Ketschauer Hof | 67146 Deidesheim
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Schloss Wachenheim AG | 54290 Trier
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Immer wieder frage ich mich, was Leute dazu bringt, sich in einem so speziellen Feld wie der Sommellerie zu versuchen. Gerade hier in Saarbrücken, das eigentlich – seien wir ehrlich – mehr für Lyoner und Schwenker als für gereifte Burgunder in Erinnerung bleibt. Aber wer einmal im Weinrausch die verborgene Seite der Stadt entdeckt hat, weiß: Saarbrücken hat mehr zu bieten, als es der erste Blick ahnen lässt. Für Berufseinsteigerinnen, wechselbereite Fachkräfte und alle, die sich auf dem Arbeitsmarkt neu orientieren, ist der Werdegang zum Sommelier hier so etwas wie ein Tanz zwischen bodenständiger Gastlichkeit und feinschmeckerischer Präzision.
Der Arbeitsalltag? Weniger glamourös, als so mancher Neuling beim Lesen einschlägiger Gourmetmagazine erwarten würde. Nein, der Sommelier ist kein Weinsaft-Philosoph, der den ganzen Tag genussvoll an Gläsern schnuppert. In der Realität – und das ist in Saarbrücken nicht anders als in Hamburg, sagen wir mal – heißt das auch: Listen aktualisieren, Lagerbestände prüfen, Gläser polieren (jede Menge davon). Und zwischendurch immer wieder kleine Fachgespräche mit Gästen, die sich entweder begeistert ratlos zeigen („Was passt denn zu Dibbelabbes?“), oder die dich mit Fragen nach seltenen Grand Crus testen, als wärst du im Weinkeller von Monaco aufgewachsen. Das ist keine Raketenwissenschaft – aber eben auch kein Spaziergang.
Jetzt mal Tacheles: In Saarbrücken ist das Gehaltsniveau für Sommeliers überschaubar, zumindest im Vergleich zu den großen deutschen Metropolen. Je nach Erfahrung und Arbeitgeber sind Summen zwischen 2.300 € und 3.000 € die Regel. Wer sich spezialisiert, etwa auf Champagner oder Sake, kann noch ein paar hundert Euro drauflegen. Allerdings gibt es hier keine Mär von unbegrenzten Prämien: Noch immer sind die Hierarchien klar – der Küchenchef hat das letzte Wort, der Sommelier sorgt für das sensorische Sahnehäubchen; und wenn die Umsätze sinken (was gerade bei schwächelndem Restaurantgeschäft kein reines Schreckgespenst mehr ist), rückt das Gehalt schnell ins Zentrum hitziger Diskussionen. Ein Trost: Im Vergleich zum einfachen Kellner ist der sommelierverdächtige Lohn mehr als nur ein Alibi für die Fachausbildung.
Was viele unterschätzen: Saarbrücken ist – milde ausgedrückt – keine typische Weinmetropole, aber der französische Einfluss ist spürbar wie ein Hauch Côte d’Azur an einem grauen Februartag. Regelmäßig wechseln Gäste nach dem Aperitif spontan von Riesling auf Crémant – Grenzregion eben. Die Süffigkeit des Lokalkolorits birgt für die Fachkräfte allerdings auch Fallstricke: Man muss sich immer auf weinaffine Gäste aus Luxemburg, Elsass oder Lothringen einstellen, die ihr Wissen offensiv vor sich hertragen. Plötzlich wird aus dem gemütlichen Tischgespräch eine Diskussion über Saartal-Terroirs. Nicht jeder Berufseinsteiger freut sich darauf. Anderseits: Wer rasch lernt, diese Vielstimmigkeit im Glas, auf der Zunge und im Dialog zu nutzen, hat einen Vorteil im regionalen Wettbewerb.
Bleibt noch die Frage (wie oft habe ich sie mir schon gestellt): Lohnt sich der Aufwand? In Saarbrücken gibt es zwar keine eigene Sommelier-Schule, aber Kooperationen mit Einrichtungen im benachbarten Frankreich und durchaus spannende Weinschulungen, häufig im Querschnitt mit Gastronomiebetrieben, machen einiges wett. Ohne Bereitschaft zur Weiterbildung, zu sensorischer Detailarbeit, zu sprachlicher Flexibilität (Stichwort: Französisch – ein echter Trumpf!) kommt man jedoch selten voran. Wer diesen Aufwand scheut, bleibt auf der Strecke oder macht Dienst nach Vorschrift. Klingt hart, ist aber Realität.
Unterm Strich also? Es ist kein Märchenjob, aber auch keine Sackgasse, sondern eher eine Herausforderung, die einem etwas abverlangt und doch eine unerwartete Form der Zufriedenheit spendet. Wer es schafft, sich auf die Mischung aus Fachlichkeit, gastlichem Instinkt und den kleinen Stolperfallen des Saarländischen einzulassen – der erlebt nicht nur im Glas, sondern auch im Berufsalltag eine seltene, dynamische Reife. Und manchmal, da steht man dann nachts an der frischen Luft vor dem Gasthaus, atmet durch, spürt das Prickeln des Crémant auf der Zunge – und denkt: Es hätte auch einfacher sein können. Aber vielleicht wäre es dann nicht halb so spannend.
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