iba Internationale Berufsakademie | 04103 Leipzig
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iba | University of Cooperative Education | 04103 Leipzig
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Fragt man Menschen in Dresden, was sie sich unter dem Job „Yoga Lehrer:in“ vorstellen, schwingen oft Bilder von entspannter Ruhe, dezentem Klang von Klangschalen und einer Prise indischer Räucherstäbchen im luftigen Altbauloft mit. Das mag symbolisch stimmen – im Kern ist es freilich ein Trugschluss. Kaum ein Beruf changiert derart zwischen Idealismus und Werktagsrealität, Input und Output, Selbstausdruck und Dienstleistung. Mittendrin: Berufseinsteiger:innen und Umsteiger, die sich mit Erwartung und Zweifel gleichermaßen konfrontiert sehen. Ein Befund, der in Dresden, dieser Stadt mit sächsischer Sachlichkeit und wachsender Yoga-Community, seine ganz eigene Färbung bekommt.
Ehrlich gesagt – schwitzen muss man nicht nur beim Vinyasa-Flow. Viel gründlicher gerät man ins Grübeln, wenn’s um das Profil der eigenen Qualifikation geht. Die allermeisten Studios erwarten heute eine fundierte Ausbildung, mindestens 200 Präsenzstunden, oft mehr – kompetenzbasiert, mit Zertifikaten, möglicher Spezialisierung (Yoga für Schwangere, Senioren, Kinder). Doch das ist kein „Eintrittsticket in den Berufs-Olymp“. Vor allem Berufsanfänger:innen fallen häufig in eine Art Qualifikations-Loop – zertifizierter Basiskurs, dann Fortbildung, dann die nächste Spezialisierung, und so fort. Ist das gut? Kommt drauf an. Weiterbildung ist wichtig, doch zu viel Zertifikatsjagd lenkt ab vom Eigentlichen: Menschen auf der Matte zu begleiten, zur Bewegung und (Selbst-)Wahrnehmung zu ermutigen. Und in Dresden? Die Mehrheit der Größeren Studios erkennt nur bestimmte Verbände an und setzt die Latte hoch. Wer nach Quereinstieg schielt – ein Spagat, durchaus schmerzhaft.
Kein Geheimnis: In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Yoga-Angebote in der Landeshauptstadt explodiert – von studentischen Pop-Ups in Neustadt-Hinterzimmern über etablierte Studios bis zu Yoga-Angeboten im betrieblichen Gesundheitsmanagement größerer Unternehmen rund um den Technologiepark. Klingt nach Boom? Vielleicht. Aber: Auch die Konkurrenz ist gewachsen. Neueinsteiger:innen wird schnell klar, dass viele Kurse (besonders abseits der zentralen Lagen) um Teilnehmer:innen ringen. Manche Studios wechseln im Halbjahrestakt ihr Personal, andere setzen auf eine Art „Inner Circle“, tun sich schwer mit frischen Gesichtern. Wer hier Fuß fassen will, braucht Ausdauer und oft den Mut zur Lücke – also eigene Nischen, Zumutungen, Gestaltungsansprüche.
Manchmal fragt man sich: Wie viel Neues braucht der Markt noch, wie viel Nische hält die Stadt aus? Ein Gespräch mit anderen Lehrkräften zeigt, dass die kreativen Überlebensstrategien bunter nie waren – von Early-Morning-Formaten in Altstadtlofts bis zu Yoga für Rollstuhlfahrer:innen oder Migrant:innen.
Jetzt zum Teil, über den vieles verschwiegen oder beschönigt wird. Die Gehaltsrealität in Dresden? Ernüchternd, zumindest für Einsteiger:innen: Die meisten Verträge bei Studios liegen im Bereich von 1.500 € bis 2.000 € für Teilzeitstellen, auf selbstständiger Basis reichen die Honorare von 25 € bis knapp 50 € pro Stunde – was nach Abzug von Steuern, Versicherung und Fahrtkosten oft weniger romantisch klingt als das Image. Wer sich etablieren kann, etwa mit Spezialisierungen oder höheren Teilnehmerzahlen, schafft es auch darüber hinaus, etwa in Richtung 2.500 € bis 3.200 €. Doch: Der Markt ist volatil, Preisdruck und schwankende Teilnehmerzahlen (vor allem seit der Pandemie und den wirtschaftlichen Umbrüchen) bleiben Unsicherheitsfaktoren. Ich habe den Eindruck, dass manche Studios ihre freien Lehrkräfte immer noch als günstige Allzwecklösung ansehen. Dabei braucht gerade Yoga mehr als bloß Taktgeber auf der Matte – Haltung, Empathie, Präzision.
Was bleibt, ist Ambivalenz und, wenn man ehrlich ist, auch das leise Glück, in einem sozialen Berufsfeld zu wirken, das sinnstiftend sein kann – wenn man sich den Spagat zwischen persönlichem Anspruch, marktwirtschaftlicher Realität und der robusten Dresdner Mentalität zutraut. Die Nachfrage nach Yoga und ganzheitlicher Bewegung wächst zwar weiterhin, doch die professionelle Professionalisierung (schönes Wortungetüm, oder?) ist in Dresden spürbar: Wer Qualität liefert, findet seinen Platz und sogar kreative Spielräume. Allerdings: Ein Spaziergang wird das nie. Eher eine Serie von Standwaagen, mal mit Pendant, mal solo, gelegentlich ins Taumeln kommend. Wer das aushält – und gelegentlich über sich selbst schmunzeln kann – findet hier eine Nische, in der Arbeit und Selbstentwicklung tatsächlich zusammengehen. Ohne falsches Yoga-Pathos, aber auch nicht ohne Stolz.
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