Ausbildung Ausbilder in Bielefeld
Beruf Ausbilder in Bielefeld
Ausbilder in Bielefeld: Zwischen Praxiswissen, Pädagogik und ganz alltäglichem Spagat
Eins gleich vorweg – Ausbilder zu werden ist selten Kindheitstraum. Was die wenigsten ahnen: Der Job verlangt mehr als solides Fachwissen. In Bielefeld – dieser seltsamen Mischung aus bodenständiger Provinz und wachsender Industriestadt – verschiebt sich das Anforderungsprofil zunehmend. Sicher, am Anfang steht meistens ein erlernter Beruf, oft mit Meister-, Techniker- oder vergleichbarer Qualifikation. Doch damit allein ist’s nicht getan. Wer Auszubildende begleiten, entwickeln, ja – manchmal sogar „retten“ will, braucht ein besseres Gespür für Menschen als für Maschinen. Und das sage ich als jemand, dem schon manches Lehrjahr graue Haare beschert hat.
Berufseinsteiger unterschätzen das oft. Man denkt an Routine, an Lehrpläne, vielleicht an ein geregeltes Leben zwischen Werkstatt, Büro und Azubigruppe. Und dann kommt die Wirklichkeit: Jugendliche, die mit Smartphones schneller googeln als man selbst eine Schraube eindrehen kann. Kollegen, die sich über „pädagogische Spielereien“ lustig machen. Dazu die Gewissheit, dass Fachkräftemangel mehr als nur ein Buzzword ist – gerade in OWL. Wer es ernst meint, arbeitet längst nicht nur nach Vorschrift. Plötzlich diskutiert man über Wertevermittlung, rutscht in Elterngespräche, erklärt, warum Pünktlichkeit keine Verhandlungssache ist – und googelt erst nachts die neuen Ausbildungsordnungen.
Manchmal frage ich mich, ob man als Ausbilder nicht heimlich eine Art Sozialarbeiter mit Fachrichtung „Praxisbezug“ wird. Die Erfahrung der alten Hasen hilft – aber wirklich entscheidend ist der Umgang mit Wandel: Digitalisierung? In Bielefeld inzwischen Arbeitsalltag, zumindest in den größeren Betrieben. Viele Unternehmen investieren in digitale Lernplattformen, E-Learning-Tools, und sogar AR-Schulungen. Klingt nach Science-Fiction, ist aber spätestens seit Corona Realität. Die Jungen saugen das auf – erstaunlich offen, manchmal auch mit einer Arroganz, die man sich als Ausbilder nicht immer leisten kann. Was viele unterschätzen: Ständige Weiterbildung ist Pflicht. Wer meint, nach der Ausbildereignungsprüfung soll Schluss sein, den wird die betriebliche Praxis schnell eines Besseren belehren.
Apropos Praxis: Die Varianz im Alltag könnte kaum größer sein. Zwischen Arbeitsplatzbegehung, Konflikttraining, der Vermittlung von Drehmoment oder Datenschutz rutscht man oft genug aus der Fachrolle in eine Mischung aus Mediator, Motivator und gelegentlich Notfalltelefon für private Krisen. Das lässt einen nie ganz los. Klar, Struktur gibt’s – aber sie schützt nicht vor Überraschungen. In Bielefeld schlagen immer öfter auch gesellschaftliche Themen durch: Umgang mit kultureller Diversität, Integration Zugewanderter oder ganz konkrete Herausforderungen im sozialen Miteinander. Stadt und Wirtschaft haben das erkannt, immerhin existieren hier mittlerweile hilfreiche Programme zur überbetrieblichen Weiterbildung. Für den Einzelnen bleibt trotzdem: Vieles ist Improvisation. Nicht immer elegant, immerhin meistens wirkungsvoll. Manchmal reicht ein ehrlicher Satz. Oder Kaffee. Oder Geduld, sehr viel davon.
Jetzt zum Punkt, den niemand so wirklich offen anspricht: Die Sache mit dem Gehalt. Wer als Ausbilder unterwegs ist, landet in Bielefeld (je nach Branche, Erfahrung und Größe des Betriebs) meist zwischen 2.900 € und 3.600 €. Das kann – Stichwort Metall, Elektro, Chemie – auch mal fünfstellig werden, sofern Zusatzqualifikationen oder Führungsverantwortung dazukommen. Aber: Geld allein hält niemanden in diesem Job. Die Zufriedenheit kommt – so pathetisch das klingt – aus den Momenten, in denen der sprichwörtliche Groschen bei den Azubis fällt. Nicht, dass das immer gelingt. Aber genau diese Mischung aus Frust und Erfolg, zwischen Routine und täglicher Herausforderung macht das Ganze irgendwie lebensnah. Und, Hand aufs Herz: Wenige Berufe zeigen einem so ungeschönt das, was in den Unternehmen läuft, wie die Ausbilderei.
Unterm Strich? Bielefeld ist längst nicht mehr nur Durchgangsstation für Fachkräfte – die Ausbildungsqualität hier wird erkannt, auch bundesweit. Flexibilität, Lernbereitschaft und ein (zugegeben manchmal angeknackstes) Humorzentrum sind für Ausbilder so wichtig wie die fachliche Qualifikation. Wer all das mitbringt und keine Angst hat, auch mal den „Krisenmanager light“ zu spielen, erkennt schnell: Dieser Job wirkt mehr nach innen, als man sich am Anfang vorstellen kann. Und vielleicht ist es genau das, was ihn so notwendig macht – in Bielefeld sowieso, aber eigentlich überall.