Orangerie im Maritim Seehotel | 23669 Timmendorfer Strand
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Orangerie im Maritim Seehotel | 23669 Timmendorfer Strand
Wer einmal in Rostock auf der Langen Straße durch die Stadt läuft, vielleicht an einem frühen Abend im Sommer, der merkt schnell: Hier schwingt etwas anderes mit als in den klassischen Weinmetropolen Deutschlands. Möwen, ein Hauch Nordseeluft, kleine Bistros zwischen Fischräuchereien, und dazwischen – ein paar Sommelier-Jacken, die sich gern in den Szenen verstecken. Aber was bedeutet es eigentlich, hier an der Ostsee, als Sommelier in der Gastronomie Fuß zu fassen? Für Berufseinsteiger, aber auch für Kollegen, die Lust auf einen Neuanfang verspüren, entpuppt sich der Job hier als kleines Abenteuer. Mit manchmal rauem Wind, aber auch überraschenden Möglichkeiten.
Wer glaubt, Sommelier zu sein, hieße, dekadent edle Tropfen herumzureichen, irrt gewaltig – gerade in Rostock. Der Umgangston: meist direkter als im Süden, aber ehrlich. Und ehrlich sollte auch das fachliche Rüstzeug sein: umfassende Weinkenntnisse, klar, aber genauso ein Gespür für Menschen, Situationen und – in dieser Region ganz besonders – für Fisch und maritime Küche. Oft fragt man sich: Muss wirklich jedes Detail sitzen? Wahrscheinlich nicht. Aber spontan im Gespräch zu glänzen, mit Charme einen Weißburgunder zum Dorschfilet zu empfehlen und dabei das Budget der Gäste im Blick zu haben – das trennt hier die Spreu vom Weizen.
Rostocks Gastronomie lebt in einer ständigen Spannung. Einerseits Altbewährtes: viele Restaurants fahren auf hanseatisches Understatement, handwerkliche Küche, zurückhaltende Weinkarten – und manchmal spürt man die Skepsis gegenüber allzu hippen Trends. Andererseits tut sich gerade was. Junge Küchenchefs, Fusionkonzepte, kleine Weinbars entstehen, lokale Winzer aus dem Mecklenburger Hinterland werden auf flüssige Weise salonfähig. Wer hier mit offenen Augen durchs Berufsleben geht, merkt: Die als Sommelier geforderte Flexibilität – nicht nur auf der Karte, sondern auch im eigenen Kopf – wird hier zum entscheidenden Asset. Das kann manchmal anstrengend werden: Da steht man, hat einen südfranzösischen Roten ausgegraben, und der Stammgast wünscht seelenruhig einen „trockenen Weißen, aber bitte nicht so kompliziert“. Willkommen in Rostock.
Die nüchternen Fakten? Einsteiger in der gehobenen Gastronomie starten hier meist mit einem Monatsgehalt von etwa 2.400 € bis 2.900 €. Wer Erfahrung und Fortbildungen mitbringt oder strategisch in renommierten Häusern anheuert, kann – mit etwas Verhandlungsgeschick und nach einigen Saisons – auf bis zu 3.200 € oder auch 3.600 € kommen. Manchmal geht’s bergauf, oft aber bleibt Luft nach oben – insbesondere verglichen mit den Hotspots im Süden oder Westen. Die Lebenshaltungskosten sind in Rostock jedoch (noch) moderater, auch das sollte man einkalkulieren. Und nicht zu vergessen: Der finanzielle Ausreißer – das Trinkgeld. Mal ein warmer Windhauch, mal ein laues Lüftchen, aber ohne das richtige Auftreten auch gerne Stille auf dem Konto.
Was viele unterschätzen: Sommelier zu sein bedeutet hier, oft ein wenig Erklärer, manchmal Entertainer, fast immer Brückenbauer zwischen den Erwartungen der Gäste und der Philosophie der Küche zu sein. Wer Geduld mitbringt (und ein bisschen Humor), trifft in Rostock auf ein Umfeld, das weniger von steiler Karriere als von ehrlicher Entwicklung geprägt ist. Weiterbildung? Wird wertgeschätzt, ist aber eher Nischenphänomen – die wenigen Aufstiegsfortbildungen laufen meist über die IHK, einzelne Fachakademien oder spezialisierte Sommelierschulen, wobei praktische Erfahrung meist mehr zählt als der dickste Zettel.
Ob ich diesen Job empfehlen würde? Kommt drauf an. Wer Glanz und Glamour erwartet, sollte vielleicht weiterziehen; wer Lust auf echtes Handwerk, Nähe zu Küche und Gästen, gelegentliche maritime Wetterlagen und eine Gastronomie im Wandel hat, ist hier richtig. Die Weinwelt mag im Norden kleiner wirken – aber unterschätzt nicht, wie groß sie werden kann, wenn man einmal hier Wurzeln schlägt. Zwischen Boddenduft, der Hektik eines vollen Samstagabends und einer ehrlichen Rückmeldung vom Gast – das ist die Sommelier-Rolle in Rostock. Nicht immer leicht, aber selten langweilig.
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