Orizon GmbH Niederlassung Dortmund | 58452 Witten
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Uhrwerk, Christian Czesla | Münster
Juwelier Rüschenbeck KG | 40213 Düsseldorf
Breguet c/o The Swatch Group (Deutschland) GmbH | 40213 Düsseldorf
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Uhrwerk, Christian Czesla | Münster
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Breguet c/o The Swatch Group (Deutschland) GmbH | 40213 Düsseldorf
Was macht eigentlich ein Uhrmacher in einer Stadt wie Mülheim an der Ruhr? Die meisten Menschen kommen kaum noch in die Verlegenheit, ihre Armbanduhr reparieren zu lassen. Handy raus – Zeit da. Und dennoch braucht’s Leute, die das Uhrwerk der Welt am Laufen halten. Hier, in einer Stadt, die sich einst als Industriestandort einen Namen gemacht hat, wirken die Uhrenmacher fast wie Relikte. Oder doch eher wie sture Hüter eines Wissens, das sich gegen die digitale Wegwerfgesellschaft stemmt? Manchmal frage ich mich das selbst, wenn ich zum dritten Mal an einem alten Regulator schraube und wieder Stunden verstreichen, bis das Ticken wieder stimmt.
Eins ist sicher: Ohne Präzision und Sitzfleisch kommt man nicht weit. Der Alltag klingt vielleicht romantischer, als er ist. Wer glaubt, Uhrmacher säßen nur meditativ bei 60 Hertz Licht und träumten von der Schweiz, irrt gewaltig. Zugegeben, es gibt Momente, da schweigt die Welt, wenn das Räderwerk sich fügt – ja, das ist fast zen-artig. Doch im Grunde muss man einen krummen Sekundenzeiger ebenso ernst nehmen wie eine verzogene Platine oder eine kaputte Automatikuhr, die gerade irgendwie aus den 1960ern in den Laden gewandert ist. Synthetik und Mechanik, Messschieber und Politur – täglich die gleiche Mischung, aber nie dasselbe Problem. Was viele unterschätzen: Handwerkliches Fingerspitzengefühl wird hier zum Maß aller Dinge, selbst mit modernen Werkzeugen.
In Mülheim, eingebettet zwischen Duisburg und Essen, lebt das Uhrmacherhandwerk noch – nicht unbedingt aus Tradition, sondern weil eine Nische niemals ganz stirbt. Klar, die Fluktuation ist spürbar. Die kleinen Betriebe, oft seit Generationen in Familienhand, spüren den zunehmenden Ersatzteilmangel und die Verlagerung der Industrie. Und trotzdem: Es gibt diese Klientel, die nach echter Reparatur und Service giert – besonders wenn der Vintage-Boom am Gebrauchtmarkt wieder einen neuen Schub bekommt und sachkundige Instandsetzung plötzlich „wertvoll“ wird. Tatsächlich beobachte ich, dass auch einige Jüngere die Nase voll haben vom Wegwerf-Prinzip und sich für die Reparaturkunst interessieren. Wer’s authentisch mag, findet in Mülheim eine unerwartet bunte Mischung aus traditionellem Uhrmacherbetrieb, Juwelier mit integriertem Service bis hin zu spezialisierten Werkstätten, die sich auf Raritäten eingeschossen haben.
Hier kommt die Realität: Reich wird man nicht mit dem Schraubenzieher an der Werkbank. Das Einstiegsgehalt liegt selten über 2.300 € – mit etwas Erfahrung oder Spezialisierung sind durchaus 2.600 € bis 2.900 € drin. Es gibt Ausnahmen, etwa wenn man Richtung Luxusuhren abdriftet oder ins Management eines größeren Fachgeschäfts wandert. Aber im Großen und Ganzen gilt: Es bleibt eine feine Linie zwischen Berufung und Brotberuf. Wem Zahlen wichtiger sind als das Gefühl, eine fast tote Uhr zum Schwingen zu bringen – der sollte besser gleich ins Vertriebswesen wechseln. Dennoch: Gerade der stabile Kundenkreis im Ruhrgebiet, die Nähe zu Metropolen, und, ja, das solide Ansehen handwerklicher Berufe hier in der Region sorgen dafür, dass der Job erstaunlich krisensicher ist. So ein Widerspruch – digitalisierte Welt, aber die Handwerker werden händeringend gesucht, sobald’s um Feines geht. Kein Scherz.
Mülheim an der Ruhr mag kein Mekka für Uhrensammler sein, und das Rollenbild des Uhrmachers wird so bald wohl nicht ins Rampenlicht rücken. Wer aber Lust auf Mechanik, Geduld und ein bisschen Eigensinn hat – der findet in diesem Beruf nicht nur tickende Minuten, sondern erstaunlich viel Selbstbestätigung. Vielleicht ist es genau das: In einer Welt, in der alles immer neue Updates braucht, bleibt der Uhrmacher so etwas wie der entschleunigte Beweis, dass handwerkliches Können nie ganz altmodisch wird. Oder anders: Uhrmacher sein in Mülheim ist kein Beruf für Blender, sondern für Detailverliebte und Beharrliche. Nicht leicht, nicht glamourös. Aber manchmal – ja, manchmal ist es genau das Richtige.
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