Veranstaltungstechnik Jobs und Stellenangebote in Münster
Beruf Veranstaltungstechnik in Münster
Veranstaltungstechnik in Münster: Zwischen Kabelsalat, Kreativität und Kapazitätsengpässen
Münster, diese berühmte Fahrradstadt mit ihrem leicht linksliberalen Anstrich, mag auf den ersten Blick nicht wie ein Eldorado für Veranstaltungstechniker wirken. Tatsächlich versteckt sich hinter der entspannten studentischen Atmosphäre ein überraschend quirliges Veranstaltungsbiotop. Ob in den altehrwürdigen Hallen der Messe, auf Festivals am Hafen oder im Tonnengewölbe irgendeiner Kirche: Wer im Bereich Veranstaltungstechnik mitmischen will, findet hier ausreichend Bühne – Wortspiel nicht ganz vermeidbar. Aber einfach wird es niemandem gemacht. Und schon gar nicht den Neuen.
Was erwartet Berufseinsteiger – Schwitzen trotz moderner Technik
Ich erinnere mich noch lebhaft an meinen ersten Auftrag: ein mehrsprachiges Symposium in der Aula, vier Mikrofonlinien, knifflige Akustik und obendrauf ein nervöses Orga-Team, das alle zwei Minuten neue Wünsche hatte. Willkommen im Alltag. Moderne Lichtsysteme und digitale Tonpulte lösen zwar technische Problemchen oft schneller als früher, ersetzen aber nicht den kühlen Kopf und das Improvisationstalent, das hier verlangt wird. Auch in Münster glaubt man gerne an den Mythos vom entspannten Provinzbetrieb, aber schon das zweite Open-Air im Regen relativiert so eine Erwartung. Was viele unterschätzen: Veranstaltungstechnik ist heute mehr als Kabel schleppen. Gefragt sind Systemdenken, Timinggefühl und manchmal – allzu oft – Geduld, falls wieder mal irgendein Künstlertrupp mit zusätzlichem Videoequipment anrückt und alles umkrempelt. Nach Lehrbuch läuft hier wenig.
Markt und Geld – Nüchtern betrachtet, von wegen Goldgrube
Beim Thema Gehalt begegnet man – auch in Münster – einer nicht gerade berauschenden Realität. Das Einstiegsgehalt liegt typischerweise im Bereich von 2.200 € bis 2.600 €, mit Glück oder Zusatzqualifikation auch mal etwas drüber. Wer länger dabei ist und Verantwortung übernimmt, kann auf 2.800 € bis 3.400 € kommen. Es gibt – natürlich – Stundenzuschläge für Nachtschichten oder Wochenendeinsätze, aber davon lebt niemand luxuriös. Freiberufliche Techniker, das nur am Rande, müssen oft hoffen, dass der Auftraggeber wirklich zahlt, bevor der Frühling zur Festivalsaison ruft. Einige Kollegen berichten, dass Projekte von städtischen Einrichtungen finanziell krisensicher, aber wachstumstechnisch… nun ja, ausbaufähig sind. Umgekehrt gibt’s im privatwirtschaftlichen Segment zwar manchmal mehr Abwechslung, aber auch mehr Risiko, gerade bei kleinen Agenturen.
Zwischen Technik-Hype und Personallücken: Was ist los in Münster?
Auffällig ist – und das wundert keinen, der mal ein Jahr hier gearbeitet hat –, wie rasant die technische Entwicklung läuft. Digitale Signalverarbeitung, ferngesteuerte Lichtrigs, hybride Streamingformate: Wer sich nicht ständig weiterbildet, wirkt schnell wie aus der Zeit gefallen. Münster, mit seiner Nähe zu Hochschulen und kreativen Schmieden, ist da auf der Höhe. Es gibt durchaus Weiterbildungsangebote, etwa in der staatlichen Technikerschule oder spezialisierte Workshops bei regionalen Verleihern für Veranstaltungstechnik. Aber: Der Nachwuchs fehlt. Der Run auf soziale Berufe sorgt dafür, dass mancher Technikbetrieb monatelang sucht. Man merkt es auf allen Ebenen – sei es beim Aufbau größerer Veranstaltungen oder in den Schulferien, wenn studentische Aushilfen lieber Urlaub machen, anstatt sich mit Cases und Traversensystemen herumzuschlagen. Kleiner (unausgesprochener) Trost: Wer sich beweist, ist fast schon unverzichtbar.
Fazit, wenn man es so nennen will: Kein Job für Bequeme – aber einer mit Zukunft
Manchmal fragt man sich tatsächlich, ob der Stress und die oft etwas ruppige Arbeitszeitgestaltung die Mühe wert sind: Schlechte Witze am FOH, endlose Umbaupausen, dazu die übliche Diskussion mit dem Bandtechniker aus Köln („Nee, das Interface läuft nicht über USB-C…“). Aber dann gibt’s wieder diese Gänsehautmomente – wenn im Dom, im Theater oder schlicht im Zelt alles passt. Wer bereit ist, sich auf ein hemdsärmeliges, aber technikaffines Umfeld einzulassen und Lust hat, immer weiterzulernen, kommt in Münster voll auf seine Kosten. Für all jene, die statt Routine lieber Adrenalin und echten Gestaltungsspielraum suchen, ist die Veranstaltungstechnik vermutlich das Beste, was der hiesige Arbeitsmarkt jenseits von Hörsaal und Büroküche zu bieten hat. Ich jedenfalls hätte damals nicht gedacht, dass mir dieser Mix aus Handwerk, Tontechnik und Improvisationskunst mal so ans Herz wachsen würde. Aber manchmal wächst man halt da, wo man eigentlich nur einen Zwischenstopp machen wollte. Münster eben.