Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz | 55116 Mainz
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Manchmal, wenn ich an meinem Schreibtisch sitze und die Datenflut der letzten Quartalsauswertung durchforste, frage ich mich, ob sich Außenstehende eigentlich vorstellen können, wie „wildwest“ es im Alltag eines Statistikers wirklich zugehen kann. Der Mythos vom stillen Zahlenmenschen im Elfenbeinturm – ja, den gibt es, aber Mannheim bricht mit solchen Klischees schnell. Hier geht’s rauer zu. Wer Statistiker in dieser Stadt werden will, muss nicht nur rechnen können; er oder sie sollte wissen, wann eine schräge Anomalie ein Fehlwert und wann sie ein echter Trend ist. Oder, zugespitzt: In Mannheim zählt man nicht nur, man beginnt irgendwann, die Stadt selbst zu lesen.
Geht man mit frischem Abschluss oder als Seiteneinsteiger in den Statistikberuf, begegnet man in Mannheim einer kuriosen Gemengelage. Da sind Pharma-Unternehmen mit Hochhäusern am Stadtrand, wo klinische Studien und Datenbanken nicht nur Schlagwörter, sondern handfeste Realität sind. Dann wieder: Institutionen wie das Statistische Landesamt, wo jede aufbereitete Zahl tief in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik eingreift. Und nicht zu vergessen: Die IT- und Beratungsagenturen, die mitten im Digitalisierungsschub recht ruppig neue Maßstäbe für Datenintegration und Data Science setzen. Wer an solche Aufgaben herangeht, sollte keine Angst vor Umbrüchen haben – hier wird manchmal heute noch mit Excel-Makros geflickt und morgen schon in modernen Data Lakes geschwommen. Mannheim ist vielleicht nicht Berlin oder München, aber wer hier gelernt hat, unterschiedlichste Datenwelten zu durchqueren, geht später selten baden.
Natürlich, ohne solide Kenntnisse in Statistik, Wahrscheinlichkeitstheorie und Programmen wie R oder Python braucht niemand zu hoffen, in Mannheims Datenlandschaft Fuß zu fassen. Was viele unterschätzen: Das eigentliche Handwerk beginnt meist nach dem Skript. Wer Statistik beherrscht, steht trotzdem regelmäßig vor neuen Mysterien – plötzlich taucht ein Ausreißer auf, der sich auch nach zehn Pivot-Tabellen nicht erklären lässt. Oder die Wirklichkeit in Form von fehlerhaften Rohdaten bricht so brutal ins mathematische Modell, dass alle Lehrbücher ratlos werden. Wer mittlerweile auf der Suche nach Wahrheit zwischen Indizes, Regressionen und Korrelationen manövriert, lernt: Mathematik ist keine Religion – manchmal ist sie eher ein Verhandlungspartner.
Ein klassisches Thema: das liebe Geld. Wer den Einstieg sucht, landet in Mannheim meist bei etwa 3.200 € bis 3.800 €. Mit ein paar Jahren Erfahrung in der Industrie, besonders der Pharma oder im Consulting, kann sich das Gehalt auf 4.000 € bis sogar 5.000 € schieben. Behörden zahlen, wie es Behörden eben tun – solide, aber selten spektakulär. Die Spreizung ist enorm: Hier macht sich bemerkbar, wie stark die Brücken zwischen Theorie (Universität), angewandter Forschung und praktischem Datenmanagement ausfallen. Manchmal fühlt man sich fast schon wie ein Handwerker für Logik – mit Werkzeugkoffer, aber ohne eigenes Zunftwappen.
Der regionale Charakter ist unausweichlich. Mannheim ist keine glamouröse Datenmetropole, eher ein Arbeitstier voller Widersprüche – bodenständig, aber innovationshungrig. Der Austausch mit Forschungseinrichtungen, aber auch mit Mittelstandsfirmen sorgt dafür, dass man als Statistiker stets zwischen der Welt der groben Praxistauglichkeit und feinnerviger Detailverliebtheit balanciert. Vieles bewegt sich, zum Beispiel die wachsende Nachfrage nach Experten im Bereich Machine Learning und KI. Aber: Wer keine Lust auf wechselnde Fragestellungen, komplexe Projektsysteme und manchmal unerwartete Umbrüche hat, wird hier selten glücklich. Manche Kollegen fluchen über die ewigen Ad-hoc-Analysen, andere genießen gerade diesen Wechsel – ich zähle mich mit letzterem eher zur zweiten Gruppe.
Manchmal frage ich mich: Warum machen wir das eigentlich? Die Antwort ist simpel und komplex zugleich. Es ist die Mischung aus Ehrgeiz und Realitätssinn, Neugier und Zweifel, Experiment und Kontrolle, die diesen Beruf – hier, am Neckar, im Schatten der großen Industrie – prägt. Wer als Berufseinsteiger, Wechsler oder erfahrener „Zahlenarbeiter“ in Mannheim startet, wird schnell merken: Es zählt weniger, wie spektakulär die Oberfläche wirkt – sondern, wie tief man bereit ist, unter die Zahlen zu tauchen.
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