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BOEHMERT & BOEHMERT Anwaltspartnerschaft mbB | 40213 Düsseldorf, München, Bremen
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Wer sich ausgerechnet von Dortmund aus in die Welt der Auslandskorrespondent:innen wagt, könnte zunächst ungläubige Blicke ernten – ausgerechnet von hier? Aber wer einmal unter dem aschgrauen Himmel zwischen Phoenix-See und Hafengebiet geatmet hat, weiß: Exotik beginnt nicht im Flieger, sondern im Kopf. Womöglich lässt sich gar behaupten, dass die besten Geschichten dort reifen, wo das Fernweh ständig in der Luft liegt – und Dortmund, so viel steht fest, ist ein ziemlich guter Humus für journalistische Umtriebigkeit.
Die Vorstellung, den Tag im Pressekonferenzraum eines Ministeriums in Brüssel zu verbringen, morgen mit Fischern in Ghana zu sprechen und übermorgen Sprachnachrichten vom Fluchtkorridor aus Lwiw einzufangen, wirkt wie Abenteuer – auf Instagram sicher. Im echten Leben, insbesondere mit dem Dortmund-Label, sieht das schon spröder aus: Die Kontakte werden nicht auf Partys geknüpft, das Englisch poliert sich nicht in Londoner Pubs, sondern zwischen Brettern im Dortmunder Pressehaus. Viele unterschätzen, was zu diesem Beruf gehört: Lokale Verwurzelung, ein dickes Fell für Recherche in Zeiten digitaler Desinformation, aber auch die Fähigkeit, regionale Themen so einzufangen, dass sie global verständlich werden. Nicht selten heißt das, nachts um zwei nach Fakten für einen Bericht zu graben – an Tagen, an denen die U-Bahn mal wieder bockt und der Bäckereifachverkäufer was von „China und Gaspreisen“ zu erzählen hat.
Was den Beruf ausmacht? Neben Sprachgefühl und analytischer Schärfe vor allem Resilienz, eine Art intellektuelles Gummiband. Wer glaubt, mit einem abgeschlossenem Journalistik-Studium und unbändiger Wissbegierde wäre alles geritzt, irrt. Fremdsprachenkenntnisse – nervtötend detailverliebt verlangt –, interdisziplinäre Neugier, die Bereitschaft, auch mal über den eigenen Schatten zu springen: Das ist eher Grundausstattung als Zierde. Dazu der Spagat zwischen Hektik und Geduld. Manchmal wartet man tagelang vergebens auf den Rückruf einer Quelle, dann bricht binnen Minuten die internationale Nachrichtenwelle herein – und Dortmund ist auf einmal das Epizentrum der Aufregung. Es gibt keine Bedienungsanleitung für kulturelle Sensibilität, aber die ständige Reibung mit anderen Perspektiven gehört zum Handwerk. Zweifel? Gehören dazu. Was viele unterschätzen: Die Arbeit übersetzt nicht nur Kultur, sondern permanent auch Konflikt.
Ein kleiner Realitätsabgleich: Dortmund ist kein Berlin, kein London und schon gar kein Paris. Die Presselandschaft ist kleiner, die Konkurrenz gefühlt härter, weil jede:r um einen der begehrten Plätze ringt – am liebsten nah dran am internationalen Puls. Aber, und das ist keine bloße Floskel: Gerade der regionale Fokus öffnet Räume für Nischen. Geschichten, die andere überhören. Industrie, Migration, Fußballkultur, Strukturwandel – alles Themen, die in Dortmund brodeln und für den globalen Diskurs taugen. Ich behaupte: Wer hier die richtigen Antennen ausfährt, kann schneller Verantwortung übernehmen als anderswo, weil die Aufmerksamkeitsspanne für „das Revier“ international stetig wächst – man denke nur an die Debatten um Energie, Arbeitsmarkt und digitale Transformation. Schön ist: Man kommt oft raus – selten dorthin, wohin die Klischees führen, aber oft dahin, wo die spannendsten Fragen auf Antworten warten.
Zahlen gefällig? Die Verdienstmöglichkeiten bewegen sich meist zwischen 2.500 € und 3.800 € – von Traumgagen ist selten etwas zu sehen. Zumindest nicht für erste Jahre, nicht in den eher klassischen Redaktionen, und schon gar nicht für freie oder angestellte Neuzugänge. Manchmal fragt man sich: Ist das alles, für den ganzen Einsatz, die endlosen Zeitverschiebungen, die seltenen Feierabende? Es bleibt oft ein Drahtseilakt, wenn Kosten für Recherche, Übersetzungen, gelegentliche Reisen und Unvorhergesehenes an der Tür klopfen. Aber es gibt – fast immer – Kompensation anderer Art: Wer diesen Beruf wirklich ausübt, weiß, dass kaum ein Tag dem anderen gleicht. Man erlebt die Welt in Schattierungen, die anderen verborgen bleiben. Für mich: noch immer ein unschlagbarer Wert.
Stagnation? Unvorstellbar. Wer in dieser Branche nicht laufend in neue Themen, Tools und Sprachen investiert, bleibt ratlos zurück, sobald der nächste Umbruch anrollt. In Dortmund gibt es durchaus Möglichkeiten: Von Workshops zur Krisen- und Kriegsberichterstattung über Kurse zu Datenjournalismus, neue Recherchemöglichkeiten mit Künstlicher Intelligenz – und, fast schon klassisch, Sprachtrainings. Der Austausch mit Kolleg:innen, mit Wissenschaftlern, mit Menschen vor Ort bleibt ohnehin der wichtigste Antrieb für Veränderung. Vielleicht ist das die beste Nachricht für alle, die anfangen (oder nochmal neu beginnen): Nirgends ist es so lohnend, neugierig zu bleiben, wie zwischen Hellweg und Flughafen-Beton.
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