The Grand Green - Familux Resort | Oberhof
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Spa & Golf Resort Weimarer Land Betriebsges. mbH | 99444 Blankenhain
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Man landet ja selten zufällig in diesem Metier. Klar, die Liebe zu gutem Wein – vielleicht als Erstes, als Klischee. Aber ein Sommelier ist mehr als ein wandelnder Weinkeller oder ein Verkoster mit gestrenger Miene und silbern blitzendem Tastevin am Revers. In Erfurt, mitten im Herzen Thüringens, bekommt dieser Beruf einen speziellen Dreh. Wer hier als Berufseinsteiger:in oder erfahrene Fachkraft in die gastronomische Welt des Sommelier-Handwerks eintaucht, merkt schnell: Zwischen Kräuterlikör, deftiger Bratwurst und ambitionierter Küche lässt sich einiges erleben. Nur die romantische Vorstellung von gestillten Kerzen und samtiger Stille – die sollte man besser einpacken, bevor man den ersten Satz Weingläser zum Polieren bekommt.
Aufgaben? Die klassischen, natürlich: Beratung der Gäste, Erstellung der Weinkarte, Kommunikation mit dem Küchenteam – und das ewig unterschätzte, schweißtreibende Geschäft der Lager- und Bestandsführung. Ich habe erlebt, wie Kolleg:innen in Erfurt sich erst durch eine Schulung nach der anderen gequält haben, um dann vor Ort festzustellen: Theorie ist das eine, im Alltag schlägt Praxis alles. Lokale Gastronomen setzen gern auf regionale Produkte, verbinden moderne Weinkultur mit bodenständigen Fleischgerichten. Ein Spagat, der eigen ist für die Region – und der von den Sommeliers Flexibilität verlangt, manchmal auch einen robusten Magen. Im Ernst: Wer keine Freude an Kuriositäten wie Silvaner vom Erfurter Steilhang oder Bockwurst-Pairing hat, sollte besser noch einmal überlegen.
Ein Thema, das hier oft unter den Tisch fällt: das (nicht ganz unwichtige) Geld. Die Gehälter in und um Erfurt bewegen sich im Mittelmaß – irgendwo zwischen 2.500 € und 3.200 €, je nach Haus, Erfahrung, Saison und Leistungsbereitschaft. Wirklich herausragende Bezahlung? Die ist, wie so oft jenseits der Metropolen, eher selten, aber nicht unmöglich – und, nicht verschweigen, oft gekoppelt an einen ziemlich fordernden Arbeitsalltag. Da hilft alles Streben nach Genusskultur nichts: Wer nicht die Bereitschaft mitbringt, auch Stoßzeiten und Hektik souverän auszuhalten, wird es schwer haben. Sind die Nischenrollen, die sich etwa in der Sternegastronomie auftun, lohnenswerter? Vielleicht – doch auch da entscheidet am Ende die Vielseitigkeit über die eigene Wertigkeit. Und Flexibilität, Flexibilität, Flexibilität. Habe ich das schon erwähnt? Wohl lieber einmal zu oft.
In letzter Zeit hat sich die Branche in Erfurt bemerkenswert breit aufgestellt. Das hat viel mit dem neuen Selbstbewusstsein der Region zu tun. Die Winzerszene rund um Saale-Unstrut und kleinere, zum Teil absurd engagierte Weingüter in Ostthüringen bringen frischen Wind in die Karten – etwas, das für junge Sommeliers eine echte Spielwiese sein kann. Die alte Grenzziehung zwischen klassischer Hotellerie und ambitionierten Stadtbistros löst sich langsam auf, was den Einstieg für Quereinsteiger:innen oder Fortgeschrittene zuweilen sogar leichter macht als anderswo. Und die Gäste? Die tauchen zunehmend wissbegierig auf, sind interessiert an regionaltypischen Besonderheiten – und, das darf man getrost anmerken, nicht mehr ganz so skeptisch gegenüber ungewöhnlichen Empfehlungen wie noch vor fünf Jahren.
Apropos Weiterbildung. Nicht wenige unterschätzen, wie sehr die ständigen Veränderungen in der Produktion – Klimawandel, neue Kellertechnologien, Biowein, alkoholfreie Alternativen – auch das Spektrum des Berufs beeinflussen. Wer in Erfurt als Sommelier Fuß fassen und mit den Entwicklungen Schritt halten will, kommt um regelmäßige Schulungen kaum herum. Thüringen selbst bildet weiter, aber oft reicht das Angebot nicht. Wer schlau ist, schaut bei deutschen Weinakademien vorbei – oder macht kurzerhand sein eigenes Fortbildungsprogramm, etwa mit internen Tastings, Landwirtschaftseinsichten oder Küchen-Shadowing. Klischee? Keineswegs – eher Grundvoraussetzung, um auf lange Sicht ernst genommen zu werden.
Fazit? Den gibt es so nicht. Wer als Sommelier in Erfurt beginnt oder den Seitenwechsel erwägt, wird irritiert und inspiriert, manchmal im selben Atemzug. Tiefgang ist gefragt; wer Bock auf Eintönigkeit hat, ist schief gewickelt. Die gute Nachricht: Die Region bietet Vorwärtsdrang, Experimentierfreude – und Platz für Charakterköpfe, die Wein zum Sprechen bringen. Genug graue Theorie fürs Erste. Vielleicht lieber ein Glas Weißburgunder – irgendwo zwischen Konvention und Neugier. Das passt zu Erfurt wie ein ordentliches Sauerteigbrot zum Riesling.
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