Getränke Ahlers GmbH | 38312 Achim
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Getränke Ahlers GmbH | 38312 Achim
Wer in Oldenburg ins Glas schaut, sieht mehr als bloße Rebe oder vergängliche Mode. Die Szene hier erinnert mich manchmal an einen gut gelagerten Riesling: Nicht überall sprudelnd, aber voller Tiefe, Ecken – und gelegentlichen Bitterstoffen. Berufseinsteiger, Leute mit Lust auf Tapetenwechsel, oder Neugierige, die sich fragen: „Kann man als Sommelier in Oldenburg mehr als Flaschen drehen?“ – Die Antwort ist komplizierter, als es auf den ersten Blick aussieht.
Klingt elitär, dieser Job – das ist die eine Seite. Tatsächlich muss man in Oldenburgs Gastronomie mehr können als Weine erkennen und mit Fachvokabular um sich werfen. Gäste von der Küste, Banker aus dem Umland, hin und wieder ein Vegan-Trend – der Sommelier jongliert Erwartungen, berät mit Auge für den Moment und kämpft an fast jedem Abend auch gegen die Unsicherheit, ob das heute wieder eine Ehrenrunde für den eigenen Geschmackssinn wird – oder ein Reinfall, weil die Region gern bodenständig bleibt.
Tatsächlich ist der Alltag gespickt mit allem, was die Branche an Herausforderungen hergibt: knappe Karten, alteingesessene Lieferanten und eine Gästeschicht, die zwischen Studentenkeller und aufstrebendem Gourmet-Tempel wechselt. Man tastet sich durch Sortimente – neben Wein inzwischen auch Craftbeer, lokale Spirituosen, Mocktails. Trends? Gehen in Oldenburg nicht spurlos vorbei, aber hier wird länger geprüft, bevor irgendwas auf die Karte kommt.
Ein heikles Thema, dem man nur mit einer Prise Humor begegnen kann. Das Einstiegsgehalt liegt meist zwischen 2.500 € und 2.900 €. Der Sprung zu 3.200 € ist machbar, vielleicht sogar ein bisschen mehr, wenn man sich auf anspruchsvollere Häuser einlässt – oder bereit ist, die eine oder andere Doppelschicht zu drehen. Aber träumt bloß nicht vom Berliner Glanz oder Münchner Spielgeld. Oldenburg bleibt bodenständig – auch in Sachen Geld.
Was viele unterschätzen: Diverse Gastronomen bezahlen lieber solide, aber erwarten im Gegenzug Flexibilität, ein breites Getränkewissen und gelegentlich Aufgaben jenseits des Probiergläschens. Da wird der Sommelier auch mal zum Berater im Einkauf oder Event-Koordinator, was zwar den Horizont erweitert, aber selten den Lohn explodieren lässt.
Eigentlich mag ich, dass hier nicht jeder gleich ein Diplom vorzeigen muss. Viele starten klassisch – Ausbildung im Restaurant oder Hotel, später Zusatzqualifikation, manchmal rein autodidaktisch, manchmal über die regionale IHK und die eigenwilligen Sommelier-Abende, die sich hier eingebürgert haben. Weiterbildung bleibt wichtig: Neue Techniken (Stichwort: alkoholfreie Pairings), nachhaltige Lieferketten und – ob es gefällt oder nicht – Digitalisierungs-Trends aus der Gastrobranche. Wer offen ist und nicht nur auf Bordeaux abonniert, findet Gelegenheiten. Ob im Familienbetrieb oder ambitionierten Neueröffnungen: Oldenburg sucht Generalisten mit Charakter und Haltung, keinen Fließband-Sommelier.
Manchmal frage ich mich, wer sich in Oldenburg wirklich langfristig wohlfühlt in diesem Beruf. Wer Neugier, Belastbarkeit und Fingerspitzengefühl mitbringt, wird die Mischung aus Regionalität und vorsichtiger Innovation genießen. Aber: Wer Glamour sucht, sollte vielleicht lieber gen Süden. Hier entsteht Qualität im Stillen, oft abseits großer Bühnen, und die wahren Erfolge sind selten laut. Was bleibt? Ehrliche Arbeit, ein enger Draht zu den Gästen – und dieses seltsame Gefühl, dass jede ausgeschenkte Flasche ein kleines Bekenntnis zur Region ist. Kein leichter Weg, aber einer mit Charakter. Gerade das macht den Beruf für viele so verdammt reizvoll – und manchmal auch verdammt anstrengend.
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