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Lassen wir die Romantisierung gleich stecken: Der Beruf des Auslandskorrespondenten hat nichts mit Abenteuerurlaub zu tun. Und mit Aachen? Eine eigenwillige Mischung. An der Grenze zu Belgien und den Niederlanden, im Schlagschatten alter Krönungsgeschichte, lebt es sich eigentümlich europäisch. Doch was bedeutet das, wenn man beruflich immer wieder ins Weite aufbrechen soll – mit dem Notizbuch irgendwo zwischen Maasfland-Tauwetter und Brüsseler Bürokratie? Vielleicht fängt das Dilemma schon hier an: Wie international ist ein Job, dessen Ausgangspunkt in einer westdeutschen Universitätsstadt liegt? Und was, bitteschön, unterscheidet Aachen von den medialen Hochräumen Berlins oder Frankfurts? Fragen über Fragen – aber das ist charakteristisch für den Job.
Wer als Auslandskorrespondent arbeitet, wird zum Übersetzer zwischen Welten – nicht bloß sprachlich, sondern kulturell. Ich behaupte: Was oft unterschätzt wird, ist die mentale Sprungkraft, die man sich angewöhnen muss. Ein halber Tag im Stadtviertel Ost, dann Zug nach Brüssel, Ministerkonferenz, zurück, und im Anschluss Recherche über niederländische Technologieinitiativen. Zuhause in Aachen wartet vielleicht noch ein Redaktionsmeeting mit Kollegen, von denen jeder eigene Vorstellungen hat, wie „das Ausland“ auszusehen hat. Manchmal fragt man sich: Wo schnappt man eigentlich die Geschichten auf? Mir ist ein Satz aus dem Coffee-to-go in Vaals bis heute hängen geblieben: „Europa wächst nicht von oben, sondern von den Gleisen her.“ Treffender kann man das Arbeitsfeld hier kaum beschreiben – es sind die Zwischenräume, nicht bloß das große Brüsseler Parkett.
Den Luxus langer Hintergrundanalysen gönnt einem die Branche immer seltener – und ja, das ist in Aachen nicht anders als in Hamburg oder Paris. Viele Redaktionen erwarten heute, dass Auslandskorrespondenten multimedial arbeiten: Text, Foto, Social Media, Audio. Wer sich darauf nicht einlässt, bleibt ein Einzelkämpfer der alten Schule. Aber auch das kann – zugegeben – reizvoll sein. Die Herausforderung liegt darin, technisches Verständnis mit journalistischer Tiefe zu verbinden. Was viele übersehen (vielleicht auch verdrängen): Ein falsches Posting kann mehr Schaden anrichten als ein fehlerhafter Artikel im Print. Orientierung? Viel Eigenverantwortung, wenig Anleitung; die Redaktion zerrt an einem per E-Mail, während draußen der Zug nach Lüttich pünktlich abfährt. Manchmal ist es wie Jonglieren mit brennenden Fackeln. Gar nicht mal so bildlich gesprochen.
Jetzt zum unangenehmen Teil: Die oft zitierte Leidenschaft für den Beruf kann nicht über die Realität hinwegtrösten, dass das Einkommen in diesem Feld schwankt wie der Pegel der Wurm nach Starkregen. Gerade am Anfang. In Aachen bewegt sich das Einstiegsgehalt meist zwischen 2.600 € und 3.200 €. Später – mit entsprechender Reputation und Erfahrung – sind durchaus 3.300 € bis 4.200 € realistisch, wobei Auftragsschwankungen und befristete Verträge keine Seltenheit sind. Wer als freie Korrespondentin arbeitet, muss oft mit unsicheren Honoraren leben, je nach Medium und Thema. Kalkulierbar ist das nicht immer; persönliche Rücklagen und flexible Lebensplanung sind aus beruflicher Sicht kein Luxus, sondern Überlebensstrategie.
Worauf es wirklich ankommt? Neugier auf alles, was jenseits der Grenze liegt – und die Gelassenheit, mit föderaler Beharrlichkeit und rheinischem Pragmatismus das Notwendige abzumildern. Viele unterschätzen: Die Nähe zu Großregion und Euregio verschafft Aachen Vorteile, um vergleichende Perspektiven zu gewinnen. Weiterbildungsmöglichkeiten? Die finden sich in Form von regionalen Medienhäusern oder Journalistenstammtischen, manchmal auch über Austauschprogramme in Maastricht oder Liège. Am Ende aber – seien wir ehrlich – bleibt ein Gut, das kein Seminar vermitteln kann: Der Spürsinn für Momente, in denen Geschichte im Kleinen beginnt. Und das, so lehrt es zumindest der Alltag, kommt in Aachen öfter vor, als man meinen möchte.
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