Neumann Bauelemente GmbH | Erfurt
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Hainich-Holz GmbH | Heyerode
schmidt möbel.plan GmbH | 70565 Rohr
Neumann Bauelemente GmbH | Erfurt
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Handwerk lebt, sagt man. In Erfurt – da kann ich’s tatsächlich hin und wieder greifen, spüren, riechen. Nicht nach frischem Beton, sondern nach Holz; Massivholz oft, Eiche auch, manchmal etwas Extrawurst aus Übersee, aber das ist ein anderes Fass. Bautischler in dieser Stadt? Ein Berufsbild, das mehr Facetten hat, als der unbedarfte Laie ahnt. Fenster? Ja. Türen? Na klar. Aber auch Stiegen, Fassaden, Inneneinrichtungen mit Seele. Jedenfalls ist die Palette breiter als der Stammtisch es erzählt.
Für Berufseinsteiger und Umsteiger, die mit handfestem Werkstoff umgehen wollen und keinen Sinn in PowerPoint-Sitzungen sehen, birgt der Arbeitsalltag des Bautischlers einiges an Reibung – im besten Sinne. Morgens die Feinarbeit in der Werkstatt, mittags auf der Baustelle, abends noch einen Blick auf den neuen CAD-Plan: Wer im Kopf nur Holz vor der Hütte hat, verpasst die halbe Entwicklung. Digitalisierung hat längst die Türen geöffnet, und wer glaubt, CNC-Maschinen seien nur was für Hightech-Betriebe, sollte mal einen Ostthüringer Familienbetrieb von innen gesehen haben.
Man merkt es auch an den Bauprojekten. In Erfurt gibt’s nicht nur Altbausanierung mit Jugendstil-Fenstern, sondern auch den nervenaufreibenden Denkmalschutz – Segen und Fluch in einem. Da wird Expertise verlangt, aber auch Zähigkeit und, Verzeihung, ein gerüttelt Maß an Geduld. Einen Rahmen fünf Mal lackieren, nur weil der Amtsschimmel wiehert? Passiert.
Wer aktuell als Tischler einsteigt – egal ob frisch aus der Ausbildung oder als Quereinsteiger mit Köpfchen – erlebt einen Arbeitsmarkt, der so leergefegt ist wie der Domplatz am Montagmorgen. Kein Scherz: Gute, verlässliche Leute werden gesucht wie das berühmte zweite Maßloch in der Bohle. Was viele unterschätzen, gerade in Erfurt: Die regionale Vernetzung ist viel wichtiger als die Großstadt es vormacht. Viele kleinere Betriebe, oft familiengeführt, denken langfristig – und erwarten das auch von ihren Leuten. Ein Kommen und Gehen wird wohlwollend zur Kenntnis genommen, als dauerhafte Einstellung taugt es nicht. Dafür gibt’s keine Bedenkenträger-Schiene: Wer Willen und Lernbereitschaft zeigt, bekommt schnell Verantwortung übertragen. Aber halt, das kann sich auch als schwere Last entpuppen. Gerade dann, wenn der Kollege kurzfristig ausfällt und plötzlich die Denkmal-Kommission anruft …
Der Verdienst als Bautischler in Erfurt schwankt natürlich – wie in jedem Handwerk – ein bisschen je nach Erfahrung und Spezialisierung. Wer direkt einsteigt, kann mit etwa 2.400 € bis 2.700 € rechnen. Mit Meisterbrief, ein paar Jahren Berufserfahrung oder besonderer Nische (Stichwort: Fensterrestaurierung oder Massivholztreppen) sind durchaus auch 2.900 € bis 3.200 € machbar. Luxus ist das nicht, aber solide. Und: Die Preissteigerungen bei Material und Energie haben die Stundensätze kräftig angezogen – nicht nur auf dem Papier.
Perspektivisch? Die Nachfrage nach guter Bau- und Möbeltischlerei ist konstant, vielleicht sogar steigend. Der energetische Sanierungsdruck, die Renaissance des Holzbaus im klimaerschöpften Bauwesen und nicht zuletzt die vielen denkmalgeschützten Bauten in Erfurt geben Bautischlern einen Stellenwert, von dem so mancher Schulfreund im Bürojob nur träumen kann. Aber klar, manchmal sehnt man sich auch nach trockenen Händen und sauberem Rücken.
Eins noch, weil es selten offen ausgesprochen wird: Wer überlegt, in Erfurt als Bautischler durchzustarten oder den Betrieb zu wechseln, sollte Herzblut mitbringen – und zwar in ausreichender Dosis. Die Arbeit ist körperlich und geistig fordernd, ein bleierner Alltag ergibt sich trotzdem nie. Weil jeder Tag anders tickt als der vorherige, weil ausgerechnet das scheinbar banale Türblatt plötzlich zur Geduldsprobe wird. Frustresistenz hilft, Humor auch.
Und dann ist da noch das Gefühl, nach Feierabend an einem Stück Stadt mitgebaut zu haben – handgreiflich, sichtbar, solide. Was bleibt? Keine Spur von digitaler Beliebigkeit. Sondern die Gewissheit: In jedem Fenster steckt nicht nur Holz, sondern ein bisschen von einem selbst. Mehr kann man vom Berufsleben kaum erwarten.
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