Veranstaltungstechnik Jobs und Stellenangebote in Lübeck
Beruf Veranstaltungstechnik in Lübeck
Veranstaltungstechnik in Lübeck: Zwischen Kreativität, Präzision und norddeutschem Pragmatismus
Wer in Lübeck Veranstaltungstechniker:in wird, ahnt selten vorher, wie viel von Hansestadt-Flair im Arbeitsalltag steckt. Es ist komisch: Zwischen alten Backsteinen, Studentenszenerie und etwas eigenwilliger Wirtschaft pulst ein Markt, der sich dem schnellen Wandel geradezu widersetzt und doch immer wieder für Überraschungen sorgt. Ich erinnere mich, wie ich beim ersten Bühnenaufbau in einer mittelalterlichen Kirche dieses vertraute Knistern gespürt habe – das Spiel zwischen Tradition und Technik ist hier kein Klischee, sondern Alltag. Und es verlangt eine Portion Gelassenheit, aber auch die Bereitschaft, eigene Routinen ständig infrage zu stellen.
Viele nüchtern Beschreibungen sprechen von einem „vielfältigen Arbeitsfeld“ – als wäre das etwas, das einen nachts wachhält. Aber ehrlich: Bei den meisten Veranstaltungen in Lübeck – vom Schultheater bis hin zur Großproduktion während der Travemünder Woche – jongliert man tatsächlich zwischen Rigging, Lichtdesign, Tontechnik, Pyrotechnik (manchmal) und handfestem Schraubenschlüssel. Wer glaubt, der Job bestünde aus Laptop, Schalldruckpegel und Fancy-Software, hat die Hälfte verpasst. Die andere Hälfte liegt im handfesten Anpacken –, und zwar nicht nur auf Festivalwiesen, sondern auch im historischen Günter-Grass-Haus oder im industriellen Charme der Kulturwerft. Zwischen Bühnenabbau bei Regen und kunstvoll inszeniertem Unplugged-Konzert liegt oft nur ein halber Tag. Und ja, manchmal sucht man sein Werkzeug immer dort, wo es garantiert nicht liegt.
Was viele unterschätzen: Der Fachkräftebedarf wächst, aber die Latte für Fachlichkeit hängt verdammt hoch. Vor allem Lübeck – jedenfalls mein Eindruck – nimmt es mit Sicherheitsstandards, Zeitplänen und Equipmentwartung ausgesprochen genau. Im Gegensatz zu Großstädten mit Massenabfertigung setzt der Markt hier auf handwerklich sauber ausgebildete Techniker:innen, die improvisieren können, ohne die Nerven zu verlieren, wenn das Wetter umschlägt (frische Lübecker Brise – oder eben durchdringender Nieselregen, der in jede Kabelummantelung kriecht). Gute Grundlagen in Elektrotechnik sind Pflicht, alles andere – Audio- und Videotechnik, Lichtsteuerung, Bühnenbau – wird hier als Erwartung statt „nice to have“ angesehen. Eigentlich seltsam: Während anderswo noch von Nachwuchsmangel gesprochen wird, ist das Niveau in Lübeck eher eine Frage von Anpassungsfähigkeit. Und vielleicht ein bisschen von Sturheit.
Lohnen kann sich das – zumindest wenn man Fachlichkeit und Engagement mitbringt. Das Einstiegsgehalt liegt meist zwischen 2.400 € und 2.800 €, erfahrene Kräfte erreichen – je nach Spezialisierung – 3.000 € bis 3.600 €. Mit Zusatzqualifikationen (z. B. SQQ2, Meisterbrief oder Spezialisierung auf Veranstaltungssicherheit) springt man schnell in Bereiche zwischen 3.600 € und 4.200 € – ein Wert, der in anderen Regionen selten so klar erreichbar ist. Klingt solide, aber der Schein trügt manchmal: Die Arbeitszeiten sind mitunter so dynamisch wie das Wetter an der Ostsee. Flexibilität ist kein Bonus, sondern eher das kleine Einmaleins. Gerade in Lübeck erwartet dich eine Mischung aus Saisonspitzen (klassisch: Open-Air bis 2 Uhr nachts) und AA-Landungen im Winter. Ich sage mal so: Wen der Mittwoch nichts schreckt (14 Stunden Probe in einem feuchten Backstage), der ist hier richtig.
Und dann ist da noch das große Thema „Wandel durch Technik“. Wer vor Jahren mit Analogpulten und Schuko-Verteilern angefangen hat, erkennt die Branche kaum wieder. Digitale Lichtpulte, mediale Steuerung, vernetzte Audioanlage – alles Standard, aber ausgerechnet in Lübeck nicht selten mit besonderer Vorsicht eingeführt. Hier dominiert ein geschulter Pragmatismus, der neue Technik erst akzeptiert, wenn sie wirklich praxistauglich ist. Weiterbildung ist Pflicht (häufig autodidaktisch, manchmal über größere Betriebe, die eigene Schulungen anbieten). Unterschätzen sollte man außerdem nicht, wie viel Wissen stillschweigend wandernd weitergegeben wird – von den Routiniers an die Neuen, oft im Seitengespräch beim Kabel-Einrollen. Die großen Namen der Branche? Klar, die gibt’s auch. Aber was den Job hier trägt, ist eher die Nähe zur Szene, zum Betrieb, zum Ort. Ich glaube, man spürt das, wenn man nachts allein im Niemandsland einer spielfertigen Bühne steht – und der Wind bläst einem durch den Kopf. Nicht romantisch. Eher: ehrlich.
Ob nun als Berufseinsteiger:in, Wechselwütige:r oder frisch gebackene Fachkraft – Lübeck bleibt ein Testfeld für alle, die Technik zuverlässig, kreativ und mit einer Prise hanseatischer Eigenheit leben wollen. Hier tobt kein ganz so lauter Konkurrenzkampf wie in Hamburg, aber wer auffallen will, muss liefern. Leidenschaft allein reicht selten, Handwerk und ein kühler Kopf zählen doppelt. Vielleicht fragt man sich manchmal, warum man sich den Stress überhaupt antut. Aber dann, irgendwann auf dem Rückweg vom letzten Aufbau, weiß man es wieder. Zumindest bis zum nächsten Mal.