DAA Deutsche Angestellten-Akademie GmbH | 21680 Stade
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ETH Garten- und Landschaftsbau GmbH & Co. KG | 20095 Hamburg
Workwise GmbH | 20095 Hamburg
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ETH Garten- und Landschaftsbau GmbH & Co. KG | 20095 Hamburg
Workwise GmbH | 20095 Hamburg
Wo anfangen? Vielleicht damit, dass Gartenbau auf Teufel komm raus unterschätzt wird – gerade im Norden. In Lübeck also, wo man allzu oft meint, Grünflächen seien so etwas wie Bonusmaterial zur Backsteinromantik. Das Berufsbild des Technikers im Gartenbau ist hier alles andere als angestaubt. Wer sich ernsthaft darauf einlässt, merkt schnell: Es ist ein Drahtseilakt zwischen Tradition, Technik und – ja, tatsächlich – ein Stück weit Gestaltungsmut.
Manchmal kommt es einem ja so vor, als müssten Techniker im Gartenbau von allem ein bisschen können. Pflanzenkunde? Standard. Aber dann: Substrat-Experimente im Gewächshaus, Steuerungen für Bewässerung programmieren, Pflanzenschutz nach EU-Norm. Und irgendwer soll auch die Diskussion mit dem Bauamt führen, sobald der nächste öffentliche Park neu geplant wird. Der Bürokratie-Anteil? Nicht zu unterschätzen – da täuscht das Bild vom immer erdigen Praktiker gewaltig.
Ein persönliches Geständnis: Ich war erstaunt, wie viel eigenwillige Dynamik Lübeck in Sachen Stadtgrün entwickelt. Ja, die Hansestadt ist traditionsbewusst – das schlägt sich auch im Umgang mit alten Alleen, Parkanlagen und Friedhöfen nieder. Gleichzeitig schwappt die Innovationswelle nach Norden. Urban-Gardening-Projekte, Versuche mit vertikaler Begrünung von Fassaden, Versickerungsflächen gegen Starkregen – alles wird plötzlich fachlich relevant. Techniker:innen sind gefragter als man ahnt, vor allem, wenn sie bereit sind, ökologische und technische Ansätze zu verbinden. Die Nachfrage an Fachkompetenz in Richtung Klimaanpassung wächst – und Lübeck? Hinkt manchmal hinterher, prescht dann aber an anderen Stellen wieder vor. Uneinheitlich und gerade deshalb faszinierend.
Kommen wir zur Geldfrage. Wer glaubt, im Gartenbau rollt der Rubel, sollte seine Erwartungen moderieren. Das Einstiegsgehalt liegt häufig um die 2.800 € – das kann schon mal enttäuschen, wenn man den vielen Verantwortungsposten gerecht werden soll. Mit Erfahrung oder Spezialisierung – Stichwort Baumpflege, Gewächshaussteuerung, Landschaftsökologie – lassen sich in Lübeck Gehälter von 3.000 € bis 3.600 € erreichen. Aber: Die Spreizung ist enorm, gerade zwischen Privatwirtschaft, Kommune und spezialisierten Betrieben. Was viele unterschätzen: Jobwechsel, Zusatzqualifikationen und regionale Besonderheiten (Fläche im Umland versus Stadtbetrieb) machen beim Einkommen manchmal mehr aus als alle formalen Abschlüsse.
Hand aufs Herz: Für Berufseinsteiger:innen fühlt sich das alles oft nach Sprung ins kalte Wasser an. Wer direkt aus der Ausbildung oder dem Technikerabschluss kommt, steht erst mal neben all den „alten Hasen“. Lübeck ist ein überschaubarer Markt – man kennt sich, beobachtet sich. Chancen? Groß – aber man muss sich beweisen, fachlich wie menschlich. Und da wären auch noch die Besonderheiten in Sachen Technik: Digitalisierung im Pflanzenbau, Fernerkundung, softwarebasierte Planung von Pflegezyklen. Die Hürden? Mitunter hoch, gerade wenn klassische Betriebe und innovative Start-ups Misstrauen gegeneinander pflegen. Doch genau hier liegt (aus meiner Sicht) die eigentliche Würze: Wer flexibel bleibt, sich auf wechselnde Technologien und Menschen einlässt, kann in Lübeck mehr bewegen, als in so mancher Großstadt mit Großklotzmentalität.
Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es reichlich – von Pflanzenschutz-Sachkunden über Baustellenlogistik bis hin zu Kursen in Landschaftsökologie. Der Knackpunkt ist: Nicht jede Fortbildung wird in Lübeck hoch gehandelt; vieles zählt nur dann wirklich, wenn es im eigenen Betrieb praktisch umgesetzt wird. Aber mal ehrlich: Wer Lust hat, nicht nur im Beet zu stehen, sondern Projekte ökologisch, technisch und menschlich vielfältig zu führen, für den bleibt der Gartenbau-Techniker genau das – ein Berufsfeld, in dem der Mix aus Bodenständigkeit, Erfindungsgeist, regionaler Verwurzelung und einer Prise Dickköpfigkeit gefragt ist.
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