Ausbildung Ausbilder in Potsdam
Beruf Ausbilder in Potsdam
Zwischen Werkbank und Seminarraum – Ausbilder in Potsdam: Beruf mit Gegenwind und Gestaltungswillen
Die Tage, an denen ein Ausbilder bloß Rezepte weitergeben durfte, sind in Potsdam vorbei – wenn sie je existierten. Manchmal frage ich mich, ob das Bild vom graumelierten Meister im Blaumann, der „das schon immer so gemacht hat“, hier überhaupt je wirklich gestimmt hat. Heute jedenfalls sitzen die Aufsteiger von gestern nicht mehr ausschließlich auf dem berühmten Dreifuß, sondern zwischen Laptops, Werkstücken und Flipcharts. Das macht etwas mit einem – speziell, wenn man neu in dieses Feld stolpert, sei es direkt nach der eigenen Lehre, einem Umweg als Fachkraft oder dem gescheiterten Versuch, das Handwerk ganz zu verlassen.
Handwerk, Technik, Digitalisierung: Alltag geht anders
Ausbilder in Potsdam – klingt zunächst nach simplen Weitergeben von Fertigkeiten. Ist es aber nicht. Die Ansprüche sind gestiegen, und zwar nicht nur pro forma. Da steht plötzlich die Stadtverwaltung am Tisch, fragt nach Teilhabe-Maßnahmen oder will Integrationsprojekte vorzeigen; der nächste Tag bringt wieder eine neue E-Learning-Plattform, die niemand kennt, aber irgendwie noch in den Zeitplan passen soll. Und „Zeitplan“ ist auch eher ein zartes Gerippe als ein festes Konstrukt. Wer je eine neue Generation Azubis zugewiesen bekommen hat, weiß: Da explodieren Erwartungen und Unterstützungsbedarf im Sekundentakt. Mal ehrlich, typische Woche? Gibt es schon lange nicht mehr.
Praxisnähe in der Landeshauptstadt – nicht ganz Berlin, aber ein eigener Kosmos
In Potsdam schwingen andere Töne mit als in den großen Berliner Ausbildungsbetrieben. Weniger anonym, manchmal persönlicher, gelegentlich auch langwieriger, wenn es um Entscheidungswege geht. Vielleicht ist das Reibung, vielleicht ist es Atmosphäre. Die wirtschaftlichen Zentren wie Babelsberg oder die Gesundheitsbranche im Bornstedter Feld machen die Sache zwar dynamisch – aber die grundsätzlichen Anforderungen an Ausbilder bleiben hartnäckig. Praxisorientierung ist gefragt, aber die Theorie schleicht sich immer wieder von hinten an: Ausbildungsrahmenpläne, rechtliche Vorgaben, Änderungswünsche der Kammer – all das tanzt im Hintergrund mit und will beachtet werden. Am Ende zählt handfeste Berufserfahrung genauso wie ein Gefühl für Gruppenprozesse, das man sich selbst mit 30 PowerPoint-Folien kaum drauffüttern kann.
Geld, Anerkennung und der Rest: Ein realistischer Blick
Hier zeigt sich, dass Potsdam nicht München ist, aber auch nicht Greifswald. Ausbilder verdienen hier, Stand heute, meist im Bereich zwischen 2.800 € und 3.400 € als Einstieg, mit Luft nach oben, je nach Spezialgebiet, Branche, Betriebsgröße, manchmal auch nach Bauchgefühl der Geschäftsleitung. Offen gesagt: Es ist selten ein Job für Gierige, eher etwas für (un)geduldig Idealisten mit Sinn für Lösungen. Wer dringend reine Hierarchie sucht, ist hier falsch – die Laufbahnen sind selten gradlinig, und Anerkennung gibt es oft erst auf den zweiten Blick. Die Unsicherheit, ob genug Nachwuchs kommt oder der eigene Job im nächsten Sparkurs verschwindet, ist ein Schatten, der immer mitschlurft – aber, so meine Erfahrung: Wer Wandel sucht, findet hier Spielfeld und Gegenwind zugleich.
Weiterbildung? Ja, aber mit Hindernissen
Klar, die Welt bleibt nicht stehen: Wer heute ausbildet, muss morgen schon modulare Lernkonzepte kennen, didaktische If-Then-Kaskaden lesen und mit Azubis und Umschülern gleichermaßen klarkommen. Die regionalen Bildungsträger, private Institute oder die Handwerkskammer bieten ein ganzes Schaufenster voller Fortbildungen von präsentationssicher bis systemisch. Was gerne unterschlagen wird: Zeit und Energie, das alles unter einen Hut zu bringen, findet sich selten zwischen Tür und Angel. Da heißt es auch mal Nägel mit Köpfen machen – oder das Kaffeekränzchen mit dem Kollegen ausfallen lassen. Ach, Alltag eben.
Am Ende zählt der eigene Takt
Und das ist der Rhythmus, der viele doch irgendwie bei der Stange hält – trotz allen Plansolls, Verwaltungshirnwinden und dem allgegenwärtigen Druck, die nächste Generation fit zu machen für Berufe, die selbst wir heute manchmal noch nicht ganz verstanden haben. In Potsdam ist das Ausbilderdasein mehr als Jobtitel; es ist ein ständiges Austarieren zwischen Anspruch, Realität und, ja, gelegentlich auch Kompromiss. Perfekt ist es nie, lebendig fast immer.