Baggerfahrer Jobs und Stellenangebote in Kiel
Beruf Baggerfahrer in Kiel
Baggerfahren in Kiel: Arbeit zwischen Wasser, Wetter und Wandel
Es gibt Berufe, die wirken auf Außenstehende fast archaisch, irgendwo zwischen Kindheitstraum („Einmal so einen Koloss steuern!“) und Knochenjob. Baggerfahrer, besonders hier oben in Kiel – das ist so ein Fall für sich. Wer frisch in den Job startet oder von woanders seit Jahren mit einem anderen Fahrzeug hantiert, merkt schnell: In der Stadt am Wasser ticken die Uhren auch im Baukasten etwas anders.
Den klassischen Baggerfahrer gibt es kaum noch. Einfache Gräber für Baugruben kommen selten noch ganz ohne technische Raffinesse aus. Zwischen Kanalwanderweg und Werft, Innenstadtverdichtung und den ewigen Baustellen in der Hörn – die Baustellenlogistik in Kiel ist nicht nur von Seeluft durchsetzt, sondern inzwischen auch von Digitaltechnik, Lasermessern, Telematik und Baustellen-Apps. Ja, es gibt noch die Tage, an denen man ’ne Schaufel Erde einfach von A nach B wuchtet. Aber ehrlich: Wer heute als Baggerfahrer unterwegs ist, muss den Sprung zum Maschinisten mit Grundverständnis für Hydraulik, Elektrik und manchmal auch ein Quäntchen IT wagen. Stichwort: GPS-gesteuerte Systeme und „intelligente“ Steuerungen – was auch immer das dann gerade im Alltag heißt.
Was Kiel speziell macht? Der hohe Wasseranteil. An vielen Stellen kommt man mit schwerem Gerät nicht gut voran, weil der Untergrund tückisch ist. Schluff, Sand, Grundwasser – alles, was ein Baggerfahrer nicht mag, auf einen Haufen, den das Wetter in Sekundenschnelle von standfest auf morastig kippt. Manchmal fährst du morgens raus, der Boden ist hart wie Stein, mittags dann, nach kräftigem Regen, dreht sich alles in Schlick. Wer da nicht fein dosiert oder das Gefühl für die Maschine noch nicht entwickelt hat, der steckt schneller fest, als die Pläne der Bauleitung gewechselt werden können. Plötzlich ist Erfahrung gefragt – eine Art Fingerspitzengefühl, die kein Lehrbuch vermittelt. Oder kennst du eines?
Geld ist natürlich auch eine Frage. Für Berufseinsteiger liegt das Monatsgehalt in Kiel meist zwischen 2.600 € und 2.900 €, je nachdem, wie fit man schon ist und welcher Tarif gilt (falls Tarif gilt, bei den Glattbauern gibt’s ja immer die, die meinen, ein Muskelzucken reiche als Lohnforderung). Mit wachsender Erfahrung, Zusatzscheinen – etwa für Spezialgeräte oder im Kanalbau – kann’s auch auf 3.100 € bis 3.400 € rauslaufen. Wer dann auf Großbaustellen mit Spezialaufgaben landet, sieht auch mal Zahlen jenseits der 3.600 €. Allerdings: Die Erwartung, dass alle Stunden im Warmen stattfinden und pünktlich Schluss ist, sollte man gleich im Bagger vergraben. Kieler Nieselregen kennt Menschen leider nicht als Ausrede. Motive für Überstunden gibt’s genug: auf Zeit, auf Wetter, auf Reibung mit anderen Gewerken. Der Feierabend ist jedenfalls selten ein festes Versprechen, sondern eher ein Richtwert.
Was einen hier hält? Vielleicht die immer neue Herausforderung. Kaum zwei Bauprojekte sind gleich, die Technik entwickelt sich weiter, nachwuchshungrig ist die Branche sowieso. Wer bereit ist, sich fortzubilden – Bedienberechtigungen, Wertstoffkenntnisse, sogar Kranführerscheine sind gefragt – findet oft schneller auf die nächste Stufe als in anderen Handwerksfeldern. Und die Kombi aus Technik, Naturgewalt und Alltagschaos – irgendwie muss man das mögen, oder zumindest aushalten können.
Wenn ich eines gelernt habe in der Zeit hier im Norden: Der Bagger ist immer nur so klug wie der, der ihn steuert, Wetter und Boden sind selten deine Freunde, Digitalisierung ist kein Schimpfwort (mehr) – und pünktlich ist in Kiel eh keiner, zumindest, solange man mit Erde zu tun hat. Ob das jetzt abschreckt oder reizt, muss jeder für sich entscheiden. Für mich persönlich? Kiel ist der seltene Fall, wo Baggerfahren mehr mit Improvisationstalent als mit Muskelkraft zu tun hat. Und das ist, ehrlich gesagt, spannender, als es aussieht.