The Ritz-Carlton, Wolfsburg | 38440 Wolfsburg
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Getränke Ahlers GmbH | 38312 Achim
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Die Vorstellung, als Sommelier in Magdeburg sein Glück – oder besser: seinen Berufsstolz – zu finden, wirkt zunächst exotisch. Zugegeben, in Paris oder Hamburg wird Wein vielleicht lauter zelebriert. Aber Magdeburg? Achtung: Die Überraschungen liegen oft im Verborgenen, irgendwo zwischen ambitionierter Provinz, rauer Lebenswirklichkeit und einer unerwartet hungrigen Kultur- und Gastro-Szene. Hier, in den Gewölben feiner Restaurants an der Elbe und in mitunter spröden Hotelbars, begegnet einem das Berufsfeld Sommelier mit einer Mischung aus erdiger Pragmatik und leiser Finesse. Das klingt widersprüchlich? Ist es auch – und genau darin liegt der Reiz.
Manchmal stelle ich mir vor, was Berufseinsteiger denken, wenn sie klangvolle Titel à la „Sommelier“ hören: Ist das nicht der Typ mit der silbernen Kette, der beim Wein arrogant die Nase rümpft? – Ein Trugbild, das sich hartnäckig hält. Die Wirklichkeit in Magdeburg ist solider getaktet: Neben dem obligatorischen Verkosten und Beraten sind Service, Schulung des Teams und Lieferantenmanagement an der Tagesordnung. Wer meint, es gehe nur um Hochglanz und Duftnoten von Cassis, hat den Giro-Ordner des Hauses noch nicht gesehen. Die Lagerlisten wollen gepflegt, Weinkarten kalkuliert – und die ein oder andere spontane Eskapade zwischen Sektkühler und Spülmaschine kann vorkommen. Kein Kunsthandwerk, aber deutlich mehr als Show.
Klar, Magdeburg ist kein München. Aber: Die Dichte ambitionierter Häuser wächst. Der Wandel der lokalen Gastro-Landschaft – teils angeschoben von einer vorsichtigen Rückkehr zur Kulinarik, teils von jungen Chefinnen und Chefs, die nicht mehr nur Kartoffelsalat auf den Tisch bringen wollen – tut sein Übriges. Das bedeutet auch für Sommeliers: Wer Lust auf Gestaltungsraum, Nähe zum Gast und ein gewisses Maß an Improvisation hat, kann hier Fuß fassen. Und zwar ohne im ewigen Hamsterrad der Großstädte zu enden.
Was verdient man als Sommelier in Magdeburg? Tja, manch einer stellt sich da glamouröse Summen vor – doch die Korken knallen nicht endlos. Übers Jahr gesehen liegen Einstiegsgehälter meist zwischen 2.300 € und 2.700 €. Mit Erfahrung, Reputation (und dem richtigen Haus im Rücken) sind 3.000 € bis knapp 3.400 € drin. Ein Ausreißer nach oben? Selten, aber nicht ausgeschlossen. Rechnet man noch Trinkgelder und gelegentliche Event-Gagen hinzu, kann sich das Blatt wenden. Was viele unterschätzen: Es bleibt ein handfester Job, der auch mal Nachtschichten, Durchhänger und ein robustes Nervenkostüm verlangt. Die Liebe zum Detail ist das eine – der feste Stand auf Bodenfliesen das andere.
Wer sich weiterentwickeln will, findet in und um Magdeburg Angebote – nicht im Übermaß, aber mit erstaunlicher Nähe zum Alltag. Branchenspezifische Schulen und Referenten feuern Impulse, von sensorischer Schulung bis digitalem Bestandsmanagement. Es gibt Gastronomen, die fördern gezielt, andere behalten lieber die alten Routinen. Die Entscheidung, wie weit man im Kaninchenbau Sommelier abtauchen möchte, muss jeder selbst treffen. Fest steht: Der Beruf verlangt nach Ambivalenz. Zwischen Handwerk und Haltung, Genuss und Geschäft, Bauch und Kopf. Man sagt ja: Nur wer sich ändern kann, hat eine Chance. Im Wein – wie in der Gastronomie von Magdeburg.
Der Sommelier in Magdeburg ist selten laut, nie reiner Dienstleister, immer ein bisschen Vermittler. Man muss sich selbst überraschen wollen, keine Angst haben, jeden Abend neu anzufangen, gelegentlich Irrwege einzuräumen – und trotzdem Gäste wie Team für die eigene Leidenschaft gewinnen. Ob das reicht? Das kommt auf den Blickwinkel an. Ich finde: Es ist ein Beruf für Kopfmenschen mit Herz und Hand, für Genießer ohne Glamour-Attitüde, für Pragmatiker mit Faible für Details. Der Rest – nun, das ist Geschmackssache. Aber war das nicht schon immer so, beim Wein?
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