Ausbildung Ausbilder in Dresden
Beruf Ausbilder in Dresden
Zwischen Werkbank und Whiteboard: Wie sich der Job als Ausbilder in Dresden wirklich anfühlt
Wenn ich nach Chemnitz fahre, schmunzeln sie: „Ihr Dresdner habt doch immer einen Kulturbürzel.“ Vielleicht – aber sobald es um das Thema Ausbildung geht, ist es in Dresden mit den Schubladen schnell vorbei. Hier prallen Hightech, klassisches Handwerk und ostdeutsche Wandlungsfähigkeit aufeinander. Wer als Ausbilder oder Ausbilderin in Dresden startet – und dazu zähle ich die frischen Lehrmeister, die Umsteiger aus Industrie oder Handwerk und die, die einfach genug von ihrem alten Job haben – merkt ziemlich schnell: Der Beruf ist weniger Museumswärter, mehr Dirigent eines kleinen Wirtschaftswunders im Mittelformat.
Was macht man hier eigentlich? Nein, es ist nicht das gemächliche Vorlesen der Ausbildungsordnung mit nachfolgendem Kaffee und Keksen. Der Aha-Moment kommt spät, oft nach dem dritten Gespräch mit Azubis, die lieber Apps als Aktenordner sortieren. Vieles, was auf Karrierewebsites nach Tradition und Sicherheit klingt, ist in Wahrheit ein Spagat zwischen Didaktik, Digitalisierung, Werkstattgeruch und Jugendkultur. Beispiel aus der Praxis: In Dresdens Maschinenbau-Betrieben erklärt man morgens noch, wie man eine CNC-Fräse programmiert, nachmittags führt man WhatsApp-Dialoge zum Thema Berichtsheft. Multitasking auf sächsisch, inklusive dem berühmten Augenzwinkern, wenn wieder mal ein Azubi das Werkzeug mit dem Joystick verwechselt.
Warum gerade hier, warum jetzt? Auch die Arbeitgeber in Dresden mussten umdenken. Während die fertigen Metallbauer, Elektroniker und Kaufleute rarer werden, wächst der Bedarf an souveränen Ausbildern. Spannendes Detail: Es sind nicht nur Traditionsbetriebe im Spiel. Forschungsnahe Mittelständler, Start-Ups in den „Elbtal-Lofts“ und Lehrwerkstätten von Sozialträgern buhlen inzwischen teils richtig offensiv um fähige Ausbilder – gerade für die jungen Leute, die wegen Digitalisierung und GreenTech ganz andere Berufsbilder brauchen als noch vor fünf Jahren. Die Wahrheit ist: Wer den neuen Lehrberuf nicht nur verwalten, sondern gestalten will, findet hier offene Türen. Allerdings: Ungeduldige Einzelkämpfer bekommen’s schwer. Ausbildungsarbeit in Dresden, das ist ein Mannschaftssport – mit Team-Meetings, Netzwerkabenden (natürlich mit sächsischem Bier) und einer Prise Improvisationstalent.
Die Frage nach dem Gehalt? Da wird nie ehrlich geantwortet, habe ich das Gefühl. Also Klartext: Die meisten Ausbilder steigen in Dresden irgendwo zwischen 2.800 € und 3.300 € ein – abhängig von Betrieb, Branche und der berühmten Zusatzqualifikation Ausbildereignung. Mit ein paar Jahren Erfahrung und Verantwortung für mehrere Azubis klettert das Gehalt oft auf 3.400 € bis 3.700 €. In den Schulen und größeren Industriebetrieben sind auch 4.000 € bis 4.200 € drin, aber das bleibt die seltene Ausnahme. Romantisch ist das nicht – aber deutlich mehr als viele Facharbeiter in der Produktion.
Was viele unterschätzen: Weiterbildung ist kein „Nice-to-have“, sondern pure Überlebensstrategie. Gerade in Dresden, wo die Hochschulen und Bildungszentren mit neuen Lerntechnologien vorpreschen, muss man als Ausbilder auf der Höhe der Zeit bleiben. Innerhalb weniger Tramhaltestellen bin ich beim nächsten Workshop zu E-Learning oder Berufsorientierung – ein Privileg, das nicht jede Region bietet. Manches Mal stehe ich dabei selbst wie der Azubi vor der Aufgabe: Wie vermittelt man lernschwachen Jugendlichen komplexe Themen? Wie orchestriert man das Nebeneinander von Generation Z und gestandenen Facharbeitern? Nicht selten eckt man dabei an – und manchmal, ganz ehrlich, versteht man sich selbst nicht mehr. Aber genau das ist diese eigentümliche Dresdner Mischung aus Erfindergeist und Pragmatismus, für die ich den Job liebe und gleichzeitig regelmäßig verfluche.
Am Ende bleibt: Ausbilder in Dresden zu sein heißt, Schnittstelle zu sein – zwischen Jugend und tradierter Wirtschaft, zwischen neuen Technologien und altem Handwerk, zwischen frechem Witz und preußischer Disziplin. Ob das nun Berufung oder einfach eine verrückte Form des Broterwerbs ist? Muss jeder selbst entscheiden. Sicher ist: Langweilig wird’s nie. Nicht in dieser Stadt, in diesem Beruf – und schon gar nicht mit einem Kaffee zwischendurch, wenn draußen der Elbnebel aufzieht.