Orizon GmbH Niederlassung Dortmund | 58452 Witten
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Juwelier Rüschenbeck KG | 40213 Düsseldorf
Breguet c/o The Swatch Group (Deutschland) GmbH | 40213 Düsseldorf
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Wie viel Geduld passt in eine Handfläche? Als Uhrmacherin – oder Uhrmacher, der Ordnung halber – weiß man irgendwann, dass Geduld nicht alles ist. Sie ist das Grundrauschen. Was aber wirklich zählt, ist diese merkwürdige Mischung aus Fingerspitzengefühl, detektivischer Neugierde und – ich sage es, wie's ist – einer fast unverschämten Liebe zur Präzision. In Mönchengladbach, wo man der schönen Oberfläche gern mal misstraut, merkt man schnell: Hier braucht es Leute, die bereit sind, sich die Hände schmutzig zu machen und trotzdem fast unsichtbar zu bleiben. Nicht gerade ein Beruf für Rampenlichtsuchende. Aber ein Beruf für Menschen, denen ein einziger Fehlton im Uhrwerk den Tag verhagelt. Und das sage ich mit aller Bewunderung.
Wer als Berufseinsteiger oder erfahrene Fachkraft über den goldenen Zeigerschatten auf die Werkbank blickt, merkt bald: In Mönchengladbach ist der Alltag facettenreicher als der erste Blick vermuten lässt. Das klassische Bild – Einzeltäter mit Lupe am Auge, schweigend über einer alten Taschenuhr hockend – stimmt längst nicht mehr. Einerseits kommen Kundinnen mit Erbstücken aus den Nachkriegsjahren – das Herz hängt an Omas Junghans, aber tickt sie noch richtig? Andererseits bringen Technikfans ihre Smartwatches, für die sie zwar keinen emotionalen Roman parat haben, aber umso höhere Erwartungen in puncto Funktionalität. Wer heute als Uhrmacher arbeitet, bewegt sich also zwischen analoger Nostalgie und digitalem Tüfteln. Meistens gleichzeitig. Wem dabei nicht der Kopf raucht, der versteht sein Handwerk. Oder – ist einfach schmerzfrei.
Mönchengladbach, ehrlich gesagt, ist kein Zentrum der Nobeluhrenproduktion. Hier entstehen keine Haute-Horlogerie-Legenden, wie man sie am Genfer See bauen mag. Nein, hier lebt das Geschäft von Bodenständigkeit. Familienunternehmen dominieren, oft in dritter Generation, mit eigenen Charakterköpfen hinter dem Tresen. Das hat Vorteile – der kurze Draht zum Chef, der auf Zuruf „Komm, ich zeig dir das mal richtig“ sagt. Gleichzeitig aber spürt man, wie empfindlich das Plätzchen ist, auf dem dieses Handwerk steht: Wenn einer den Betrieb schließt, fehlt plötzlich ein Stück Stadtgeschichte. Aber eben auch ein Arbeitsplatz.
Wer denkt, Uhrmacher wäre ein aussterbender Beruf, sollte mal vor Weihnachten am Reparaturtresen stehen. Die Auftragsbücher quellen fast über. Auch, weil echte Alternativen fehlen: „Wegwerfen“ ist zwar billiger geworden, die Sehnsucht nach Reparatur und Wertigkeit aber feiert längst ein Comeback. Heißt in Zahlen? Das ist natürlich regional unterschiedlich. In Mönchengladbach bewegt sich das Monatsgehalt für Berufseinsteiger meist um die 2.400 € bis 2.700 € – selten deutlich mehr. Mit Erfahrung geht’s in Richtung 3.000 €, vereinzelt auch darüber. Von den Schweizer Verhältnissen – 4.000 € aufwärts – lässt man also besser die Finger. Aber: Wer mit Hand und Herz arbeitet, erlebt hier echte Wertschätzung. Das ist kein frommer Spruch. Die Kundschaft kommt mit ihren Geschichten, nicht bloß mit Defekten. Und manchmal spendieren sie auch ein Stück Apfelkuchen, wenn das Werk wieder schnurrt.
Was viele unterschätzen: Das Uhrmacherhandwerk ist kein toter Ast am Baum der Berufe. Wer neugierig bleibt, kann sich weiterentwickeln – sei es ins Mikromechanische, zur Restaurierung alter Uhren oder in Richtung elektronische Zeitmesser. Es gibt regionale Kurse, oft in Kooperation mit traditionsreichen Werkstätten, und ab und zu tatsächlich noch Nachwuchsförderung, die ihren Namen verdient. Es ist kein einfacher Weg. Die Anforderungen an Genauigkeit, aber auch an digitale Kompetenzen haben spürbar angezogen. Wer da mitzieht, findet durchaus seinen Platz – manchmal sogar seine Nische.
Und doch, einen Satz gönne ich mir: Uhrmacher in Mönchengladbach zu sein heißt, mit der Zeit zu gehen, ohne sie je loszulassen. Klingt pathetisch? Mag sein. Aber ich bleibe dabei. Manchmal zählt am Ende eben nicht die perfekte Uhrzeit, sondern dass jemand überhaupt noch weiß, wie man sie findet.
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