Elis Deutschland | Zerbst/Anhalt
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Elis Group Services GmbH | 14461 Fürstenwalde, Neustadt an der Orla
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Elis Group Services GmbH | 14461 Fürstenwalde, Neustadt an der Orla
Wer in Potsdam als Textilingenieur unterwegs ist, landet nicht in einer der ganz großen deutschen Stoffmetropolen. Kein Leipzig, kein Krefeld. Dafür gibt es etwas anderes – eine eigenartige Mischung aus kleinteiliger Innovation, regionaler Geduld und dem ewigen Spagat zwischen Tradition und Avantgarde. Mir fällt auf: Hier muss man manchmal genauer hinschauen, um den wahren Pulsschlag der Branche zu spüren. Und wenn man einmal drin ist, lässt sie einen nicht mehr so schnell los.
So spektakulär ist der Alltag als Textilingenieur vielleicht selten. Auch in Potsdam nicht, zugegeben. Dennoch – langweilig ist anders. Der Beruf ist überraschend weit gefasst. Von der Entwicklung neuartiger Verbundstoffe für industrielle Anwendungen bis hin zur ressourcenschonenden Optimierung von Produktionsprozessen – die Palette ist breiter, als es ein Blick auf das Etikett ahnen lässt. In Potsdam, irgendwo zwischen Wissenschaftspark Golm und den kleineren Veredelungsbetrieben in der Peripherie, treffen klassische Textilveredlung und Hightech-Materialforschung aufeinander; nicht immer problemlos, oft aber mit einem Hauch von Aufbruch.
Obwohl Potsdam nicht als textiles Epizentrum gilt, entwickeln sich hier Nischen. Man könnte meinen: die Provinz. Aber Vorsicht vor vorschnellen Urteilen. Gerade die Nähe zu Berlin bringt Netzwerk-Impulse, ohne dass die ganz großen Textilkonzerne die Szene diktieren. Start-ups tüfteln an nachhaltigen Materialien, Forschungseinrichtungen greifen das Thema intelligente Textilien auf. Und mittendrin? Die kleinen und mittleren Industriebranchen – ein bisschen wie Feigenblatt, aber mit erstaunlicher Bodenhaftung.
Wer als Berufseinsteiger in Potsdam Fuß fassen will, beginnt häufig in der Produktentwicklung, Qualitätssicherung oder – für die Mutigen – im Technologietransfer zwischen Forschung und Anwendung. Die Gehälter? Anfangs eher verhalten: Rechnen darf man mit 2.800 € bis 3.400 € monatlich. Zugegeben, kein goldener Handschlag, aber für die regionale Lebenshaltung solide genug, um nicht sofort an Flucht zu denken. Mit wachsender Erfahrung (und wenn man das berühmte Quäntchen Glück bei der Firmenwahl hat) springen auch 3.600 € bis 4.200 € heraus – vor allem im Schnittfeld zu technischen Sonderanwendungen oder F&E-Projekten. Was viele unterschätzen: Jenseits des klassischen Bekleidungssegments wächst der Stellenwert von Funktionstextilien, Verbundstoffen und Co. – hier sind Spezialkenntnisse plötzlich das, was man sonst oft vermisst: nachgefragt.
Textilingenieur zu sein, bedeutet in Potsdam: Immer wieder von vorn anfangen. Neue Technologien (digitale Fertigung, Nachhaltigkeit, Biofasern) wirbeln alte Routinen durcheinander. Weiterbildung ist nicht nur eine Option, sondern Dringlichkeit. Manchmal zweifelt man, ob die regionalen Angebote mithalten. Aber was – so frage ich mich – ist besser: ein bunter Methodenkoffer oder das tiefe Spezialwissen in einer Nische? Im Moment gewinnen oft die Allrounder. Doch der Wind kann schnell drehen, gerade wenn big science dem kleinen Handwerk die Themen vorgibt.
Als Textilingenieur in Potsdam braucht man Geduld, oft einen langen Atem – und die Lust, sich immer wieder neu zu verorten. Der Glamour anderer Branchen fehlt. Dafür gibt es rauen Charme, viel Gestaltungsfreiraum und gelegentliche Überraschungsmomente, wenn aus scheinbar beiläufigen Projekten relevante Neuerungen entstehen. Wer Innovation mit einer Prise Pragmatismus verbinden kann, findet in der hiesigen Landschaft genügend Spielraum – auch wenn man sich manchmal fragt: Warum ausgerechnet hier? Aber vielleicht ist das genau das Argument, es zu tun. Manchmal entstehen die spannendsten Entwicklungen ja doch, wo man sie zuerst gar nicht gesucht hätte.
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