten Karriere-Schübe dann erfahren, wenn sie Lust auf Querdenken mitbringen: Wer es wagt, CRM-Prozesse aus dem Mittelstand mit Notfallplänen aus der Versicherungsbranche zu versöhnen, wird plötzlich zum Problemlöser, nicht zum reinen Kontrolleur. Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es – von regionalen Bildungsträgern über Branchenverbände bis hin zu Kooperationen mit der Universität des Saarlandes. Aber ganz ehrlich: Der Mix aus Praxiserfahrung, Menschenkenntnis und Frustrationstoleranz bleibt unschlagbar. Papier bleibt Papier – es zählt die Bewährungsprobe.
Unter uns: Richtig sichtbar wird die Arbeit eines Business Continuity Managers, ob in Saarbrücken oder Burbach, oft erst dann, wenn alles schiefläuft – gerade, wenn die Kaffeeautomaten noch laufen, aber das ERP-System längst in Flammen steht. Der Beruf verlangt ein Maß an Gelassenheit, das man hierzulande oft im Ehrenamt findet, gekoppelt mit einem Hang zur Detailverliebtheit und einer gehörigen Portion Humor.
Was viele unterschätzen: Man kann in diesem Feld gestalten – und scheitern. Beides liegt nah beieinander. Das macht den Reiz aus, zumindest aus meiner Sicht. Wer Lust hat, Kontrolle in Ungewissheit zu verwandeln und am langen Hebel der Unsichtbarkeit zu wirken, wird hier anders gefordert – im positiven Sinne. Saarbrücken ist vielleicht kein Silicon Valley, aber gerade deshalb ein guter Ort für Leute, die wissen, dass Stabilität im Schatten erzeugt wird.
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