UPM – The Biofore Company | Halle (Saale)
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UPM – The Biofore Company | 06237 Leuna
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UPM – The Biofore Company | 06237 Leuna
Wenn ich an den Berufsalltag von Umweltinformatikern in Erfurt denke, fällt mir als Erstes dieses diffuse Gefühl zwischen Hoffnung und Kopfschütteln ein. Wer in der Landeshauptstadt Thüringens als Berufseinsteiger oder mit frischem Ehrgeiz ins Feld zieht, landet schnell im Spannungsfeld aus Technik, Politik und – nicht zu unterschätzen – knorriger Verwaltungskultur. Alles glänzt, aber manches ist noch ziemlich roh. Zumindest fühlt es sich so an.
Was macht diesen Job eigentlich so speziell? Rein technisch betrachtet sind die Aufgaben klar umrissen: Datensätze aus Umweltmonitoring oder Geoinformationssystemen aufbereiten, passende Algorithmen zusammenfrickeln, Simulationen fahren, Szenarien für Stadtplanung oder Gewässerschutz berechnen. Klingt manchmal nach staubiger Büroarbeit, tatsächlich ist es aber oft ein kreatives Puzzeln mit Rohdaten, bei dem man sich – je nach Tageslaune und Projektstand – zwischen mathematischem Ehrgeiz und augenzwinkernder Resignation wiederfindet. Ganz ehrlich: Ein Algorithmus kann einen Regentag nicht schöner machen, aber wenigstens hilft er, Überschwemmungsrisiken zu kalkulieren. Oder, wie es so schön heißt: „Garbage in, garbage out“ – ein Lehrsatz, den man in Erfurt nicht selten auf Bit und Byte prüft.
Die regionale Brille färbt sowieso alles ein wenig anders. Erfurt ist klein genug, dass man immer wieder dieselben Akteure trifft – egal ob beim Wasserverband, bei kommunalen Energie-Initiativen oder irgendeiner Öko-AG der Universität. Gleichzeitig ist die Stadt erstaunlich offen für neue Technologien, zumindest auf dem Papier. In der Realität hat das Feld seine Tücken: Die Nachfrage nach Umweltinformatikern wächst zwar – spätestens seit Nachhaltigkeit auf jedem zweiten Bauschild steht –, aber die Anzahl der echten, anspruchsvollen Projekte ist überschaubar. Es wird viel gefordert: GIS-Kenntnisse, Programmiererfahrung, Verständnis für ökologische Zusammenhänge, Kommunikationsstärke – was viele unterschätzen: Man braucht Nerven wie Drahtseile, wenn wieder ein Projekt mit politischem Zündstoff auf dem Tisch liegt. Wer nur Umwelt mag, aber Menschen meidet (auch die, die sich in Sitzungen gerne selbst reden hören), wird schnell müde. Vielleicht bin ich da zu streng. Andererseits: Wer hätte gedacht, dass Luftgüte-Modelle oder Bodenerosionskarten zu emotionalen Debatten führen können?
Geld. Damit sollte man auch nicht hinterm Berg halten. Die guten Nachrichten zuerst: Das Einstiegsgehalt pendelt sich in Erfurt meist zwischen 2.800 € und 3.100 € ein – ausreichend, um eine kleine Altbauwohnung Heizkosten-technisch in den Griff zu bekommen, aber sicher kein Eldorado. Wer Spezialwissen mitbringt, gar eigene Tools oder cloudbasierte Lösungen bauen kann, klettert fix auf 3.400 € bis 3.700 €. Doch auch hier Ehrlichkeit: Die Spreizung zwischen öffentlichen Auftraggebern und privaten Beratungsfirmen ist nicht zu unterschätzen. Manchmal fragt man sich, warum ein IT-Systemhaus aus Jena bis zu 20 Prozent mehr drauflegt – bloß ein anderer Zeitzonen-Code oder echte Wertschätzung? Wirklich herausragend ist eigentlich, wie engagiert viele in Erfurt trotz vergleichsweise schmalem Gehaltsband bleiben. Nennt es idealistisch, ich würde sagen: Bodenständig mit Herz für Umwelt und Daten.
Bleibt die Frage: Wie hält es sich hier mit Weiterbildung und Entwicklung? Man mag es kaum glauben, aber Erfurt hat echte Lichtblicke. Die Kooperationen zwischen Universität, lokalen Planungsbüros und der öffentlichen Hand sind erstaunlich gut vernetzt – jedenfalls, wenn man die richtigen Leute kennt oder zufällig an den richtigen Kaffeeautomaten steht. Soft-Skills sind dabei keine Nebensache. Wer es beherrscht, ingenieurwissenschaftliches Vokabular in verständliches Hochdeutsch zu übersetzen, erspart sich etliche Kopfschmerzen in Gremiensitzungen. Was viele unterschätzen: Das Feld Umweltinformatik ist keine Einzelkämpfer-Disziplin. Lernen von anderen, auch außerhalb des eigenen Fachbereichs, gehört dazu – und genau das ist in Erfurt, bei aller Thüringer Zurückhaltung, mehr Chance als Hürde.
Fazit? Ach, dieses Wort mag ich nicht. Lieber so: Wer als Umweltinformatiker in Erfurt den Spagat zwischen trockener Datenarbeit und feuchtem Debattenklima schafft, findet einen Job, der fordert, manchmal nervt, aber oft sinnstiftender ist als jeder Hochglanz-Beruf in der Großstadt. Die Probleme sind vielschichtig, die Wege nicht immer gerade – aber ganz ehrlich: Wann war Wandel je bequem? In Erfurt ist Umweltinformatik jedenfalls mehr als graue Theorie – sie hat Ecken und Kanten, wie die Stadt selbst. Und das ist nicht das Schlechteste.
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