Ausbildung Ausbilder in Oberhausen
Beruf Ausbilder in Oberhausen
Ausbilder in Oberhausen: Zwischen Fachwissen, Fingerspitzengefühl und regionaler Wirklichkeit
Manchmal komme ich mir als Ausbilderin vor wie eine Schnittstelle auf zwei Beinen: Halb Pädagoge, halb Praktiker. Gerade hier im Ruhrgebiet, genauer in Oberhausen, spüre ich diese merkwürdige Mischung besonders. Wer frisch in den Beruf einsteigt – oder als erfahrene Fachkraft innerlich mit einem Wechsel in die Rolle liebäugelt – stellt sich ohnehin bald grundsätzliche Fragen: Bin ich eher Vermittler, Motivator, Kontrollinstanz? Oder alles auf einmal, plus Sozialarbeiter und Notfallsanitäter für überforderte Azubis? Willkommen in der Realität.
In Oberhausen ist der klassische „Ausbilder“ heute oft mehr als der joviale Geselle alter Schule, der mit verschränkten Armen am Werktisch steht. Schon klar, Handwerk und Industrie dominieren nach wie vor – Stahl, Logistik, das ganze westliche Ruhrgebiets-Programm. Aber die eigentlichen Herausforderungen sind moderner. Die Digitalisierung? Ein dauerndes Gewusel zwischen Papierformularen und E-Learning-Plattformen. Der Bildungsplan will plötzlich digital gestützte Ausbildung sehen, und ich frage mich manchmal: Wieviel Softskills passen in ein einziges Arbeitsjahr? Wer als Ausbilder:in hier nicht beweglich bleibt, läuft Gefahr, irgendwann als „von gestern“ zu gelten. Das klingt übertrieben? Ich finde nicht.
Was viele unterschätzen: Die Anforderungen, die in Oberhausen gestellt werden, weichen mitunter deutlicher von den Lehrbuch-Idealbildern ab, als man glaubt. Die Azubis? Oft ziemlich heterogen – Patchwork-Lebensläufe, Unterschiede bei schulischen Grundlagen, Sprachhürden. Manchmal bleibt der eigene Anspruch, Technik und Theorie wirklich fundiert zu vermitteln, im Tagesgeschäft stecken. Wer hier bestehen will, braucht ein gerütteltes Maß an Geduld und ein Talent für Improvisation. Und: ein gewisses Stehvermögen im Umgang mit der bürokratischen Seite. Es ist eben nicht bloß Hand anlegen, sondern auch jeden Monat Berichte absegnen, Ausbildungsrahmen kontrollieren, Gespräche mit der IHK führen – ganz zu schweigen von all den Datenschutzfragen, die mit jedem neuen Tool daherkommen.
Ein Blick auf das Berufsfeld lohnt sich trotzdem. Immerhin: Das Gehalt in Oberhausen bewegt sich – je nach Branche, Abschluss und Verantwortungsbereich – meist zwischen 2.900 € und 3.700 €. Manchmal mehr, selten weniger. Das ist solide, selten spektakulär. Aber Hand aufs Herz: Wer nur wegen des Geldes diesen Job machen will, sucht sich lieber etwas anderes. Es geht um Verantwortung. Und um die Fähigkeit, eine nachwachsende Generation wirklich mitzunehmen, nicht bloß durchzuschleppen. Diese Aufgabe kann einen erfüllen – oder auch an die Grenzen bringen. Eigene Zweifel inklusive; manchmal frage ich mich mittwochs um halb neun, warum ich mich freiwillig für diese Doppelrolle (Fachkraft und Sozialarbeiter) entschieden habe, während ein halbes Dutzend Azubis gleichzeitig WhatsApp checkt und Popkorn isst.
Gleichzeitig wächst der Bedarf: Industrieunternehmen in Oberhausen klagen über Nachwuchsmangel, vor allem im technisch-gewerblichen Bereich. Umgekehrt fordern auch immer mehr junge Menschen Ausbildung in Betrieben, die nicht das Gefühl vermitteln, sie seien nur „Koststelle auf Zeit“. Da heißt es, beidseitig investieren – in sinnvolle Weiterbildung, in Empathie, manchmal schlicht in das Wissen um lokale Bräuche, die ein Team unbewusst zusammenhalten. Wer diese Nuancen versteht, kann tatsächlich etwas bewegen. Und ein bisschen stolz darauf sein, morgens nicht nur „den Job“, sondern ein ganzes Stück Zukunft zu gestalten. Oder wie ein alter Kollege von mir gerne sagt: „Es ist kein einfacher Beruf, aber auch keiner, den du einfach machst.“